
© K. Fritze
Landeshauptstadt: Ein leidenschaftlicher Kämpfer
Alfred Klein war Kanzler der Universität Potsdam in den Aufbaujahren der Hochschule – für den bereits im Mai verstorbenen Juristen und Philosophen lädt die Universitätsgesellschaft jetzt zur Trauerfeier ein
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Mit dem Kanzler einer Universität ist es ein wenig anders als mit einem Bundeskanzler – er führt die Geschäfte meist eher im Hintergrund, kümmert sich um das Personal, die Finanzen und die Liegenschaften einer Hochschule und steht dabei selten wie der Rektor oder die Rektorin im Licht der Öffentlichkeit: Auf den jetzt verstorbenen Alfred Klein, den zweiten Kanzler der Universität Potsdam, trifft das nicht ganz zu. Um ihn trauern nicht nur seine früheren Mitarbeiter an der Universität Potsdam und am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik, das er von 2002 bis 2004 leitete, er wurde in Potsdam und im Land Brandenburg auch geschätzt als engagiertes Gründungsmitglied der RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie), einem Netzwerk, das sich landesweit um Bildungsarbeit gegen Rassismus und für Demokratie kümmert.
Klein verstarb bereits am 5. Mai nach schwerer Krankheit – am Donnerstag dieser Woche lädt die Universitätsgesellschaft Potsdam zur Trauerfeier für den ehemaligen Kanzler ein. Der 1945 geborene Alfred Klein kam 1994 als Kanzler an die 1992 neu gegründete Universität. Den Neuanfang in der Landeshaupstadt zählte er rückblickend zu den Höhepunkten seines Lebens: „Die besten Zeiten in meinem beruflichen und persönlichen Leben waren jene des Umbruchs. Dazu zählt die Potsdamer Zeit!“ Klein war nach dem Studium in Tübingen und Berlin zunächst in verschiedenen Aufgabengebieten an der Technischen Uni Berlin beschäftigt, war Kanzler der Technischen Fachhochschule Berlin und Gründungskanzler der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Mit Potsdam folgten für den studierten Philosophen und Juristen „sechs Jahre Traumjob“, wie sich Weggefährten an der Uni erinnern. Und das trotz der oft sehr schwierigen Bedingungen in der Aufbauphase der Hochschule. Wie leidenschaftlich Klein diesen Kampf geführt hat, wird deutlich, wenn man seinen Rückblick zum Abschied in der Universitätszeitung aus dem Jahr 2000 liest.
„Kein ostdeutsches Bundesland gibt weniger Geld für Hochschulen aus als Brandenburg“, schimpfte Alfred Klein damals in Richtung Landesregierung und beklagte auf der einen Seite eine „haarsträubende Unterfinanzierung“ der märkischen Hochschulen, aber auf der anderen Seite auch fachliche Überschneidungen bei den Hochschulen der Lausitz-Region. Das Geld, das die Universität Potsdam in einem Jahr für Reinvestitionen zur Verfügung stehe, entspreche nicht einmal der Ausstattung einer einzigen Professur in hochexperimentellen Fächern. Das Land stehe an einem Scheideweg, so Klein: „Ich frage mich nach sechs Jahren als Kanzler der größten brandenburgischen Hochschule, ob das Land Ministerien braucht, die Entscheidungen dort, wo sie solche treffen, sie so treffen, dass Reformansätze wie die Globalisierung ad absurdum geführt werden.“
Auch nach seinem Ausscheiden als Kanzler stand Klein der Uni beratend zur Seite, er engagierte sich in der Universitätsgesellschaft Potsdam und blieb ihr als langjähriges Vorstandsmitglied verbunden. Erst vor Kurzem wurde er zum Ehrenmitglied der Unigesellschaft ernannt.
Starkgemacht hat sich Klein nicht nur für die Universität, sondern auch ehrenamtlich gegen Rassissmus und für Demokratie an Brandenburgs Schulen. Klein war 1995 Gründungsmitglied der RAA Brandenburg: Er hatte dort zunächst den Posten des Schatzmeisters inne und leitete den Verein dann von 2001 bis 2011 Vorsitzender. „Alfred Klein hat mit äußerstem Geschick und der nötigen Geduld sowohl die Professionalisierung der Arbeit des Trägers angeregt als auch die moralisch-politische Haltung verkörpert, die ihn und uns in der Arbeit begleitet: dass Menschenrechte nicht teilbar, die Menschenwürde unbedingt zu achten, Rechtsextremismus und Rassismus nicht hinzunehmen, sondern demokratisch zu beantworten sind“, heißt es im Nachruf vom Vorstand und der Geschäftsführung der RAA. Die Kollegen würdigen Klein darin für seine „souveräne, freundlich-selbstironische und humorvolle Art“. Jana Haase
Die Trauerfeier für Alfred Klein findet am 13. Juni um 17 Uhr in der oberen Mensa am Campus Neues Palais, Haus 12, statt.
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