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Für Joops Lebenswerk: Endlich zu Hause

Die Bundesrepublik ehrte den gebürtigen Potsdamer Wolfgang Joop mit dem Designpreis

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Der Modeschöpfer Wolfgang Joop (67) wurde gestern Abend mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Ehrung wurde dem Potsdamer, der kürzlich mit seinem Label Wunderkind sein Comeback in Paris feierte, am  Donnerstagabend bei einem Festakt im Kino International in Berlin überreicht.

Joop erschien mit Tochter Florentine und im blauen Cordanzug. „Nach dem Wunderkind auferstanden ist, habe ich das Gefühl, ich werde für den Anfang und nicht für das Lebenswerk belohnt“, sagte der Designer kurz vor der Verleihung. Sein Glück sei es gewesen, dass es die „Marktlücke“ gebe, „dass Menschen nackt sind und angezogen werden müssen“.

Jurymitglied und Universitätsprofessor von der Universität der Künste Berlin Joachim Sauter lobte im Vorfeld der Preisverleihung Joops „Kompromisslosigkeit, mit der er für die Qualität seiner Arbeit“ einstehe. „Diese  kompromisslose Haltung zeigt sich auch in seiner Biographie, die durch Brüche geprägt ist“, sagte Sauter. Als Designer zeichne ihn aus, dass er auch über die Grenzen seiner Disziplin hinweg trete. „Egal ob als Fotograf, Autor oder Illustrator – alles beherrscht er auf dem gleichen Level, wie seine Mode“.

Die Auszeichnung überreichte ihm Staatssekretärin Anne Ruth Herkes (FDP). Sie vertrat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, der kurzfristig abgesagt hatte. Der Preis gilt als die höchste nationale Auszeichnung im Designbereich und wurde erstmalig in Berlin verliehen. Er wird im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums von der Plattform DMY ausgerichtet, die auch das gleichnamige Designfestival im alten Flughafen Tempelhof veranstaltet.

Aus 400 Einreichungen wurden 72 Nominierte ausgewählt: vom Motorrad bis zur Nagelzange, vom Öko-Händetrockner bis zum Magazin. Neben Joop wurden vier weitere Kommunikations- und Produktdesigner ausgezeichnet.

Joop habe sich oft unverstanden gefühlt im eigenen Land. „Jetzt habe ich das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein“, teilte er am Donnerstagabend mit.
Auf einem Bauernhof in Potsdam-Bornstedt wurde er 1944 geboren. Nachdem er Wirtschaftspsychologie an der Universität Braunschweig studierte, war er Honorarprofessor für Modedesign an der Universität der Künste in Berlin.

Seine Modekarriere begann durch die Zusammenarbeit mit seiner damaligen Frau Karin, für welche sie 1968 alle ersten Preise eines Designwettbewerbes erhielten. Joop arbeitete sowohl als Modezeichner und Journalist als auch als freier Designer für diverse Modehäuser in Italien, Frankreich und Deutschland. Seinen internationalen Durchbruch erreichte er im Jahre 1978, als er seine erste Fellkollektion präsentierte, für die ihn die New York Times, neben anderen Publikationen, als den “Preußischen Designer” ehrte. 1981 gründete er das Modelabel Joop. Doch die Firma, die seinen Namen trägt, hat er längst verkauft. 2003 gründete er zusammen mit Edwin Lemberg das Luxuslabel Wunderkind, wofür er nach Potsdam zurück kehrte und eine Villa am Heiligen See bezog.
Mit Wunderkind verfolgte der Modeschöpfer eine persönliche Vision. Sein Ziel sei es, „zeitgemäße Mode für die kultivierte und unabhängige Frau von heute“ herzustellen.

Zwischenzeitlich beteiligten sich die Wella-Erben Gisa und Hans-Joachim Sander an dem Unternehmen, das 2011  kurz vor dem Aus stand. Vergangenes Jahr erwarb der Modedesigner  seine Anteile zurück und ist seitdem allein Eigentümer der Firma.

Doch Joop ist nicht nur Modedesigner, sondern auch  Künstler, Illustrator, Autor und Kunstsammler, außerdem engagiert er sich  für den Denkmalschutz in Potsdam. Über 100 seiner Werke sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Weiterhin sammelt er Kunst, insbesondere zeitgenössische Bilder und Skulpturen, außerdem alte Möbel. Noch letztes Jahr wollte Joop seine Potsdamer Villa verkaufen, um nach Berlin zu ziehen. Doch  davon ist für Joop inzwischen keine  Rede mehr. „Ich habe erkannt, dass ich in Potsdam meinen Stil gefunden habe“. Außerdem sei Wunderkind dort  entstanden. Beruflich fände er Berlin nach wie vor interessant, aber in die „Fashionszene“ der Stadt möchte er nicht „eingemeindet werden“.

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