Landeshauptstadt: Forscher wollen Brauhausberg nutzen
Telegrafenberg-Institute planen Flächenkonzept – Geoforscher weihten zum 20. Geburtstag Neubau ein
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Teltower Vorstadt - Auf dem Telegrafenberg wird der Platz knapp. Allein die Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums der Helmholtz-Gemeinschaft (GFZ) rechnen in den kommenden Jahren mit einem zusätzlichen Platzbedarf von rund 7500 Quadratmetern Vollnutzfläche. Aus Denkmal- und Naturschutzgründen kann aber höchstens ein Viertel davon noch an dem traditionsreichen Wissenschaftsstandort realisiert werden, wie GFZ-Verwaltungschef Stefan Schwartze am Dienstag am Rande der Einweihung zweier Neubauten für die Geoforscher sagte. Die Wissenschaftler wollen darum „den anderen Hügel mit in Beschlag nehmen“, wie GFZ-Direktor Reinhard Hüttl es ausdrückt – gemeint ist das Landtagsareal auf dem benachbarten Brauhausberg, auf dem Platz für Neubauten wäre. Auf Anregung der Stadt werden sich die Wissenschaftseinrichtungen vom Telegrafenberg – neben dem GFZ sind das unter anderem das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und die Außenstelle des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) – noch im Oktober zu einer Standortkonferenz treffen, um ein gemeinsames Flächenkonzept zu entwickeln, sagte Hüttl weiter.
Neue Arbeitsplätze für zumindest rund 70 Leute konnte Hüttl am Dienstag auf dem Telegrafenberg in Betrieb nehmen: Zum Instituts-Sommerfest wurden die beiden Neubauten namens A 69 und A 70 eingeweiht – und das 20-jährige Gründungsjubiläum des Instituts begangen. Letzteres „nur kurz“, wie Hüttl betonte: Gebührend feiern werde man dann das Vierteljahrhundert in fünf Jahren.
Für eine Bausumme von insgesamt drei Millionen Euro – knapp die Hälfte davon übernahm das Land – entwarf der Berliner Architekt Rainer Becker die beiden sachlich-schlichten Zwillingsbauten in versteckter Hanglage. Neben Raum für rund 70 Büroarbeitsplätze gibt es darin auch Lagerflächen. Einziehen sollen hier Forscher des Bereiches „Geoengineering“, die unter anderem zu Fragen der Geothermie forschen oder sich mit der Nutzung von unterirdischen Räumen zur Speicherung von Stoffen wie Kohlendioxid beschäftigen.
Der Neubau-Komplex soll „zeitnah“ noch erweitert werden und dann Platz für weitere knapp 70 Arbeitsplätze bieten. Durch einen anderen Neubau auf dem Gelände einer AWI-Baracke auf dem Telegrafenberg sollen für das GFZ zusätzlich knapp 1200 Quadratmeter Fläche entstehen. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) kündigte an, das GFZ und die anderen Wissenschaftseinrichtungen des Landes Brandenburg „auch in Zeiten der Haushaltskonsolidierung“ bei notwendigen Neubauprojekten zu unterstützen.
Kunst lobte das GFZ gleichzeitig für die 20-jährige Erfolgsgeschichte. Mit internationalen Kooperationsprojekten wie dem Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean oder der europäischen Schwerefeldmission, aus der als Ergebnis unter anderem die berühmte „Potsdamer Kartoffel“ als genaues Modell der Erdanziehung hervorging, habe sich das GFZ als Zentrum für Geowissenschaften weltweit entwickelt.
Das liege auch an den Kooperationen mit den anderen Wissenschaftseinrichtungen auf dem Telegrafenberg, der international ein „Referenzstandort“ geworden sei, betonte GFZ-Chef Reinhard Hüttl. Er verwies auf die Traditionslinie bis ins Jahr 1892, als hier das Geodätische Institut eingeweiht wurde. Die in den vergangenen Jahren gewachsene wissenschaftliche Bedeutung des GFZ spiegelt sich auch in der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen: Gab es 1992, als das GFZ als Neugründung aus dem früheren DDR-Zentralinstitut für Physik der Erde hervorging, noch 290 Wissenschaftler, sind es mittlerweile fast 1100.
Sorgen macht sich Hüttl momentan um den für November 2012 geplanten Start der GFZ-Satellitenmission „Swarm“ in Russland. Der Chef der russischen Weltraumbehörde sei vom russischen Präsidenten Putin kurzfristig entlassen worden: „Mitte September erfahren wir, ob die Termine eingehalten werden.“
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