Von Jana Haase: Ein Grund zum Feiern
1911 wurde der erste internationale Frauentag begangen / Festveranstaltung im Nikolaisaal am 8. März
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Rein rechnerisch sind die Potsdamerinnen in der Überzahl: 79 633 Frauen und 73 484 Männer leben in Potsdam. Gleichberechtigt sind beide Geschlechter aber auch zum mittlerweile 100. Jubiläum des internationalen Frauentages noch nicht, wie Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick gestern vor Journalisten sagte. Beispiel Entlohnung: Frauen kommen in der Landeshauptstadt auf einen Bruttostundenlohn von durchschnittlich 22 Euro, bei den Männern sind es 28 Euro, zitierte Trauth- Koschnick Zahlen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Diese Ungleichheit wirke sich auf die finanzielle Versorgung sowohl bei Arbeitslosigkeit als auch im Alter aus, betonte die Gleichstellungsbeauftragte: In Potsdam liege die Durchschnittsrente für Frauen bei monatlich 944 Euro, für Männer hingegen bei 1153 Euro.
Es gibt also nach wie vor guten Grund, den Frauentag, der am 8. März 1911 auf Anregung der Sozialistin Clara Zetkin in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz erstmals begangen wurde, und der seit 1977 von den Vereinten Nationen zum „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ ausgerufen wurde, zu feiern. „Die Frauenwoche ist zum festen Bestandteil der frauen- und gleichstellungspolitischen Arbeit unserer Stadt geworden“, sagte Martina Trauth-Koschnick.
Insgesamt 18 Veranstaltungen umfasst das Programm der Frauenwoche, das die Gleichstellungsbeauftragte gestern gemeinsam mit Vertreterinnen des Autonomen Frauenzentrums, des Deutschen Gewerkschaftsbunds und des Filmverbands Brandenburg vorstellte. Höhepunkt ist die Frauentagsfeier im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße am 8. März unter dem Motto „100 Jahre Internationaler Frauentag – Spuren und Visionen“.
Ob Potsdamerinnen bereits 1911 den Frauentag begangen haben, blieb gestern offen: Vielleicht weiß die Historikerin Gisela Notz als Festrednerin bei der Frauentagsfeier mehr dazu. Empfangen werden die Festgäste am 8. März ab 18 Uhr im Foyer des Nikolaisaals von der Künstlerin Heike Isenmann, die unter dem Motto „Lassen Sie sich verwandeln“ zu einer Papierpuppen-Aktion einlädt. Beim Bühnenprogramm ab 19 Uhr hat nach der Begrüßung und dem Festvortrag das Publikum das Sagen: Denn die vier Frauen des Berliner Improvisationstheaters „Die Gorillas“ brauchen die Gäste als Stichwortgeber für die angekündigte „Weibershow“.
Karten für die Veranstaltung gibt es zum Preis von 8 Euro plus Vorverkaufsgebühr in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals und an der Abendkasse. Um Kunst von Frauen geht es auch bei anderen Veranstaltungen am Frauentag: Die Potsdamer erwartet unter anderem eine Straßen-Kunst-Aktion des Autonomen Frauenzentrums auf der Brandenburger Straße. Ab 16.30 Uhr ist eine Demonstration gegen Flüchtlingslager für Frauen angekündigt, die Route führt vom S-Bahnhof Babelsberg zum Platz der Einheit. Da der Frauentag in die Karnevalszeit fällt, wird im Bürgerhaus Sternzeichen, Galileistraße 37-39, ab 14 Uhr Weiberfastnacht gefeiert. Anlässlich des Weltgebetstages am 4. März laden christliche Frauen stadtweit zu sieben ökumenischen Gottesdiensten ein.
Das komplette Programm der Frauenwoche im Internet auf www.potsdam.de unter „Aktuelles“.
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