
© MB
Homepage: Ein Krokus, der im Herbst blüht Der Kotschys Krokus
hat zartlilafarbene Blüten
Stand:
Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es viele exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine dieser Pflanzen vor.
Botanische Gärten tauschen untereinander Pflanzensamen. Dies tun sie schon seit langer Zeit, und es hat zur Vielfalt der dort gepflegten Pflanzenarten – im Botanischen Garten Potsdams zum Beispiel mehr als 10 000 – enorm beigetragen. Manche exotischen Arten sind andererseits aus Botanischen Gärten verwildert und sogar zu Problemunkräutern geworden, man spricht dann von Biologischer Invasionen. Der Austausch wird über Samenverzeichnisse abgewickelt. Eine solche, Index Seminum genannte Liste der Samen, die ein Garten abzugeben hat, erscheint regelmäßig – in Potsdam alle zwei Jahre – und wird an die korrespondierenden Gärten verschickt, von Potsdam aus an 326 Gärten aller Kontinente, nur nicht nach Australien.
Kotschys Krokus (Crocus kotschyanus) zeigt jetzt im September seine zartlilafarbenen, dunkler geaderten Blüten. Er gedeiht im Botanischen Garten der Universität Potsdam in verschiedenen Rasenflächen. Eine auffällige Verwilderungstendenz besteht hier nicht, wird allerdings seit 1981 aus England berichtet. Die Art ist an den leuchtend gelben Flecken im Blütenschlund zu erkennen, an den weißen Staubgefäßen sowie daran, dass die Blüten im Herbst, die Blätter aber erst im Frühjahr erscheinen. Die Art wurde von dem Berliner Botaniker Karl Koch im Jahr 1853 zu Ehren seines österreichischen Kollegen Theodor Kotschy benannt. Von den Herbstzeitlosen sind die Herbstkrokusse an ihren drei Staublättern zu unterscheiden, Herbstzeitlosen haben derer sechs.
Wenn Botaniker eine neue Pflanzenart benennen, müssen sie bestimmte Regeln beachten. Sie müssen dem Namen eine Beschreibung der Pflanze in lateinischer Sprache befügen. Sie müssen diesen Text an einer allgemein zugänglichen Stelle veröffentlichen, zum Beispiel in einer Fachzeitschrift oder in einem gedruckten Buch. Und sie müssen ein fachmännisch gepresstes Exemplar in einem Herbarium hinterlegen. Diese Regeln wurden jedoch erst 1906 auf dem Wiener Botanikerkongress festgelegt, davor vergebene Namen können auch ohne ihre Beachtung gültig sein. Der Name Crocus kotschyanus wurde von Koch 1853 im Index Seminum des Berliner Botanischen Gartens aufgestellt. Eine solche Vorgehensweise wäre heute nicht mehr akzeptabel, da diese Indices nicht allgemein zugänglich sind.
Im August fand in Australien der jüngste Botanik-Weltkongress statt. Dort wurde das Regelwerk für die Pflanzenbenennung in einigen Punkten modernisiert. Beispielsweise können künftig die Beschreibungen statt in Latein auch in Englisch abgefasst sein, und auch Online-Publikationen sind zugelassen – gleich zwei Revolutionen in der altehrwürdigen botanischen Wissenschaft.
Und warum schickt der Potsdamer Garten keine Samenkataloge nach Australien? Australien hat sich aus dem Tauschsystem der Botanischen Gärten komplett verabschiedet. Dort sind so viele Pflanzen aus fremden Kontinenten verwildert und zu Landplagen geworden, dass die Einfuhr jeglichen pflanzlichen Lebendmaterials strengstens reglementiert ist. Mit dem Versand von Samen nach Australien könnten wir in Konflikt mit der dortigen Gesetzgebung kommen. Michael Burkart
Jetzt sind die zarten Blüten von Kotschys Krokus im Botanischen Garten der Universität Potsdam zu sehen. Über Biologische Invasionen im Pflanzenreich informiert eine Ausstellung. Am Sonntag, dem 25.9. gibt es um 15 Uhr zudem einen temporeichen Theater- und Gärtnerspaß für die ganze Familie und Kinder ab 5 Jahren.
Michael Burkart
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: