Landeshauptstadt: Empfang mit Marx und Lenin
Der neue US-Botschafter Emerson besuchte mit Ministerpräsident Woidke die Babelsberger Studios
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Babelsberg - Solche Sicherheitsvorkehrungen gab es für George Clooney nicht: Polizisten waren am Mittwochmorgen schon auf der August-Bebel-Straße vor dem Eingang zur Medienstadt postiert, ein Sprengstoff-Spürhund kontrollierte die Ausrüstung der Fotografen von der Presse. Der US-amerikanische Botschafter John B. Emerson, seit dem vergangenen Sommer im Amt, besuchte gemeinsam mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) zum ersten Mal die traditionsreiche Filmschmiede. Punkt neun Uhr trafen die Karossen am FX-Center ein, wo die Protokollabteilung der Staatskanzlei eilig die Flaggen der USA, der EU, Deutschlands und Brandenburgs aufgestellt hatte.
Es waren filmbegeisterte Gäste: Emersons Ehefrau Kimberly hatte selbst lange in der Filmbranche gearbeitet – und freute sich daher über ein Wiedersehen mit dem Produzenten Henning Molfenter, Chef der Studio Babelsberg Motion Pictures GmbH. Die Studio-Handwerker hatten die US-Botschaft zudem erst vor wenigen Tagen für einen Berlinale-Empfang im Stil der beiden Studio-Filme „Monuments Men“ und „The Grand Budapest Hotel“ hergerichtet – ein voller Erfolg bei den rund 250 Gästen, wie die Botschafter-Gattin berichtete: „Diese Partnerschaft werden wir beibehalten.“
Emersons Tochter Jacqueline wiederum ist Schauspielerin und unter anderem für ihre Rolle der rothaarigen „Foxface“ im ersten Teil der Bestsellerverfilmung „Hunger Games“ bekannt. Der Botschafter erkundigte sich interessiert nach den Teilen drei und vier, für die auch im Studio Babelsberg und an Originalschauplätzen in der Region gedreht werden soll – wenn auch ohne seine Tochter, die im ersten Teil den Leinwandtod gestorben ist. „Aber alle Fans wollen sie zurück“, sagte Emerson. Studio-Sprecher Eike Wolf musste sich gewohnt schweigsam mit Details zum Dreh geben, lud die Botschafterfamilie aber im Namen der Studio-Chefs zum Setbesuch ein, sobald die Produktion begonnen hat.
Mit Interesse ließen sich die Emersons und Woidke die Technik der in der Medienstadt seit 2011 ansässigen Stargate Germany erklären – die Firma hat ein System entwickelt, mit dem man Studioaufnahmen vor der grünen Wand gleichzeitig mit am Computer erstellten Hintergründen komplettieren kann. Zum Einsatz kam das unter anderem für die ZDF-Telenovela „Wege zum Glück“.
Dass die Film-Stuckateure beim Rundgang in den Werkstätten von Studio Babelsberg den US-Botschafter dann ausgerechnet mit Büsten von Lenin, Engels und Marx empfingen, nahm dieser mit Humor. Michael Düwel, Chef der Handwerker-Abteilung Art Department, führte auch die beiden neuesten Anschaffungen vor: zwei kleinwagengroße Heißdrahtschneidemaschinen, die per Computer vorgegebene 3-D-Formen aus Styropor automatisiert ausschneiden. Die Teile können dann mit einer Plastik-Beschichtung wetterfest gemacht und mit Farbe beispielsweise im Metall-Look oder in Stein-Optik hergerichtet werden. Laut Düwel ist Babelsberg weltweit das einzige Studio mit dieser Technik. Genutzt wurde es unter anderem für den Clooney-Film „The Monuments Men“, der heute in den Kinos startet. Auch ins Gästebuch der Studios trug sich der Besuch schließlich ein – wenige Seiten hinter George Clooney.
Die Babelsberger Studios seien „ein großartiges Beispiel für transatlantische Zusammenarbeit“, betonte Emerson. In einer Zeit, in der es wichtig sei, an die guten Verbindungen zu erinnern – eine Anspielung auf die Verstimmungen durch die NSA-Affäre–, entstünden in Babelsberg immer noch viele US-Filme.
Welche Bedeutung die US-Branche für Babelsberg hat, zeigte auch die Tatsache, dass sich gestern beide Studio-Chefs wegen eines Arbeitsaufenthalts in Hollywood entschuldigt hatten. Schon wegen der vielen hier arbeitenden US-Stars sei eine gute Verbindung zur Botschaft für die Studios immer wichtig gewesen, sagte Produzent Henning Molfenter.
Unter vier Augen habe man sich auch über den Ausbau der Beziehungen zwischen beiden Ländern verständigt, sagte Ministerpräsident Woidke. Die USA seien das wichtigste Exportland für Brandenburg. US-Firmen hätten mit 53 Investitionsprojekten 15 000 Arbeitsplätze in der Mark geschaffen. In Zukunft soll es mehr Schüleraustauschprojekte und Städtepartnerschaften geben. Woidke hat dafür schon einen Kandidaten im Blick: Eisenhüttenstadt, „die Lieblingsstadt von Tom Hanks“. Der Oscar-Preisträger, der in Babelsberg für die X-Filme-Produktion „Cloud Atlas“ vor der Kamera stand und demnächst für „Hologramm für einen König“ erwartet wird, hatte für die sozialistische Planstadt in der US-Talkshow von David Letterman geschwärmt.
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