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Landeshauptstadt: Ermittlungen im Park Sanssouci
Jugendbuchautorin Karin Baron lebt in Hamburg. Für ihr neues Buch hat sie Potsdam als Schauplatz gewählt
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Mit einer „Expedition in den wilden Osten“ verbringt die Heldin von Karin Barons neuem Roman ihre Ferien. Doch keine Tour nach Russland, sondern drei Wochen in Potsdam bilden den Rahmen für den neuen Jugendkrimi „Tote tragen keine Pelzmütze“: eine spannende Geschichte um ein 16-jähriges Mädchen vom Dorf, das seine Mutter in Potsdam besucht und hier in einen Fall um Kindesentführung verwickelt wird. Die Autorin aus Hamburg hat dafür gründlich recherchiert, damit der Potsdamer Leser seine Stadt auch wiedererkennt.
Das fällt tatsächlich nicht schwer. Viel Wasser, ganz konkret die Havel, das neue Palais und der Park Sanssouci, Wildpark-West und die Schilfgürtel am Flussufer, die Französische Kirche und das Holländische Viertel sind Schauplätze der Handlung. Selbst die Nummer der Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt stimmt: Fanny fährt mit der Nummer 96 zum Holländischen Viertel, wo ihre Mutter wohnt, Gästeführerin im Neuen Palais und Park Sanssouci.
„Ich brauchte ein Haus mit kleinem Garten, denn die Mutter Britta kommt aus einer ländlichen Gegend, war im biologisch-politisch-korrekten Prenzlauer Berg unglücklich und wollte nach Potsdam ziehen“, sagt Karin Baron. Und weil die Wohnung auch zentral liegen sollte, habe sich das gut bekannte Holländische Viertel angeboten. Dort in der Benkertstraße wird das Mädchen Zeuge einer möglichen Gewalttat. „Sie ist Babysitterin wie viele Teenager“, sagt Karin Baron. Im Babyfon hört Fanny dann allerdings mehr als das ihr anvertraute Kind. „Sie wird Ohrenzeugin eines heftigen Streits, einer tumultartigen Szene. Wir haben das übrigens ausprobiert, auch bei heutigen Babyfonen gibt es diese Interferenzen“, sagt Karin Baron.
Als es am nächsten Morgen heißt, ein Baby sei verschwunden, die Mutter leblos aufgefunden worden, da beschließt das Mädchen, auf eigene Faust zu ermitteln. Unter anderem ist sie auch im Park Sanssouci unterwegs, am Havelufer gegenüber der Halbinsel Hermannswerder, wo viele Wochenendhäuser stehen. Dass es ausgerechnet Wildpark West geworden ist, wo sich am Ende alles dramatisch zuspitzt, liegt an der Familiengeschichte ihres Mannes, sagt Karin Baron. Ihr Mann verbrachte seine Kindheit in so einem kleinen Haus am Havelufer in der Nähe der Eisenbahnbrücke nach Werder hinüber, bevor die Familie in den Westen übersiedelte. Nach der Wende besuchten sie die alte Heimat, und Karin Baron war sofort fasziniert von der Gegend um Potsdam, den romantisch-altertümlichen Gemäuern, den hohen Bäumen in Mischwäldern, sagt sie.
Was ihr noch fehlte bei der Recherche zu ihrem Roman, erfuhr sie vom Dorfchronisten des Wildparks West, Ehemann der Kindergärtnerin ihres Mannes. „Ich muss schon wissenschaftlich arbeiten, damit am Ende die Fakten stimmen“, sagt die Autorin. Sie nimmt sich jedoch auch die Freiheit, einen Bäcker oder Pferdehof zu erfinden und ins Buch zu schreiben, wenn sie diese braucht.
Karin Baron hat erst im Alter von 43 Jahren mit dem Schreiben begonnen. Anlass war die Adventszeit, wie in jedem Jahr bastelte sie zwei Adventskalender für ihre beiden Töchter – allerdings als Fortsetzungs-Weihnachtsgeschichte. Die Mädchen lasen das in der Schule vor, es kam gut an, und Karin Baron dachte zum ersten Mal daran, professionell für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seitdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht, darunter auch zwei Jugendkrimis. „Tote essen kein Fast Food“ ist eine Geschichte auf Sylt, auch dort gibt es das Mädchen Fanny, das Karin Baron ihrer großen Tochter ähnlich gezeichnet hat. „Aber nur äußerlich“, sagt sie, in die Person an sich seien eher ihre eigenen Charakteristika eingeflossen.
Erst vor kaum einem Jahr, im April 2013, war das Manuskript fertig geworden und so finden sich darin auch Bezüge zur unmittelbaren Vergangenheit und Gegenwart. Ein unfertiger Flughafen beispielsweise und die Ehec-Epidemien der letzten Jahre, als in Deutschland, auch in Brandenburg und Hamburg, mehrere Schulen geschlossen werden mussten. Aus diesem Grund hat auch Hauptfigur Fanny plötzlich drei Wochen schulfrei.
Neben der spannenden Geschichte und den Potsdam-Bezügen ist das Buch auch deshalb lesenwert, weil es um ganz Aktuelles geht – unter anderem spielen auch Entwicklungen in Osteuropa eine Rolle, so viel sei verraten. Doch Karin Baron lässt die Entführungsgeschichte nicht etwa traurig oder brutal enden, sondern mit eine überraschenden Wendung. Ein versöhnliches Ende im wilden Osten – in Potsdam.
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