Landeshauptstadt: „Erweiterte Europameisterschaft“
Weidenhof-Schule nimmt als erste Potsdamer Grundschule an bundesweitem Antirassismus-Projekt teil
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Am Schlaatz - Potsdam hat eine weitere Antirassismus-Schule. Die Weidenhof-Grundschule im Schilfhof trägt seit gestern den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Sie ist damit nach dem Voltaire-Gymnasium und der Walddorf-Schule die dritte Schule und die erste Grundschule in Potsdam, die sich an dem Antirassismus-Projekt beteiligt. Als prominente Paten für das Projekt konnte die Schule Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch und Bob-Weltmeister und Olympiasieger Kevin Kuske gewinnen. Deutschlandweit gibt es nach Angaben des Trägervereins „Aktion Courage“ fast 450 Antirassismus-Schulen, 32 davon in Brandenburg.
Den sperrigen und abstrakten Titel des Projektes änderte Thomas Wehling von der RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule), der Brandenburgischen Koordinationsstelle, für die Grundschüler um: „Was finde ich gut, wozu braucht man Mut.“ 95 Prozent aller Weidenhof-Schüler, -Lehrer und -Mitarbeiter hätten sich für die Teilnahme ausgesprochen, erklärte Schulleiter Martin Burkhardt. Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm ist die Zustimmung von mindestens 70 Prozent.
Mit ihrer Unterschrift verpflichteten sich die 240 Schüler und etwa 60 Mitarbeiter, gegen jede Form von Diskriminierung vorzugehen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage durchzuführen. Das sei an der Weidenhof-Grundschule „sowieso schon“ der Fall, findet Thomas Wehling.
Aktuelles Beispiel: Zur Fußball-Europameisterschaft will Sportlehrer Frank Zimmermann ein Fußball-Projekt mit einer „Länderauswahl“ der Schüler starten. Etwa 50 Schüler mit ausländischen Hintergrund lernen an der Schule, insgesamt 17 Nationen sind vertreten. „Es wird eine erweiterte Europameisterschaft“, erklärte Zimmermann gestern. Denn die 17 Herkunftsländer lägen nicht alle in Europa. Lebensbedingungen, Kultur und Küche anderer Länder würden regelmäßig im Unterricht thematisiert – beispielsweise durch den Mark Kofi Asamoah aus Ghana, der eine Trommelgruppe leitet. Seit mehr als zehn Jahren gebe es zudem in Zusammenarbeit mit der RAA jährlich Planspiele, bei denen die Schüler über Diskriminierung nachdenken, sagte Thomas Wehling. Als Vorbereitung auf die Titelvergabe als Antirassismus-Schule haben die Schüler erstmals auch den „couragiertesten, freundlichsten Schüler“ ihrer Klasse gewählt.
Probleme mit Ausländerfeindlichkeit sieht Schulleiter Burkhardt nicht: „Gewalt ist hier kein Thema.“ Es gebe allerdings „die üblichen Rangeleien“. Froh ist Burkhardt deshalb über die Schul-Sozialarbeiterin, die seit zwei Jahren Konfliktschlichtungskurse anbietet. Jana Haase
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