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Hochschule mit Tradition. Seit 60 Jahren wird an der HFF gelernt und gelehrt – wie hier im Synchronisationsstudio der Hochschule.

©  dpa

Landeshauptstadt: Ein Doktor in 3D

Die Filmhochschule HFF in Babelsberg soll Anfang Juli zur Filmuniversität erhoben werden – als einzige in ganz Deutschland

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Babelsberg - Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) soll noch in diesem Jahr Filmuniversität werden. Wie die PNN vom brandenburgischen Wissenschaftsministerium erfahren haben, wurde für den Gründungsakt der 8. Juli dieses Jahres bereits vorgemerkt. Die HFF begeht in diesem Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum. Bislang ist sie Brandenburgs einzige Kunsthochschule, als Universität wäre sie die einzige Filmuniversität in ganz Deutschland. Damit verbunden wäre eine eklatante Steigerung des wissenschaftlichen Renommees der Hochschule. Hinzu kommt, dass die Studierenden dann auch an der Filmhochschule promovieren können – und das in zukunftsweisenden Disziplinen wie 3D-Film oder Multimedia. Als Universität wäre es für die HFF zudem einfacher, Forschungsgelder etwa bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) einzuwerben.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte am Donnerstag die Pläne: „Mit dem Vorhaben, Universität zu werden, setzt die Hochschule einen weiteren Meilenstein für das Filmland Brandenburg.“ Als Deutschlands größte und älteste Medienhochschule habe die traditionsreiche Institution ein einzigartiges Profil in der deutschen Hochschullandschaft entwickelt, sagte Woidke nach einem Gespräch mit HFF-Präsidentin Susanne Stürmer. Durch den Status der Universität könne eine völlig neue Qualität der Ausbildung erreicht werden.

An der Filmhochschule unweit des Babelsberger Studiogeländes lernen derzeit knapp 500 Studierende das Filmhandwerk, vornehmlich in den klassischen Studienrichtungen Regie, Kamera, Ton, Animation und Schauspiel. Daneben besteht ein medienwissenschaftlicher Zweig. Die Idee zur Umwandlung in eine Universität geht bereits auf den langjährigen HFF-Präsidenten Dieter Wiedemann zurück, ein erster Antrag wurde noch unter Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) 2007 gestellt. Allerdings waren für das Ziel eine Reihe von strukturellen Änderungen an der Hochschule nötig, vor allem mussten neue Studiengänge eingerichtet werden. Zum Wintersemester 2014/15 nun kann die HFF fünf neue Masterstudiengänge vorweisen: Cinematography als Master of Fine Arts zur Ausprägung der individuellen künstlerischen Handschrift, Drehbuch/Dramaturgie, Film- und Fernsehproduktion, Regie als Master of Fine Arts sowie Szenografie/Production Design ebenfalls als Master of Fine Arts.

Die HFF hat in den vergangenen Jahren ihre Forschungsschwerpunkte stark ausgebaut – was eine Voraussetzung für die Transformation zur Universität war. Neben der traditionell an der HFF beheimateten medienwissenschaftlichen Film- und Fernsehanalyse sind unter anderem die Bereiche 3D-Film-Forschung, digitale Multimediabanken, Kinder- und Jugendmedienkultur und audiovisuelle Kommunikation von Fragen des Klimawandels hinzugekommen. In der Medienwissenschaft, der anwendungsbezogenen Forschung im technischen Bereich sowie bei Forschungskooperationen mit Forschungseinrichtungen und Universitäten sieht die HFF sich erfolgreich. „Die HFF hat in der Forschung in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte erzielen können“, sagte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) den PNN.

Ein Beispiel für ein fachübergreifendes Forschungsprojekt der Hochschule ist der Film „Der Imagonaut“. Der mit einer 180-Grad-Technik gedrehte Spielfilm, der auf der diesjährigen Berlinale Premiere hatte, ist eine technische Weltneuheit: Der Betrachter kann durch eine halb kreisförmige Leinwand in den filmischen Raum praktisch eintauchen.

Für Ministerin Kunst steht dem Übergang zur Filmuniversität nichts mehr im Wege: „Ich sehe die HFF auf gutem Wege, nach bisherigen Plänen soll der Hochschulentwicklungsplan bereits im Mai vorliegen“, sagte sie. Mit dem jüngst unterzeichneten Hochschulvertrag sei der Rahmen – auch der finanzielle – für die nächsten Schritte gesetzt. Als Fortschritt für die Forschung sieht Kunst insbesondere die Integration des Filmmuseums in die HFF. Sie biete Raum für neue Forschungsaktivitäten mit Partnern aus der Stadtmitte, wie dem ZZF und dem Einstein-Forum. Das Filmmuseum hat filmische Archivbestände, hier könnte sich der Bedarf an Aufarbeitung mit den Interessen von Promovierenden zusammenbringen lassen. Auch die angestrebte Kooperation mit anderen brandenburgischen Hochschulen in einem „Zentrum für Medienwissenschaften“ lasse eine engere Verknüpfung der HFF mit medienwissenschaftlichen Partnern erwarten.

Die HFF-Präsidentin Susanne Stürmer hatte den Schritt zur Universität für die Filmschule den PNN gegenüber als folgerichtig bezeichnet. Mit dem Vorhaben renne man auch bei ihr offene Türen ein. „Ich sehe es als eine positive Herausforderung.“ Die Umwandlung in eine Universität sei auch ein Impuls, das bisherige Vorgehen zu überprüfen: „Was machen wir richtig, was kann anders werden und wo wollen wir hin?“

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