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Landeshauptstadt: Energiesparmode

In der DDR war Brigitte Plattner eine gefragte Designerin. Nach langer Pause fängt sie jetzt noch einmal bei Null an – mit neuen Ideen und schicker Mode, in der man nicht hungern muss, wie sie sagt.

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Brigitte Plattner ist hin- und hergerissen – zwischen ihrer Vergangenheit und der Zukunft. Gern erzählt sie von damals, als sie in der DDR als Designerin Modenschauen ausrichtete und man ihr die selbstgeschneiderten Stücke förmlich aus der Hand riss. Mancher Entwurf sei gar für internationales Design gehalten worden, doch für den Massenbedarf durfte sie nicht produzieren, wie sie sagt: „Offiziell war ich eine Künstlerin.“ Jetzt versucht sie, erneut in die Textildesigner-Branche einzusteigen. Aber so einfach ist das nicht für eine 61-Jährige. „Ich fange wieder ganz klein an“, sagt sie.

Kürzlich hat sie zum zweiten Mal ihre Mode in Potsdam gezeigt, darunter etwas, was es vermutlich nur von ihr gibt: Energiesparmode. Es scheint gut zu ihrer eigenen Situation zu passen: Nur wer selbst auf kleiner Flamme kocht, wie Brigitte Plattner derzeit, kommt auf solche Gedanken.

Die Designerin ist erst vor Kurzem nach zwei Jahrzehnten in Paraguay nach Deutschland zurückgekehrt. Eigentlich sei es ihr dort gut gegangen, sagt sie, sie arbeitete als Unternehmensberaterin, wohnte in einem kleinen Häuschen. Doch die Kriminalität im Land verunsicherte sie zunehmend und sie kam zurück. Das bedeutete ein Neuanfang bei Null. Mit dem vermögenden Herrn Plattner sei sie im Übrigen nicht verwandt, betont sie gegenüber neuen Bekannten.

Weil sie jetzt sparen muss, fiel ihr auch die Energiesparmode ein. Das Prinzip erklärt sie so: „Einfachste Schnitte, Röcke, Kleider, die eben nicht aus zwölf Teilen, sondern idealerweise aus einem einzigen Stück Stoff gefertigt werden können“, sagt sie. Die nur wenige Nähte brauchen und folglich mit geringem Zeit- und Materialaufwand herzustellen sind. „Es geht darum, Ressourcen zu sparen, Energie, Material und Arbeitskraft“. Natürlich näht sie deshalb keine Kartoffelsäcke. Das rapsgelbe Energiesparschlauchkleid mit nur einer Naht und zwei Abnähern für eine körperbetonte Figur hat klassischen Schick. Die Röcke aus ihrer Kollektion sind wahlweise aus einfachen oder edlen Stoffen, die den schlichten Schnitt aufwerten. „Sie sind fix genäht“ sagt Brigitte Plattner. Das macht sie stolz. „Joop braucht Millionen für eine neue Kollektion, ich brauch ’nen Apple und ’n Ei“, sagt sie lachend.

Alles entsteht in ihrer kleinen Wohnung, alles näht sie selbst. Gern würde sie als Maßschneiderin arbeiten, das dürfe sie laut Handwerkskammer aber nicht, weil ihr der Nachweis über eine Schneiderausbildung fehle, sagt sie leicht verärgert. In der DDR hatte sie lediglich eine – durchaus renommierte - Designer-Schule in Berlin besucht. Wer jedoch eine Kreation auf ihrer Internetseite entdeckt, kann sie in seiner Wunschgröße oder nach individuellen Maßen bestellen. Nur am Körper maßnehmen dürfe sie nicht.

Noch hat sie keinen eigenen Laden. Sie hat versucht, auf Märkten ihre Produkte zu verkaufen, aber da gebe es strenge Vorschriften, wer was anbieten kann, sagt sie, daraus wurde nichts. So bleibt ihr das Internet. Brigitte Plattners Kollektion ist sehr breit aufgestellt: verspielte Teenie-Mode in kleinen Größen, Brautmode und Festliches, sexy Unterwäsche, Umstandsmode und neuerdings auch ausgefallene T-Shirts für Männer. Vor allem liegen ihr bequeme und doch schicke, alltagstaugliche Basics für ganz normale Frauen am Herzen. Für normale Frauenkörper, die auch Problemzonen haben dürfen. „Man kann ja vieles toll kaschieren“, findet sie. Ihre Röcke beispielsweise haben – auf den ersten Blick unsichtbar – elastische Bündchen. „Damit man tagsüber auch mal was essen kann“.

www.brigitteplattner.de

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