DASwar’s: FC Bayern und Bettensteuer
Mit dem Gedächtnis ist das so eine Sache. An das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 kann ich mich noch gut erinnern.
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Mit dem Gedächtnis ist das so eine Sache. An das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 kann ich mich noch gut erinnern. Spanien gewinnt gegen Holland. Noch präsenter ist das Halbfinale vom Sommermärchen 2006. Deutschland gegen Italien. 0:2. Ich wollte nie wieder zum Italiener gehen. Inzwischen weiß ich, dass der Name meines „Contadino“-Ristorantes übersetzt „Bauer“ bedeutet. Und ich gestehe, dass die Squadra Azzurra mein Geheimfavorit für die WM in Brasilien ist.
Beim Fußball funktioniert mein Hirnspeicher recht gut, aber ich weiß nicht mehr genau , wen ich 2008 bei der Kommunalwahl gewählt habe. Zu meiner Entschuldigung führe ich an, dass ich ein Wechselwähler bin.
Möglicherweise klappt das mit meinem Erinnerungsvermögen besser, wenn ich Fußball und Stadtpolitik kombiniere. Immerhin gibt es da durchaus Parallelen. Bettensteuer und Bayern etwa: hin und zurück, Querpass, Rückpass. Selbst auf der Torlinie, man braucht nur noch zu verwandeln, wird noch mal zurückgespielt. Und am Ende weiß man weder genau zu sagen, ob die Bayern nun gut waren und ob es die Bettensteuer gibt. Oder die sogenannten Dinosaurier. Hier der Hamburger SV, dort Hans-Jürgen Scharfenberg. Der eine schon immer in der Bundesliga, der andere eine gefühlte Ewigkeit im Plenarsaal. Beide auf alle Fälle unabsteigbar. Oder die Grünen und Werder Bremen. Irgendwie sympathisch, aber auch nicht mehr das, was es mal war. Die Roten Teufel: Im Fußball zweitklassig (Kaiserslautern) und in Potsdam immer für einen Pakt zu haben. Die CDU: Gern stärkste Kraft im Rathaus, aber irgendwie wie Lever- oder besser „Vize“-kusen – maximal Zweiter, eher Dritter. Mit dem Bürgerbündnis ist es wie mit Hertha BSC in der letzten Saison: Rasanter Aufstieg in der Hinrunde, unspektakulär die Klasse gehalten. Wenn sie gut sind, macht es Spaß und man geht hin. Wenn nicht, reicht einem die Statistik. Bliebe noch Die Andere, so etwas wie ein Pokalschreck oder wie Eintracht Braunschweig: einfach mal mitspielen, alle aus dem Kader mal mitmachen lassen und gucken, was passiert.
Ich werde mir morgen meinen Wahlzettel genau anschauen. Klar wird mir meine Fußballfachkunde nicht beim Ankreuzen helfen. Da müssen andere Gründe her, wie etwa der eines Kandidaten in meinem Wahlkreis. Auf die Frage, warum er kandidiere, antwortet er: „Weil ich ausdrücklich darum gebeten wurde.“ Das ist gut für mein Wählergedächtnis, weil mir eine einfache Eselbrücke Jahre später helfen wird: „Deutschland ist 2014 Fußballweltmeister geworden, weil ich darum gebeten habe.“ Doch ich fürchte, das reicht nicht.
Peter Könnicke ist freier Journalist und arbeitet als Lauf- und Fitnesstrainer.
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