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Landeshauptstadt: Einmal die Lieblingsmoderatorin umarmen

Am Samstag wurde der 25. Geburtstag der rbb-Nachrichten „Brandenburg aktuell“ mit einem Bürgertalk und 3000 Gästen aus dem ganzen Land gefeiert

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Volksfest mit Würstchen kann jeder, dachte man sich beim rbb, als es auf das Jubiläum der eigenen Nachrichtensendung „Brandenburg aktuell“ zuging. Am Samstag wurden nun 25 Jahre der Regionalnachrichten zwar auch mit Würstchen, aber vor allem einem großen Bürgerempfang auf dem Babelsberger Studiogelände gefeiert. In kleinen Gesprächsrunden konnten die Zuschauer Menschen, die sie sonst überwiegend aus dem Fernsehen kennen, persönlich begegnen. Dazu waren etwa 40 prominente Gäste aus Politik, Wissenschaft, Sport, Kirche und weiteren Branchen eingeladen. Auch jede Menge rbb-Moderatoren und -Redakteure waren am Samstag vor Ort, live und direkt zu erleben – Fernsehen zum Anfassen. „Wir wollen mit den Bürgern ins Gespräch kommen“, sagte Redaktionsleiter Oliver Jarasch. „Wir wollen wissen, was die Menschen im Land bewegt und heute auch ein bisschen Material sammeln, Themen, die wir im rbb dann abarbeiten können.“

Etwa 3000 Gäste aus ganz Brandenburg folgten am Samstag der Einladung für das eintrittsfreie Fest. Auf dem rbb-Gelände gab es mehrere Bühnen, auf denen Moderatoren und Experten aktuelle Brandenburger Themen diskutierten und die Zuschauer live mitreden konnten. Der bekannte blaue Roburbus, mit dem ein Drehteam regelmäßig übers Land fährt und aus aktuellen Brennpunkten berichtet, konnte besichtigt werden. Den ganzen Nachmittag über wurden zudem Führungen durch die Studios angeboten, sie waren heiß begehrt und schnell ausgebucht. „Ach, das ist doch die Nachrichtensprecherin“, hieß es da, als Christina Derlien in der Redaktion auftauchte. Sie erzählte, wie Meldungen aufgebaut sind: Das Wichtigste muss immer in den ersten Sätzen stehen, damit man hinten kürzen kann, falls die Zeit knapp wird. Die Besucher wollten wissen, wie die Redakteure sichergehen, „dass keine Gerüchte gesendet werden“. Im Fernsehstudio wurden die markanten runden Moderationstische ausgiebig fotografiert.

In vielen Haushalten gehören neben dem Vorabendprogramm vor allem die Nachrichtensendung aus dem Land seit Langem zum Tagesablauf. Die Besucher aus Kyritz oder Woltersdorf, Brandenburg/Havel und Doberlug-Kirchhain waren neugierig und hielten, wenn sie denn schon mal bei ihrem Fernsehsender in Potsdam waren, mit ihrer Meinung nicht hinter Berg. Es gab viel Lob, aber auch konstruktive Kritik, gesammelt auf Kärtchen, die die rbb-Redaktion auswerten möchte. 30 Minuten Nachrichten sind vielen Zuschauern zu wenig, hieß es da, und gerne dürfte es noch mehr aus dem Umland sein, auch nicht nur Politik und Promis. Manche Themen seien nicht zu Ende gedacht, da dürfte der rbb gerne noch intensiver dranbleiben. Die Gäste sammelten derweil Autogramme ihrer Lieblingsmoderatoren, und Tatjana Jury, von Anfang an beim rbb dabei, wurde gerne mal – hauptsächlich von Herren – im Überschwang geherzt. Auch die Wetterdamen Ulrike Finck und Joana Jambour waren umlagert.

Im Mittelpunkt des Nachmittags standen Gesprächsrunden mit Prominenten des Landes, darunter Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und weitere Landesminister, Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg, Starköchin Sarah Wiener, die Bürgermeisterin der Stadt Brandenburg an der Havel, Dietlind Tiemann (CDU), Bischof Markus Dröge und viele andere. Auch Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe war gekommen. Lange im Voraus waren die kostenlosen Tickets für die Talkrunden vergriffen gewesen. Ohne Karte blieb man Zaungast und schaute von der Absperrung aus zu, wie an den Tischen diskutiert wurde.

Bei Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) ging es um die Autoindustrie und dann um den Flughafen. Eine Lösung wusste er auch nicht, aber Sperenberg, das wär‘s gewesen, sagte Gerber, die Entscheidung für Schönefeld war damals ein Fehler. Bei Bernhard Jung vom Bauernbund Brandenburg ging es um Biosiegel, Autobahnen, verschwundene Alleen und den Wolf, den manche Landwirte am liebsten abknallen würden – aber das wäre ja auch keine Lösung. Am Tisch von Uni-Präsident Oliver Günther fragte jemand: Welche Rolle spielt das Parteibuch in der Uni-Verwaltung? Darum könnte sich der rbb mal kümmern. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) musste sich fragen lassen, ob er sein Versprechen, sich um den Uferweg am Griebnitzsee zu kümmern, vergessen habe. „Oder hat da eine Behörde geschlafen?“ Nein, wir sind da emsig dran, sagte der OB. Es sei leider schwierig, falls es überhaupt klappt. „Aber das werden Sie nicht mehr erleben“, entgegnete er der enttäuschten Fragerin. Bessere Stimmung herrschte am Tisch von Bildungsminister Günter Baaske (SPD). Der hatte zu einem Trick gegriffen und eine Torte mitgebracht. „Das ist bei uns auf dem Land üblich, wenn man zum Geburtstag geht.“ Baaske zersäbelte flott die noch halb gefrorene Schwarzwälder und erzählte von seinem Praktikum in einer Kinderkrippe, Töpfchentraining und Wickelstress, während die Gäste Torte futterten.

Ab 19.30 Uhr wurde die Nachrichtensendung Brandenburg Aktuell live von der großen Bühne gesendet und dieses Mal duften die Gäste sogar in die Kamera winken. Ausnahmsweise, sagte Oliver Jarasch Richtung Kameramann und zum medienerfahrenen Publikum. Das hat – auch dank der vielen Vorort-Reportagen – den Habitus beim Drehen längst verinnerlicht: Wer winkt, fliegt aus dem Bild.

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