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SPERRUNGEN ZUM G8-TREFFEN: Freie Fahrt für Rice Rice-Tage in Potsdam

Am 30. Mai treffen sich die G8-Außenminister in Potsdam, am 31. Mai erhält US-Außenministerin Rice einen Preis von Altkanzler Kohl

Stand:

„Verkehrsraumeinschränkungen“ kündigt die Polizei in den Bereichen Potsdam-West, Potsdam-Nord und Nauener Vorstadt an.

Dort komme es zwischen 8.30 und 10.30 Uhr und zwischen 15.30 und 18.30 Uhr zu Sperrungen. Nähere Informationen gibt die Polizei aus „einsatztaktischen Gründen“ nicht.

Wegen der Gegen-Demonstration rechnet die Polizei ab 16.30 Uhr zusätzlich mit „erheblichen Verkehrseinschränkungen“ in der Innenstadt.

Ins Schloss Cecilienhof kommt schon am Montag niemand mehr: Das Schloss bleibt bis Donnerstag 13 Uhr geschlossen, wie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mitteilt. Der Neue Garten ist von Dienstag 20 Uhr bis Mittwoch 20 Uhr „außerplanmäßig“ geschlossen.

Sperrungen gibt es zudem am Jungfernsee: Der betroffene Bereich zwischen dem Quapphorn (Kilometer 17,77) und Kilometer 18,5 ist durch rote Tonnen mit dem Zeichen A1 abgesteckt. Die Sperrung beginnt Dienstag 10 Uhr und dauert bis Mittwoch 20 Uhr. Dann sind dort auch Baden, Tauchen und Angeln verboten. JaHa

Sicher ist sicher und so gehen die Sicherheitsbehörden in Potsdam auf Nummer sicher, wenn es um die Sicherheitsmaßnahmen zum Außenministertreffen der sieben reichsten Industriestaaten und Russlands (G8) und Regierungsdelegationen aus Pakistan und Afghanistan am kommenden Mittwoch in Potsdam geht: Sie sagen nichts.

„Wir können uns nicht leisten, dass hier irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen vorher bekannt werden“, heißt es aus dem Innenministerium des Landes. Auch im für den Gipfelschutz zuständigen Polizeipräsidium Potsdam hält man sich bedeckt. Nicht einmal die genauen Straßensperrungen werden bekannt gegeben (siehe Kasten) – aus Angst, Terroristen oder militante Demonstranten könnten sich die besten Stellen am Wegesrand in aller Ruhe ausgucken.

Zusätzlich nervös sind die Sicherheitsbehörden, weil die laut Gefährdungsanalyse am meisten gefährdete Person, US-Außenministerin Condoleezza Rice, innerhalb von zwei Tagen gleich zwei Mal nach Potsdam kommt. Am Tag nach dem Außenministertreffen soll sie in den Neuen Kammern des Parks Sanssouci vom Verein Atlantik-Brücke wegen ihrer „Verdienste um die deutsche Einheit“ ausgezeichnet werden. Für die Ehrung, die Altkanzler Helmut Kohl am Abend vornehmen soll, kommt Rice nach einem Auslandstermin in die brandenburgische Landeshauptstadt zurück.

Den größten Geheimhaltungsdruck üben die US-amerikanischen Sicherheitsdienste und -agenturen aus. „Wenn irgendwas nach draußen dringt über die Objekte, die Fahrtrouten, die Straßensperrungen oder irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen – dann sind wir hier erledigt, dann gibt es diplomatische Verwicklungen“, sagt ein ranghoher Mitarbeiter einer brandenburgischen Sicherheitsbehörde.

Aber man fürchtet nicht nur diplomatische Verwicklungen, sondern auch um Potsdams Stellung neben der Polit-Metropole Berlin: Schließlich will sich Potsdam als Ort für große und kleine, nationale und internationale Gipfeltreffen und für lauschige Kaminabende etablieren.

Fest steht bisher nur, dass die Außenminister am Mittwoch gegen 9 Uhr 30 in Potsdam ankommen werden. Wo, das steht nicht im offiziellen Terminkalender. Bekannt ist aber, dass – zumindest einige – am Kaiserbahnhof ankommen und von dort zum Schloss Cecilienhof gebracht werden, wo die Minister tagen werden. Die Innensicherung im Schloss, dass bereits ab Montag für den öffentlichen Publikumsverkehr gesperrt ist, übernimmt das BKA.

Auf welcher Strecke der Minister- und Diplomatentross zum Tagungsort kommt, ist – geheim. Touristen werden ihnen dort kaum über den Weg laufen: Selbst das Baden im Jungfernsee ist verboten, der Neue Garten abgeriegelt. Rund um das Schloss patrouillieren Sondereinheiten, der Luftraum über Potsdam ist gesperrt. Die Straßenkreuzungen, die die Minister passieren, werden laut Polizeipräsidiumssprecher Rudi Sonntag aber „in Sekundenschnelle“ wieder freigegeben. Dafür sollen 40 Polizisten sorgen.

Das „größte Problem“ sieht Sonntag in der vom Potsdamer Anti-G8-Bündnis angekündigten Demonstration. Es gibt „mehr Beeinträchtigungen durch das Treffen selbst als durch die Demonstration“, glaubt dagegen Lutz Boede, der die Demo mit 1000 Teilnehmern angemeldet hat. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt hält er für fraglich. Es sei den Außenministern durchaus zuzumuten, eine kritische Demonstration zu sehen.

Deren Route ist jedenfalls bekannt: Starten wird der Zug um 16 Uhr am havelseitigen Ausgang des Hauptbahnhofs. Die weitere Route führt dann durch die Innenstadt – mit Zwischenkundgebungen am Platz der Einheit und am Nauener Tor. Von dort bewegt sich der Zug Richtung Malteser Treffpunkt Freizeit, wo eine „gemeinsame Abschlusskundgebung“ geplant ist. Dann trennt sich der Zug: Ein Teil wird am Neuen Garten entlang zur Meierei laufen, der andere an der Ostseite des Heiligen Sees über die Schwanenallee zur Glienicker Brücke. An beiden Orten gibt es jeweils eine Abschlusskundgebung. Nicht Potsdamer, sondern Berliner Polizisten werden die Demo begleiten, so Boede: Es werde „eine für Potsdamer Verhältnisse nicht ganz normale Demonstration.“

Profitieren werden in jedem Fall die Uni-Studenten am Neuen Palais: Sie haben am Mittwoch bis 12 Uhr frei, wie die Uni-Verwaltung ihnen in einer Mail mitteilte. Auch für die Beschäftigten am Unikomplex Neues Palais gab es eine beruhigende Mitteilung: Sie sind „unter Fortzahlung der Bezüge bis 12 Uhr freigestellt“.

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