
© Andreas Klaer
Geschäfte für E-Zigaretten in Potsdam: Erdbeer-Dampf in allen Gassen
Die Nachfrage nach E-Zigaretten in Potsdam steigt, vor allem bei denen, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Ein Besuch im Fachgeschäft „Dampfdochmal“.
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Potsdam - Der kleine Laden in der Schlaatzstraße 4 macht seinem Namen alle Ehre: Wer durch die Tür von „Dampfdochmal“ tritt, steht plötzlich in einer leichten Nebelwolke, die mit mild-süßlichem Geruch durch den Raum wabert. Der Hustenkrampf bleibt jedoch aus, denn es handelt sich nicht um kalten Tabakrauch, sondern um Dampf aus den E-Zigaretten von Florian und Enrico Walter. „Wir sind keine Raucher, wir sind Dampfer“, stellt Florian Walter gleich mal klar.
Erst Online-Shop, dann Offline-Shop in der Schlaatzstraße
Die beiden Brüder betreiben das größte Fachgeschäft für E-Zigaretten in Potsdam. Damit sind sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen: Die Nachfrage nach E-Zigaretten wächst. Nachdem „Dampfdochmal“ im Juni 2015 einen Online-Shop eröffnet hatte, wurde im November der „Offline-Shop“ in der Schlaatzstraße gegründet. Die Konkurrenz schlief nicht: Im Dezember folgte mit „Fog You“ ein E-Zigaretten-Geschäft in Zentrum Ost. Im Februar kam der „Smokers Heaven“ auf der Brandenburger Straße dazu sowie im März der „Royal Shisha Shop“ in der Charlottenstraße. Beide Läden verkaufen neben normalen Shishas auch E-Shishas und E-Zigaretten.
Eigentlich ist der Name E-Zigarette irreführend, so Florian Walter: Zum einen wird bei den handlichen Geräten nichts verbrannt, sondern eben nur verdampft, und zwar kein Tabak, sondern eine Flüssigkeit, das sogenannte „Liquid“. Dies besteht gewöhnlich aus den Lebensmittelzusätzen Propylenglykol, Glycerin, Wasser, Aromen sowie optional Nikotin. Dieses flüssige Gemisch wird auf eine Watte gesogen, die um eine kleine Heizspirale gewickelt ist. Wird sie erhitzt, entsteht Dampf, der wie beim Rauchen eingeatmet werden kann.
Als Rauchen mit einem Schlag uninteressant wurde
„Wir waren beide starke Raucher“, erzählt Florian Walter. „Pro Tag haben wir jeweils locker eine Schachtel Zigaretten geraucht.“ Eines Tages traf er einen Bekannten mit einer E-Zigarette und war sofort fasziniert von dem Gerät. Schnell wurden er und sein Bruder zu Dampfern, Rauchen war mit einem Schlag uninteressant: „Ich habe von einen Tag auf den anderen damit aufgehört“, sagt Enrico Walter.
Aus dem Zigaretten-Ersatz wurde bald ein Hobby: Die Brüder reduzierten die Nikotin-Menge in ihren Liquids immer mehr und begannen, verschiedene Geräte und Liquids mit unzähligen Geschmacksrichtungen auszuprobieren: „Da gibt es alles Mögliche, vom Erdbeer-Käsekuchen bis zur Zimtschnecke“, sagt Enrico Walter. Sogar „Knusprigen Speck“ oder „Currywurst“ gebe es als Geschmacksrichtungen, die seien jedoch eher als Gag zu verstehen.
Und so wurde aus dem Hobby ein Beruf: Enrico Walter gab seinen Job auf und gründete „Dampfdochmal“. Da das Online-Geschäft geradezu explodierte, folgte kurz darauf der erste feste Laden, dem bald ein zweiter in der Nähe von Berlin folgen soll. Auch Mitbewerber Peter Wollenburg von „Fog You“ hatte erkannt, dass es in Potsdam eine Marktlücke in Sachen E-Zigaretten gibt: „Hier gab es einfach wenig für Dampfer und die Umsteiger vom Rauchen zum Dampfen werden immer mehr.“ Auch er beobachtet, dass viele Kunden zunächst nur eine Alternative zur Zigarette suchen, dann aber so viel Spaß und Geschmack am Dampfen finden, dass sie einfach dabei bleiben.
Umstritten, ob E-Zigaretten ungefährlicher sind
„E-Zigaretten retten Leben!“, steht auf einem kleinen Schild im Geschäft von „Dampfdochmal“. „E-Zigaretten sind nicht gesund“, betont Enrico Walter. „Aber sie sind rund 95 Prozent ungefährlicher.“ So sehen es auch viele Studien und Wissenschaftler, auch wenn nach wie vor umstritten ist, wie viel ungefährlicher E-Zigaretten tatsächlich als Zigaretten sind. Das Deutsche Krebsforschungszentrum etwa warnt vor allem vor dem krebserregenden Formaldehyd, das bei starker Erhitzung der E-Zigaretten entsteht. Und das Bundesamt für Gesundheit rät zu Vorsicht, da gesundheitliche Auswirkungen des Dampfens weitgehend ungeklärt sind.
Fakt sei aber auch, dass anders als beim Rauchen beim Dampfen weder Kohlenmonoxyd, Teer, Schwermetalle noch Ammoniak und viele andere giftige Stoffe entstehen, so Enrico Walter. Das habe er am eigenen Leib gemerkt: „Nach zwei Wochen, als ich mit dem Dampfen angefangen hatte, bekam ich wieder besser Luft und der Geschmackssinn kam wieder.“ Jeden Tag kämen rund fünf neue Umsteiger zu ihnen in den Laden, so Walter. Da das Rauchen durch das Dampfen so gut imitiert werde, falle es vielen Menschen leichter, durch E-Zigaretten mit dem Rauchen aufzuhören als mit Nikotin-Pflastern oder Ähnlichem.
Für Dampfer geht es aber längst nicht nur darum, eine Alternative zur Zigarette zu haben: „Haben Sie schon mal gesehen, dass sich Raucher auf der Straße grüßen?“, fragt Dampfdochmal-Mitarbeiter Basti H. „Dampfer tun das.“ Tatsächlich existiert eine regelrechte Dampfer-Szene, die sich über ihr Hobby austauscht, Kunst-Dampfer-Wettbewerbe ausrichtet oder Stammtische pflegt – in Potsdam gibt es etwa die „Dampfergemeinschaft Brandenburg“. Im „Dampfdochmal“ finden gelegentlich sogar „Wickelkurse“ statt, bei denen man lernen kann, wie man die Watte um die Heizspiralen wickelt.
Künftig mehr Dampfer als Raucher in Potsdam?
Für Enrico Walter ist das Dampfen auch eine Sammelleidenschaft: Er besitzt privat über 50 verschiedene Geräte. Im Laden selbst gibt es über hundert Modelle von der Einsteiger-E-Zigarette für 29 Euro bis zum Hightech-Verdampfer für über 200 Euro. Manche davon sehen aus wie Pfeifen oder wie der Fernsehturm oder haben eine edle Holzoptik.
Wie viele Dampfer es in Potsdam gibt, könne er nicht sagen, aber „Dampfdochmal“ habe bereits zwischen 600 und 800 Startersets in Potsdam verkauft, so Walter. Ob es irgendwann mehr Raucher als Dampfer gibt, ist schwer zu sagen, aber immerhin gibt es in Deutschland schon zwei bis drei Millionen Menschen, die das Dampfen für sich entdeckt haben.
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