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Neue Heimat. In Zukunft wird das Filmmuseum von der HFF geführt.

© M. Thomas

Homepage: Filmmuseum wird in HFF integriert

Ministerium: Zukunft des Museums damit gesichert. Ab September 2012 ein Jahr Sanierungspause

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Das Filmmuseums Potsdam wird zum 1. Juli dieses Jahres in die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) integriert. Wie Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst am Dienstag dem Kabinett mitteilte, soll das Filmmuseum in Zukunft als An-Institut der HFF unter der Doppelspitze von ihrer bisherigen Direktorin Bärbel Dalichow und Professor Michael Wedel (HFF) geführt werden. Die drei Säulen des Museums – Sammlung, Museum und Kino – sollen bei der Fusion erhalten bleiben. Ziel sei es, die Zukunft des Filmmuseums zu sichern: „Mit der Integration kann eine langfristige personelle, finanzielle und strukturelle Stabilisierung des Filmmuseums erreicht werden,“ sagte Kunst vor der Presse. Sie sprach zudem von einer „Win-Win-Situation“ für die Filmhochschule, die neue Akzente für Forschung und Lehre ergebe. Zudem erhalte die Hochschule eine sichtbare Repräsentanz am Filmstandort.

Befürchtungen eines weiteren Personalabbaus am Filmmuseum trat HFF-Präsident Dieter Wiedemann entgegen. Seitens der HFF bestehe die Forderung, den Etat und die Mitarbeiterzahl konstant zu halten. Das Filmmuseum muss bis 2012 seine Mitarbeiterzahl von derzeit noch 24,5 Stellen auf 21 Personen zurückfahren, das Budget beträgt jährlich rund 1,7 Millionen Euro. Der Zusammenschluss von Filmmuseum und der Filmhochschule HFF hatte beim Personalrat des Filmmuseums für Kritik gesorgt. Nicht geklärt sei etwa, in welchem Umfang die Mitarbeiter des Museums Aufgaben der Hochschule übernehmen sollen. In der Belegschaft des Filmmuseums bestünde eine Skepsis gegenüber der Fusion, hatte Personalrätin Renate Schmal unlängst geäußert – weil die „inhaltlichen Gegenstände“ von Museum und Hochschule verschiedene seien. Gelegentliche Kooperationen seien zwar positiv, eine gemeinsame Verwaltungsstruktur jedoch etwas anderes. Auch vermisst man in der Belegschaft ausreichenden Garantien, zum Beispiel für die Nachbesetzung von Stellen. Etwa für die von Direktorin Bärbel Dalichow, die demnächst in Ruhestand gehen wird.

Bärbel Dalichow selbst sagte gestern dazu, dass die Fusion ein „ernsthafter Gewinn“ für das Filmmuseum sei. Sie wisse zwar, dass die Belegschaft des Museums nicht gänzlich davon überzeugt ist. „Aber davon kann sie nur das Leben überzeugen“, sagte sie. Den geplanten neuen Studiengang zur Aufbewahrung und Dokumentation von Film im digitalen Zeitalter begrüßte Dalichow. Für die neue Dauerausstellung 100 Jahre Film in Babelsberg seien zudem bereits Kooperationen mit Potsdamer Filmstudenten genutzt worden.

HFF-Präsident Wiedemann kündigte an, durch die neue Präsenz im Filmmuseum nun auch stärker in die geisteswissenschaftlichen Zentren am nahe gelegenen Neuen Markt – Zeithistoriker, Europäisch-jüdische Studien – hineinwirken zu wollen. Geplant sei dort ein zentrales Forum für Kulturtransfer. Auch würden die Filmpremieren der Filmhochschule in Zukunft verstärkt im Filmmuseum stattfinden. Die HFF betrachtet die Integration des Filmmuseums „mit dem national bedeutsamen und einmaligen Sammlungsbestand zur Geschichte der UFA und DEFA“ als Bereicherung für Forschung und Lehre. Der Hochschul-Präsident sieht die Fusion als Modellprojekt für ähnliche Vorhaben anderer Kunsthochschulen in Deutschland. Die Zusammenarbeit mit dem Museum werde die Forschungsarbeit der HFF verbessern und die Lehre bereichern. Die Arbeit an den Sammlungen konzentriert sich auf die Film- und Kinogeschichte Deutschlands, besonders auf die Entwicklung des Babelsberger Filmstudios seit 1912. Der Fokus liegt dabei auf der Filmgeschichte der sowjetischen Besatzungszone und der DDR.

Die Fusion hatte im Vorfeld auch bei Filmschaffenden für Unmut gesorgt. Sie hatten sich um den uneingeschränkten Erhalt des Filmmuseums in Sammlung, Ausstellung und Programmkino Sorgen gemacht. In einem Offenen Brief formulierten die Filmschaffenden im November 2010 ihre Skepsis um das Weiterbestehen des Filmmuseums. Die Künstler betonten, dass weitere Kürzungen in den Sach- und Personalmitteln nicht mehr durch die engagierte Tätigkeit der Mitarbeiter des ältesten deutschen Filmmuseums zu kompensieren seien.

Derzeit zeigt das Filmmuseum drei Ausstellungen. Die Schau „Roman Polanski - Regisseur und Schauspieler“ sowie die Dauerausstellung „Babelsberg - Gesichter
einer Filmstadt“ sind nur noch bis 3. Juli zu sehen. Dann wird der große Ausstellungssaal im historischen Marstall an der Breiten Straße für eine neue
Dauerausstellung renoviert. Die Schau „Die Traumfabrik - 100 Jahre Film in Babelsberg“ soll am 3. November, dem Tag der Grundsteinlegung für das erste
Filmatelier in Babelsberg vor 100 Jahren, eröffnet werden. Unabhängig von dem Umbau ist für die jüngsten Museumsbesucher weiterhin die Ausstellung „Sandmann auf Reisen“ zu sehen. Das Museum hat dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.  Ab September 2012 bleibt das Filmmuseum nach den Worten von Direktorin Dalichow allerdings für ein Jahr geschlossen. Grund seien notwendige Baumaßnahmen zum Brandschutz. Jan Kixmüller

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