Landeshauptstadt: Einstige Stadtflüchter haben Landleben satt Potsdam wächst wieder: Über 150000Einwohner bis 2020
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Von Nicola Klusemann Das Leben auf dem Lande satt haben scheinbar viele, die vor ein paar Jahren von Potsdam ins Umland zogen. Potsdams Statistiker registrieren einen klaren Rückzugstrend der einstigen Stadtflüchter. Stichprobenartige Umfragen hätten gezeigt, dass die Alt-Potsdamer wieder in die Stadt zögen, erklärte gestern Reiner Pokorny, Fachbereichsleiter Zentrales Controlling. Dieser Bevölkerungsgewinn gegenüber dem Umland, aber auch die zahlreichen Zuzüge aus Berlin, Brandenburg und anderen Bundesländern bescherten Potsdam auch in diesem Jahr einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Im Unterschied zu den anderen kreisfreien Städten im Land, die allesamt einen Rückgang der Einwohnerzahlen registrierten. Der Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik prognostiziert Potsdam bis zum Jahr 2020 einen Zuwachs von fast fünfzehn Prozent. Damit hätte Potsdam dann zirka 150000 Einwohner – ohne Berücksichtigung der Eingemeindung, zitierte Oberbürgermeister Jann Jakobs. Von 1997 an hatte zunächst die Zahl der Einwohner kontinuierlich abgenommen. Im Jahr 2000 erreichte sie mit 127363 Landeshauptstädtern ihren bisherigen Tiefststand. Inzwischen leben wieder 130477 Menschen in Potsdam. Mit der Eingliederung der Nachbargemeinden Groß Glienicke, Golm, Fahrland, Marquardt, Neu-Fahrland, Satzkorn und Uetz-Paaren Ende Oktober vergrößere sich das Stadtgebiet um 85000 Quadratmeter und die Bevölkerung um 11500 Einwohner, so Jakobs. Wie in allen Städten würden auch in Potsdam die Menschen immer älter, sagte Fachbereichsleiter Pokorny. Dennoch habe man mit der Prognose falsch gelegen, dass der Anteil der über 65-Jährigen bis 2005 bei 25 Prozent liege. Tatsächlich sei Potsdam jünger, als gedacht. In zwei Jahren würden die Älteren und Alten nur 17 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Hinzu käme auch ein zahlenmäßiger Anstieg an jungen Leuten, die mit ihren Eltern oder zum Studium in die Landeshauptstadt zögen. Dass Potsdam wachse, sagte Jakobs, liege vor allem an den „spezifischen urbanen Reizen und der Landschaft in Hülle und Fülle“, aber auch an der guten Infrastruktur und natürlich der Nähe zu Berlin. Beim Aufstellen des Flächennutzungsplans hätte es einige kritische Stimmen gegeben, die bezweifelten, dass die Stadt auf den starken Zuwachs eingestellt sei, erinnerte sich der Fachbereichsleiter für Stadtplanung und Bauordnung, Andreas Goetzmann. Tatsächlich habe Potsdam ein gutes Entwicklungspotenzial vor allem im Norden. Dort entstanden in den vergangenen Jahren rund 1500 Wohnungen für 3000 Menschen. Insgesamt seien 7000 Wohneinheiten bis 2010 geplant, so Goetzmann. Es würde ein breites Spektrum an Wohnraum angeboten: Von der Studentenbude bis zum Einfamilienhaus. Das Verhältnis von Aus- und Zuzügen innerhalb des Stadtgebietes sei insgesamt sehr ausgewogen. So werde die übliche Leerstandsquote – ausgelöst durch Fluktuation und Sanierung – von drei Prozent in keinem Potsdamer Stadtteil überboten – mit Ausnahme vom Schlaatz: Hier stünden sechs Prozent der Wohnungen leer. Bei einer Leerstandsquote von durchschnittlich 1,5 Prozent in den Neubaugebieten, könne man sagen: „Die Platte ist voll vermietet“, so der Stadtplanungschef. Potsdam sei auf einen Einwohnerzuwachs in den prognostizierten Dimensionen gut vorbereitet, erklärte auch der Oberbürgermeister. So habe man bewusst Kitas und Grundschulen, die unterbelegt waren, nicht geschlossen, weil man ein neuerliches Ansteigen der Kinderzahlen vermutete. Nun werde der „Wendeknick“ bald die weiterführenden Schulen erreichen. Entsprechend müsse man auch beim Schulentwicklungsplan reagieren, sagte Jakobs. Mit dem Investitionsprogramm Pflege (IVP) habe man die vorhandenen Altenpflegeheime modernisiert. Jetzt sei das öffentliche Unterstützungsprogramm ausgelaufen und die Stadt könne nun nur noch auf private Investoren beim Bau von notwendigen Pflegeplätzen setzen. Beispiele dafür gebe es schon wie das Gewoba-Projekt Burgstraße, die Seniorenresidenz am Werner-Alfred-Bad und das Momper-Vorhaben.
Nicola Klusemann
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