Landeshauptstadt: Einzug der Konsuln
Staatstragend: 13 Honorarkonsulate in Potsdam und Umgebung
Stand:
Staatstragend: 13 Honorarkonsulate in Potsdam und Umgebung Von Sabine Schicketanz Potsdam ist Hauptstadt der Honorarkonsulate: Zehn Ländervertretungen haben sich hier angesiedelt, drei in der nahen Umgebung – das sind mehr als in Berlin. Der Konsuln-Boom sei Ergebnis einer „gezielten Strategie“, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs. Mit den Honorarkonsuln habe die Stadt vereinbart, bei Besuchen von Ministern und Staatspräsidenten den „protokollarischen Teil“ nach Potsdam zu verlegen. „Damit können wir uns in der Welt einen Namen machen“, meint Jakobs. Jüngstes Beispiel: Nachdem der Staatspräsident von Burkina Faso, Blaise Compaoré, am Mittwoch in Berlin von Bundespräsident und Außenminister empfangen wurde, kam er nach Potsdam. Auf dem Programm stand ein Besuch von Schloss Cecilienhof, ein Gespräch mit Europaministerin Barbara Richstein und ein Empfang im Mövenpick-Restaurant, zu dem Burkina Fasos Honorarkonsulin Helga Exner eingeladen hatte. Gemeinsam mit Nicaragua hat Exner kürzlich das Honorarkonsulat für das afrikanische Land in der Friedrich-Ebert-Straße eingerichtet. Ganz freiwillig ziehen die Konsulate allerdings nicht um. Die meisten waren zuvor in Berlin angesiedelt – doch in der Bundeshauptstadt haben die Ländern nun ihre offiziellen Botschaften. Damit müssen sich die Honorarkonsulate ein Quartier in einer anderen Stadt suchen. Für viele die naheliegendste Lösung: Potsdam. Für Brandenburgs Landeshauptstadt scheint das eine große Bereicherung. Nicht nur, dass Potsdam damit in den Genuss hohen Besuchs kommt – auch Prinz Albert von Monaco war schon da – , viele Honorarkonsuln wollen an ihrem neuen Sitz auch wirken. So plant Helga Exner eine Ausstellung, die Kriegsspielzeug zeigt, das afrikanische Kinder unter dem Eindruck der militärischen Konflikte in ihrer Heimat gebastelt haben. Sie soll an zwei Orten im Land Brandenburg und im Potsdamer Kulturhaus „Al Globe“ zu sehen sein. Was die Honorarkonsuln an der brandenburgischen Landeshauptstadt mögen, fasste Helga Exner, gleichzeitig Sprecherin der Konsuln, beim Empfang für den Staatspräsidenten zusammen: „Potsdam ist nicht so groß wie Berlin und nicht so aufregend, aber viel, viel schöner.“ Die Stadt hat jedoch noch einen anderen Diplomaten-Bonus, weiß Oberbürgermeister Jakobs: „Die Honorarkonsuln kleinerer Staaten haben mir bei einem Treffen ihr Leid geklagt: In Berlin fallen sie nicht auf.“ Das ist im übersichtlichen Potsdam anders. Hier ist man auch für die Präsenz kleiner Länder offen. „Bei großen Staatsbesuchen kriegen wir ja sonst meist nur das Damenprogramm ab“, sagt Jakobs. Gemeinsam mit den Honorarkonsuln und der Staatskanzlei sollen bei regelmäßigen Treffen – das nächste soll im Mai auf dem Pfingstberg stattfinden – die Aktivitäten besprochen werden. Vorstellbar sei, mit Schulen und Jugendorganisationen Partnerschaften zu den Konsulatsländern zu etablieren. Allerdings bedeutet der Einzug der Konsuln auch Arbeit: „Wenn das so weiter geht, brauchen wir bald ein eigenes Protokoll“, scherzt der Oberbürgermeister.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: