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Homepage: Ein Pakt mit dem Teufel

Warum die IRA mit den Nazis kollaborierte

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Einen „Teufelshandel“ schloss die IRA (Irisch Republik Army) mit den Nazis im Jahr 1939, wenige Monate, bevor England und Frankreich im September 1939 Deutschland den Krieg erklärten. „Sie waren sich nicht über die Konsequenzen im Klaren“, erklärte David O’Donoghue bei einem Vortrag im Potsdamer Einstein Forum. „Wären sie erfolgreich gewesen und hätte Deutschland den Krieg gewonnen, so wäre Irland ein deutscher Satellitenstaat geworden“, vermutet Donoghue. Dennoch hätten viele Iren auch außerhalb der Untergrundarmee während des Zweiten Weltkrieges mit den Deutschen sympathisiert. Den Vertrag zwischen England und Irland im Jahre 1921, mit dem die irische Teilung festgeschrieben wurde, empfanden viele als Schmach.

Als der IRA-Kämpfer Jim O’Donovan im Frühjahr 1939 Deutschland drei Besuche abstattete, knüpfte und verstärkte er die Bande zwischen der IRA und der deutschen Abwehr. Die deutsche Abwehr stufte den IRA-Mann nach seinen Besuchen als hochkarätigen Partner ein. Auch andere ranghohe Mitglieder der irischen Untergrundorganisation suchten Kontakte zum Hitlerregime. Der IRA Führer Seán Russell traf am 4. August 1940 mit dem Leiter der deutschen Abwehr, Admiral Wilhelm Canaris und seinen Stellvertretern und dem damaligen Außenminister Joachim von Ribbentrop zusammen.

Bereits Anfang des Jahres 1939 hatte die IRA eine Bombenserie in englischen Städten gestartet, den sogenannten S-Plan. England sollte mit Bombenterror dazu gebracht werden, einen einheitlichen irischen Staat zu ermöglichen. Am 24. Juni 1939 explodierten Bomben am Piccadilly Circus und in drei Londoner Banken. Madame Tussauds Wachsfiguren waren ebenso Anschlägen ausgesetzt, wie verschiedene Briefkästen. Es gab einige Tote und zahlreiche Verletzte.

Jim O’Donovan war der Sprengstoffexperte, der hinter den Anschlägen steckte. Das verschaffte ihm bei den Verhandlungen in Berlin eine starke Position. Recht glücklich über die Kampagne wies der Propagandaminister Joseph Goebbels den staatlich gelenkten Rundfunk ebenfalls an, die Anschlagsserie in England hochzuspielen und den vermeintlich heldenhaften Kampf der IRA zu feiern. Dabei unterließ er es allerdings, auf Exekutionen und die Inhaftierung zahlreicher Mitglieder der IRA hinzuweisen. Wie stark die vermutete Untergrundarmee tatsächlich war, darüber herrschte in Deutschland keine Klarheit. Die Versuche von Canaris interne Strukturen der Untergrundkämpfer auszuspionieren, ließen ihn zeitweilig vermuten, es handele sich um 5000 bis 10 000 Mitglieder, was sicherlich viel zu hoch gegriffen war.

Auch von deutscher Seite aus bemühte man sich, eine Liaison mit der IRA einzugehen. Im Sommer 1940 landete der deutsche Spion Hermann Görtz mit einem Fallschirm in Ballivor in der irischen County Meath. „Das ist vielleicht nicht die unauffälligste Art und Weise ein Land zu betreten“, kommentiert David O’Donoghue trocken im Einstein Forum. Der Auftrag Görtz lautete heimlich weitere Informationen über die IRA zu sammeln, so traf er auch mit Jim O’Donovan zusammen.

Der Sprengmeister der IRA führte ein weitgehend unauffälliges Doppelleben, arbeitete Zeitlebens im mittleren Management einer Elektrizitätsgesellschaft und erfreute sich eines konventionellen Familienlebens. Seine Kinder allerdings zerstritten sich über die Einschätzung der ideologisch fragwürdigen Sympathien ihres Vaters, wie der Autor auf eine Nachfrage der Leiterin des Einstein Forums, Susan Neiman, feststellt. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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