
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Exotisch, gefühlvoll, paarweise
Fabrik: Tanzlehrer aus Frankreich unterrichtenTänze aus wärmeren Gefilden
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Es geht ums Gefühl. Um ganz viel davon. Tanzen lernen könne fast jeder, sagt Tony Mikimi, nur wenn jemand den Rhythmus nicht spürt – das sei schwierig. Der im Kongo geborene Tänzer und Lucie Brandelet, beide aus Frankreich, sind seit Januar als Tanzlehrer in der Fabrik, wo Brandelet ein Praktikum im Rahmen ihres Management- und Kommunikation-Studiums absolviert. „Ich suchte etwas, wo ich diese Studienfächer und meine Leidenschaft für das Tanzen verbinden kann“, sagt sie bei einem Gesprächstermin am Küchentisch der Fabrik-Büros.
Das Tanzen hat sie größtenteils autodidaktisch erlernt, hin und wieder hatte sie das Glück, große Tänzer zu treffen, bekam Privatunterricht im lateinamerikanischen und afrikanischen Tanz. Für beides braucht man außer einem durchtrainiertem Körper viel Gefühl, Begeisterung, Leidenschaft. Beiden Tanzlehrern wird es daran vermutlich schon deshalb nicht mangeln, weil sie auch persönlich verbandelt sind: „Meine Verlobte“, stellt Tony Mikimi seine Tanzpartnerin vor. Seit zwei Jahren machen sie alles gemeinsam, weshalb er sie einfach nach Potsdam begleiten musste. Der diplomierte Tanz-Profi, Mitbegründer und Mitglied diverser Tanz–Compagnies in Frankreich, ist Breakdancer und betreibt Akrobatik, vor allem aber Afro-Dance, Jazz–Rock und Latin–Dance.
Drei Tänze, die hier eher unbekannt sind und Exotenstatus genießen, sind Inhalt eines Drei–Tage–Kurses, der am morgigen Samstag in der Fabrik beginnt. Die Komponente Afrotanz lässt Spielraum für Improvisation, beinhaltet akrobatische Motive und verlangt reichlich Rhythmusgespür. Getanzt wird zu Percussion-lastiger Musik, Tony Mikimi trommelt gern auch selbst. Der Bachata stammt aus der Dominikanischen Republik, dort ist er gerade sehr angesagt. Er vermittelt Romantik und Verführung, wohingegen der Kizomba Lebensfreude und Unterhaltung ausdrücken soll. Der Angolanische Tanz wird auch als Afrikanischer Tango bezeichnet, tanzbar zu afrikanischen Rhythmen als auch Europäischer Musik.
Leute mitreißen, das sollte den beiden nicht schwerfallen. Erfahrung haben sie reichlich. Seit sie Tanzpartner sind, treten sie zusammen in Shows auf, geben Kurse, reisen im Sommer in einem kleinen Wohnmobil zu Festivals nach Avignon und Montpellier, immer durch das südliche Frankreich. „Dann halten wir irgendwo mitten in der Stadt, auf einer Straße, dem Marktplatz, stellen Musik an, packen die Trommeln aus und tanzen.“ Wenn die Leute bei so einer Street-Performance stehen bleiben, sich begeistern lassen und vielleicht sogar mitmachen, dass sei „a good feeling“, sagt Lucie Brandelet.
Die sechs Monate in Potsdam wollen sie aber auch für sich selbst nutzen und viel üben. Es sei toll, dass sie kostenlos in den Studios proben dürfen, in Paris muss man für alles bezahlen. Im Mai wollen sie während der Tanztage und zum Event „Stadt für eine Nacht“ auftreten.
Die „Exotischen Tänze“ könne man auch als Anfänger erlernen: Während des dreiteiligen Kurses werden zuerst Grundschritte gelernt, anschließend eventuell eine kleine Choreografie einstudiert. Bequeme Kleidung und Wechselsachen wären gut, sagt Tony Mikimi, Afrotanz sei ein bisschen wie Fitness. Frauen könnten aber auch Tanzschuhe und einen Rock mitbringen, lenkt Lucie Brandelet ein, das werde spontan gehandhabt. Vor allem aber sollte die Männer–Frauen–Ratio stimmen, damit die Paardynamik klappt, denn: „The men are the leaders“, sagt Brandelet lächelnd.Steffi Pyanoe
Termine: 3., 17. und 21. März, jeweils 15 bis 18 Uhr. Anmeldung unter www.farbrikpotsdam.de oder spontan dazu kommen.
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