Landeshauptstadt: „Elon“ verschont Potsdam
Sturmtief richtete in Nordbrandenburg und Berlin viele Schäden an. Heute kommt die nächste Sturmfront
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Ein paar abgefallene Äste, herumrollende Mülltonnen und ein umgestürzter Baum – Potsdam ist am Freitag vom Sturmtief „Elon“ weitgehend verschont geblieben. Lediglich zu elf Einsätzen musste die Feuerwehr am Nachmittag ausrücken, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz. Es habe weder Verletzte gegeben, noch seien Gebäude oder Fahrzeuge durch den Sturm beschädigt worden. Vor allem der Norden der Stadt war betroffen. So stürzte etwa in Groß Glienicke ein Baum über die Isoldestraße, in Bornstedt wurde eine Ladung Styroporplatten vom Dach eines Rohbaus geweht. Die Innenstadt und der Süden Potsdams blieben laut Feuerwehr komplett verschont.
Im Norden und Osten Brandenburgs hatte der Sturm wesentlich schlimmer gewütet. So wurde in Prenzlau (Uckermark) das gesamte Dach einer Grundschule abgedeckt. Verletzt wurde laut Polizei niemand. In Beeskow (Oder-Spree) brach ein Teil einer Supermarktdecke herunter, eine Kundin wurde verletzt. Auf der Autobahn 11 bei Joachimsthal (Barnim) gab es wegen umgestürzter Bäume kilometerlange Staus. Die Grundschule in Prenzlau musste am Freitagvormittag evakuiert werden, wie die Polizei mitteilte. Nach Stadtangaben waren zum Zeitpunkt des Sturms rund 300 Kinder in dem Gebäude. Eine Polizeisprecherin sagte: „Alle Schüler sind unverletzt aus dem Gebäude gebracht worden.“ Feuerwehr, Polizei und das Ordnungsamt waren im Einsatz. Der Sturm habe das Dach wie ein Segel abgedeckt, sagte der Stadtbeigeordnete für den Bereich Ordnungswesen, Andreas Heinrich, dem „Uckermark Kurier“. Es sei auf die Rückseite der Schule gefallen. Das Flachdach des mehrgeschossigen Hauses sei nach der Wende saniert worden und inzwischen rund 16 Jahre alt. In dem Beeskower Supermarkt fiel eine Deckenplatte herab, nachdem ein Baum auf das Gebäude gestürzt war. Eine Frau musste ambulant behandelt werden. Nach Polizeiangaben sog sich die Decke anschließend mit Wasser voll und drohte ganz einzustürzen. Der Supermarkt wurde geschlossen. In Fürstenwalde im selben Landkreis setzte ein Blitz den Dachstuhl eines Wohnhauses in Brand. Da die Bewohner nicht zu Hause waren, sei niemand verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen. Im Landkreis Barnim stürzten laut Polizei mehrere Bäume auf Straßen, sodass die Autobahn 11 zwischen den Anschlussstellen Pfingstberg und Joachimsthal voll gesperrt wurde. Die Folge: kilometerlange Staus in beiden Richtungen.
Auch in Berlin richtete der Sturm Schäden an. Der S-Bahn-Verkehr war auf mehreren Strecken unterbrochen, im Fernverkehr mussten Strecken gesperrt werden. Im Stadtteil Frohnau brannte nach einem Blitzeinschlag am Mittag ein Dachstuhl von 100 Quadratmetern. Menschen wurden nicht verletzt. Wegen herabstürzender Bäume auf S-Bahn-Gleise war am Nachmittag der Verkehr auf den Linien S1 und S5 unterbrochen. In Brandenburg konnten zwischen Kremmen und Neuruppin zeitweise keine Züge fahren, nachdem Teile eines Baums auf einen Zug krachten. An den Flughäfen Tegel und Schönefeld konnten Passagiere und Koffer kurzfristig nicht abgefertigt werden. Auf dem Rollfeld wehte der Wind mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 Stundenkilometern, sagte Flughafensprecher Lars Wagner.
Der DWD warnte auch für Samstag vor schweren Sturmböen, wenn am Nachmittag das Tief „Felix“ auch über Potsdam hinwegzieht. Vereinzelt seien orkanartige Böen mit bis zu 115 Stundenkilometern möglich. Autobesitzer sollten ihren Wagen sicherheitshalber nicht unter Bäumen parken, riet der ADAC in einer Mitteilung. Außerdem sei besondere Vorsicht auf den Autobahnen geboten: Bei dem starken Wind gerieten vor allem Laster und Anhänger häufig ins Schlingern.
Die Stadt Eberswalde (Barnim) sagte ihren Neujahrsempfang für Samstag ab. Der Deutsche Wetterdienst habe dazu geraten, sagte eine Stadtsprecherin. Die Bürgerfeier war im Freien auf einer Wiese in der Nähe der Hochschule geplant. Dazu sollte es auch eine Open-Air- Bühne geben. Auch in Potsdam hatte bereits der SC Potsdam sein für heute geplantes Knutfest auf dem Marktplatz im Kirchsteigfeld abgesagt, das Neujahrsfeuer auf der Birnenplantage in Neu Fahrland wurde ebenfalls gestrichen.
Die Schlösserstiftung hatte bereits am Freitagnachmittag die Potsdamer und Berliner Welterbeparks geschlossen. Sollte es auch am Samstag eine amtliche Unwetterwarnung geben, würden die Welterbestätten erneut für die Besucher gesperrt, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee. In den märkischen Schlössern und Parks wie Rheinsberg, Paretz, Caputh, Oranienburg und Königs Wusterhausen könne es ebenfalls zu unwetterbedingten Schließungen kommen. Wegen der Beseitigung etwaiger Schäden seien auch in den nächsten Tagen noch Einschränkungen möglich.
Der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP ist nach Angaben einer Sprecherin auf den Sturm vorbereitet. Die Stadtentsorgung Step wollte bis zum Freitagabend trotz des Sturms noch alle geplanten Touren fahren und Sperrmüll und Weihnachtsbäume von der Straße räumen. In den Schwimmhallen der Stadtwerke wurden vorsorglich die Dächer und Dachfenster kontrolliert und gesichert. Die Hallen bleiben auch am Wochenende geöffnet.
Im Bergmann-Klinikum würden keine besonderen Maßnahmen ergriffen, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann. Die Rettungsstelle sei rund um die Uhr besetzt. Sollte es dennoch zu einem schweren Unfall mit vielen Verletzten kommen, treten für diesen Fall vorbereitete Notfallpläne in Kraft. (mit dpa)
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