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Potsdam: Eine Stele für jedes Opfer

Der Verein Berliner Mauer will sieben Gedenkorte entlang des Mauerverlaufs in Potsdam aufbauen

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Potsdam - An sieben Orten in Potsdam sollen in den nächsten Wochen Gedenkstelen für die Mauer-Opfer errichtet werden. Wie Maria Nooke vom Verein Berliner Mauer sagte, werde damit an die 15 Todesopfer entlang der innerdeutschen Grenze im Potsdamer Stadtgebiet gedacht. Bis Anfang August sollen die orangenen Stelen errichtet sein. Das Projekt des Vereins in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) wird von den Ländern Berlin und Brandenburg finanziert. Beginn der Aufbauarbeiten sei in der kommenden Woche. Damit erhält Potsdam neben dem letzten verbliebenen Stück Mauer am Griebnitzsee weitere Gedenkorte entlang des früheren Mauerverlaufs.

Die Stelen sind so hoch wie die Mauer, sagte Nooke. Sie ist stellvertretende Direktorin der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. Gemeinsam mit Mitarbeitern des ZZF hat sie in den vergangenen Jahren die Schicksale der Toten am früheren Todesstreifen erforscht. Sei es die der Flüchtlinge, Grenzsoldaten oder Menschen ohne Fluchtabsicht. Auch die Geschichte von Norbert Wolscht und Rainer Gneiser, deren Todestag sich diesen Monat jährt, ist erforscht worden.

Im Juli 1964 haben die beiden 20-Jährigen aus Freiberg versucht mit ihrer Taucherausrüstung durch die Havel zu schwimmen und Berlin zu erreichen – der Versuch misslang. Wolscht ist am Morgen des 29. Juli von Grenzsoldaten tot aus dem Fluss gezogen worden, Gneisers Leiche trieb eine Woche später am Havelufer auf Babelsberger Seite. Die Fluchtpläne und die Todesfälle sind im Westen unbeachtet geblieben, erst nach der Maueröffnung sind Ermittlungen eingeleitet worden, um die Todesumstände zu klären. Wie der Verein und das ZZF veröffentlichten, habe es sich um ein tragisches Unglück gehandelt. An die beiden jungen Männer soll ebenso wie an die anderen Opfer in diesem Bereich an Stelen in Babelsberg, direkt an der Brücke nach Klein Glienicke erinnert werden, sagte Nooke.

Ein Gedenkort bestehe aus einer Stele in Höhe der Mauer, als dreieinhalb Meter, sowie je eine kleinere Stele für die Opfer. Diese würden bedruckt mit einem Bild, mit Biografie, Lebensdaten und Todesort aufgestellt. In Potsdam seien Standorte am Griebnitzsee, neben den letzten erhalten Original-Mauerstücken in der Stubenrauchstraße, an der früheren Exklave Steinstücken, am Übergang nach Klein Glienicke in Babelsberg, in der Schwanenallee nahe der Glienicker Brücke sowie an drei Stellen in Sacrow geplant. Eine entsprechende Konzeption hat Nooke am Mittwochabend den Mitgliedern des Hauptausschusses vorgestellt.

Seit Wochen sei der Verein in Abstimmung mit der Potsdamer Stadtverwaltung, um Grundstücksfragen und die jeweiligen Stelenstandorte zu klären. Ein langer Prozess, wie Nooke gegenüber den Hauptausschussmitgliedern erklärte. Baugenehmigungen bräuchten sie für den Aufbau der Stelen allerdings nicht, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Der Verein könne die Stelen jetzt aufstellen. Nooke erklärte jedoch, dass sie noch die Zustimmung der Schlösserstiftung benötigen, denn einige der Standorte seien auf Stiftungsgelände.

Vor allem in Sacrow würde der Verein Berliner Mauer gerne schnellstmöglich beginnen. Denn in der Heilandskirche wird am Vorabend des 50. Jahrestages des Mauerbaus die offizielle Gedenkveranstaltung des Landes Brandenburg stattfinden.

Für den Verein selbst ist jedoch laut Nooke der 8. August der Tag, an dem die Stelen aufgestellt sein sollen. Dann ist die offizielle Eröffnung der Gedenkorte in Teltow geplant – gemeinsam mit Ministerpräsident Matthias Platzeck und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit sowie den Angehörigen der Opfer. An 29 Standorten werden die Erinnerungszeichen für 50 Todesopfer errichtet.

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