Landeshauptstadt: Erst Moskau, dann Marshall
Mit dem neuen Hollywood-Thriller kommt ein Mann, der Filmgeschichte produziert hat, nach Babelsberg
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Mit dem neuen Hollywood-Thriller kommt ein Mann, der Filmgeschichte produziert hat, nach Babelsberg Von Sabine Schicketanz Frank Marshall ist ein Mann, der Filmgeschichte produziert hat. Auf sein Konto gehen mehr als ein Dutzend Hollywood-Streifen, die in den vergangenen Jahrzehnten für Furore gesorgt haben. Ob bei „Poltergeist“, „Zurück in die Zukunft“, „Hook“, „Gremlins“, „The Sixth Sense“ oder dem in Deutschland gerade angelaufenen „Seabiscuit“, in jedem Abspann ist sein Name zu lesen, meist als einer der ersten. Außerdem ist Frank Marshall der Macher von „Indiana Jones“, den vierten Teil bereitet er schon vor. Doch bevor für Harrison Ford, der noch einmal den Abenteurer Indiana Jones spielen wird, im kommenden Jahr die erste Klappe fällt, kommt Frank Marshall erstmal nach Babelsberg – als Produzent von „The Bourne Supremacy“, dem Hollywood-Film mit Matt Damon und Franka Potente, der ab November hier gedreht wird. Damit wird klar, was für ein großer Coup es ist, den die Babelsberger da gelandet haben, allen voran Produktionschef Henning Molfenter. „Feinste Sahne“ nennt er es, was man von der Zusammenarbeit mit Frank Marshall erwarten könne, und Molfenter weiß, wovon er spricht. Zehn Jahre hat er als Producer in den USA gearbeitet, zu erst als Kaffeeholer, später als Produktionsleiter. Seinen Kontakten, dessen ist man sich in Babelsberg sicher, ist es zu verdanken, dass Hollywood nicht mehr außer Reichweite liegt, sich für Babelsberg interessiert. Außerdem, sagt Molfenter, „stimmen die Drehbedingungen und der Preis“. Dafür haben die Babelsberger nun alle Hände voll zu tun. Die Autos für Ausrüstung und Crew wurden schon nach Moskau, dem ersten Drehort für „The Bourne Supremacy“, geschickt, auch die Spezialisten für die Special Effects sind schon da. In der nächsten Woche ist für den Rest der Babelsberger Crew Abflug in die russische Hauptstadt. Währenddessen können es die Filmhandwerker vor Ort noch ein bisschen langsamer angehen lassen – schließlich wird am Drehbuch für den Spionagethriller noch „poliert“, ist deshalb noch nicht ganz klar, was gebraucht und wo gedreht wird. Dennoch sind die Babelsberger hochmotiviert. Denn ihr Können hat sich bis nach Hollywood herumgesprochen. Kameraleute, Beleuchter, Set Decorator – sie alle kommen aus der Region oder aus dem Studio selbst, viele haben jüngst bei der 114 Millionen Dollar-Produktion „In 80 Tagen um die Welt“ ihr Können bewiesen. Besonders gefordert ist Dierk-Rüdiger Grahlow aus dem Babelsberger Art Department. Er wird der Construction Manager für „The Bourne Supremacy“ sein, zuständig für alles, was für den Film an Kulissen gebaut werden muss. Das ist, bei einer Hollywood-Produktion, eine Premiere – denn bisher bestanden die US-amerikanischen oder britischen Produzenten immer darauf, einen Mann aus ihrer Crew als „Supervisor“ einzusetzen. Visuell, so kann Henning Molfenter schon verraten, soll die Fortsetzung von „The Bourne Identity“ neue Zeichen setzen. Einen bevorzugten Drehort, wie ihn einst die Macher von „In 80 Tagen um die Welt“ im Berliner Gendarmenmarkt gefunden hatten, gebe es für den Spionagethriller aber nicht. Überzeugt habe Produzent Frank Marshall und Regisseur Paul Greengrass („Bloody Sunday“) stattdessen „der Berlin-Eindruck“. Schon im ersten Teil, in „The Bourne Identity“, hätten die Filmemacher es verstanden, europäische Städte spannend aussehen zu lassen. „Sie sahen modern aus, richtig nach Thriller.“ Das Konzept auch für den neuen Streifen sei, sich auf die Stadt einzulassen. „Das wird ein Berlin-Film.“ Gesucht werden demnach die dunklen, spannenden und vielleicht sogar gruseligen Ecken der Großstadt – neben den Filmsets, die in den Babelsberger Studios rund um die Marlene-Dietrich-Halle aufgebaut werden. Diese größten Halle auf dem Gelände ist momentan belegt. Doch die großen Trucks mit der Aufschrift „Rock“n“Roll“, die vor dem Gebäude stehen, gehören nicht zur Hollywood-Produktion. Hier probt Sänger Peter Maffay sein neues „Tabaluga“-Musical. Zum Dreh mit Matt Damon und Franka Potente wieder die „Marlene“ aber frei sein – „Tabaluga“ hat am 17. Oktober Premiere. Zu diesem Zeitpunkt wird der Mann, der so viel Filmgeschichte mitbringt, seine Koffer für die Fahrt nach Babelsberg noch nicht gepackt haben.
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