zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Filmstadt im Plänterwald

Zwei Studenten entwerfen eine Vision: Wie Studio Babelsberg den Berliner Spreepark wiederbeleben könnte

Stand:

Er war ein Aushängeschild Ost-Berlins und der einzige Vergnügungspark der DDR: Der „Kulturpark Plänterwald“, eröffnet 1969 und nach der Wende noch gut zehn Jahre als „Spreepark Berlin“ in Betrieb. Seit die Karussells und Achterbahnen stillstehen, verfällt der fast 30 Hektar große Park im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Das Gelände, auf dem einst die DDR-Kinderserie „Spuk unterm Riesenrad“ entstand, ist längst zur Geisterstadt geworden.

Das wollten Jonas Klock und Felix Heisel ändern. Für ihre Diplomarbeit an der Berliner Universität der Künste entwickelten die beiden Architekten die Vision der „Spreepark Studios“ – als neues Quartier für Studio Babelsberg. Ihre Idee: Vergnügungspark und Filmstadt fusionieren im wiederbelebten „Spreepark“.

Dafür haben die beiden Nachwuchsarchitekten am Ufer der Spree einen neuen Gebäudekomplex mit Studiohallen, Büros, Werkstätten und Platz für den Kostümfundus und Außenkulissen entworfen. Gleichzeitig soll der Freizeitpark wieder in Betrieb genommen werden – als öffentlicher Park ohne teures Eintrittsgeld, denn gezahlt wird wie auf einem Jahrmarkt nur bei Benutzung der Karussells und Attraktionen. Bei Dreharbeiten könnten Teile des Parks als „blinde Flecken“ für den Besucherverkehr gesperrt werden. „Der Film liefert die Attraktion für den Park, der Park die Motive für den Film“, heißt es in dem Konzept von Klock und Heisel.

Realistische Chancen zur Umsetzung hat es allerdings nicht. Die Eigentumsverhältnisse beim Spreepark sind zu verfahren, das Gelände ist mit Millionenschulden belastet. Und Studio Babelsberg ist zwar tatsächlich seit Jahren auf der Suche nach geeigneten Erweiterungsflächen. Dass die Studios aber von ihrem traditionsreichen Standort nach Berlin ziehen könnten, schließt Studio-Sprecher Eike Wolf aus: „Wir wollen hier bauen, in unmittelbarer Umgebung in Babelsberg.“

Dennoch bewarben sich die Studios 2009 – ohne Erfolg – mit einem Nachnutzungskonzept für den Berliner Flughafen Tempelhof, der zum „Filmhafen“ werden sollte (PNN berichteten). Über Tempelhof fanden auch Jonas Klock und Felix Heisel nach Babelsberg – und zu ihrer Projektidee: Die beiden 27-Jährigen hatten sich selbst an einem internationalen Nachwuchs-Wettbewerb zur Entwicklung des Flughafens beteiligt, wie Felix Heisel erzählt. Mit ihrer Idee eines weitläufigen Bürgerparkes mit Freibad und „Solarbäumen“ landeten sie auf Platz drei. Bei der Recherche wurden sie auch auf die Babelsberg-Pläne aufmerksam – und den Wunsch nach Erweiterung. In Absprache mit den Studios entwickelten sie dann ihre Spreepark-Vision als gemeinsames Diplomprojekt. „Wir unterstützen Studenten gern“, sagt Wolf.

Für die Außenkulisse „Berliner Straße“, deren Zukunft nach 2013 wegen auslaufender Pachtverträge immer noch unklar ist, fanden die beiden Architekten dabei einen überraschenden Ansatz: Mit einer beidseitig bespielbaren Kulisse, die zudem noch die Außenwand des Studioneubaus mitnutzt, kommen Heisel und Klock auf sechs bespielbare Straßenfronten – die „Berliner Straße“ in ihrer jetzigen Form besteht dagegen auf der Rückseite nur aus Gerüsten. „Damit vergeudet man 50 Prozent der Struktur“, sagt Felix Heisel. Der Aufbau der „Berliner Straße“ – eine Kreuzung in T-Form – sei zudem untypisch und sehr selten in Berlin. „Wenn wir irgendwann zu dem Punkt kommen, dass wir eine neue ,Berliner Straße’ konzipieren, könnte man diese Erkenntnisse einfließen lassen“, sagt Babelsberg-Sprecher Wolf.

Auch wenn die „Spreepark Studios“ ein Luftschloss bleiben werden – ganz aus der Luft gegriffen ist die Verbindung in den Plänterwald nicht: Die Babelsberger haben in dem verwunschenen Park tatsächlich bereits gedreht. So entstanden dort 2010 unter anderem Szenen für den Actionthriller „Hanna“ mit Cate Blanchett und Saoirse Ronan, der Ende Mai in die Kinos kommt.

Für ihre Diplomarbeit haben Felix Heisel und Jonas Klock die Bestnote 1,0 bekommen. Derzeit sammeln sie Arbeitserfahrungen im Ausland: Klock in einem Architekturbüro im niederländischen Amsterdam, Heisel ist für ein Jahr Dozent an einer Hochschule in Äthiopien.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })