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Private Schulen in Brandenburg: Freie Fahrt oder Holpersteine auf dem Weg
Privatschulen boomen - doch in Berlin und Brandenburg wird jeweils gant unterschiedlich darauf reagiert.
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Ende März hatte das private Schiller-Gymnasium alle Unterlagen beim Ministerium eingereicht. Ob ihre neue Gesamtschule im Stadtteil Drewitz zum kommenden Schuljahr eröffnet werden kann, wissen sie aber auch drei Wochen vor den Sommerferien noch nicht. „Das ist extrem nervenaufreibend“, sagt Georg Meyer, Gesamtschulleiter in spe. „Wir müssen ins Blaue hinein planen.“ Eltern zögerten, ihre Kinder anzumelden und auch das Staatliche Schulamt könne bei der Verteilung der vielen Anwärter auf Gesamtschulplätze bislang nicht mit der Schule rechnen. „Dabei ersetzen wir fehlende Kapazitäten der Stadt“, ist Meyer verärgert, „anerkannt wird das aber beim Ministerium nicht.“
In Berlin und Brandenburg haben freie Schulen einen enormen Zulauf. Nur behandelt der Berliner Senat die freien Schulträger anders als das Brandenburger Bildungsministerium. Von den vielen Holpersteinen für Schulen in freier Trägerschaft in Brandenburg kann Volker Symalla ein Lied singen. Er ist Geschäftsführer für Berlin-Brandenburg beim Verband Deutscher Privatschulenverbände (VDP). Sowohl bei der Genehmigung von Schulen als auch von Lehrkräften versuche Brandenburg, freien Schulen Steine in den Weg zu legen. Anders als in Berlin würde die Regierung hierzulande nicht auf Augenhöhe und kooperativ mit freien Schulen verhandeln, sondern ihnen mit Arroganz begegnen. „Wir sind nicht besonders erwünscht“, sagt Symalla. Noch immer herrsche der Tenor, Bildung müsse staatlich sein. Dabei sei im Grundgesetz verankert, dass es kein Monopol auf Bildung geben darf. „Das kapieren hier viele nicht“, sagt Symalla.
Während der Senat in der Hauptstadt monatlich mit den Privatschulen an einem runden Tisch Themen und Anliegen bespreche und gemeinsam Lösungen suche, gebe es in Potsdam, so Symalla, ab und zu Sitzungen mit dem Staatssekretär, bei denen Informationen vorgelegt würden. Von Austausch keine Spur.
Dabei ist in Potsdam jede dritte Grundschule in freier Trägerschaft, die Anmeldezahlen übersteigen jedes Jahr bei Weitem die Kapazitäten. „Ohne die freien Schulen könnte das Land die Grundversorgung nicht stemmen“, sagt Symalla. Eine „alte Diskussion“ nennt das der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Denn seiner Ansicht nach übernehmen freie Schulen eben keine Grundversorgung. Deshalb seien sie auch nicht in die Demographie-Kommission nominiert worden. Die Arbeitsgemeinschaft Schulen in freier Trägerschaft hatte sich dafür beworben. Seit Herbst vergangenen Jahres behandelt die Kommission auch Fragen der künftigen Schullandschaft.
In einer stark wachsenden Stadt wie Potsdam könnten freie Schulen allerdings eine gewichtige Rolle bei Infrastrukturproblemen spielen – etwa dort, wie gerade im Bornstedter Feld, wo die städtische Schulplanung sich verkalkuliert hat und die Stadt den hohen Bedarf an Grund- und Gesamtschulplätzen nicht decken kann. „Wenn unsere Planungsprozesse zu lange dauern, könnten wir durch Angebote von freien Schulen, die schneller funktionieren, überrollt werden“, sagt Bildungsbeigeordnete Iris-Jana Magdowski (CDU). Schließlich sei Potsdam dank seiner Mittelschicht kein schlechter Ort für private Investitionen in Bildung.
Doch wie immer ist dies eine Frage des Geldes. Denn auch bei der Bezuschussung sei Brandenburg ein schlechteres Pflaster als Berlin, sagt Symalla. Genaue Vergleichszahlen könne er allerdings nicht liefern. Berlin habe in Absprache mit den freien Schulen eine neue Finanzierungssystematik erarbeitet. Brandenburg hingegen hat trotz massiver Proteste die Personalkostenzuschüsse um zwei Prozent gesenkt. Und auch die Stadt Potsdam ist knausrig. Einen Vorschlag aus dem Bürgerhaushalt, freien Schulen einen Sachkostenzuschuss zu zahlen, wie andere Gemeinden es vormachen, hatte die Stadtverordnetenversammlung mit Hinweis auf die knappen Kassen abgelehnt. Symalla sagt deswegen: „Es stellt sich die Frage, wie die Stadt einen freien Träger unterstützen kann.“ Die Gemeinde Baruth in Teltow-Fläming etwa habe den Schulbau der Freien Oberschule mitgetragen und zahle einen Teil des Schulgeldes. In Potsdam scheint dies schlichtweg illusorisch.
Die Folge der Politik ist für Symalla klar: ein höheres Schulgeld. „Ihr macht Schule vom Geldbeutel der Eltern abhängig“, wirft der Verbandssprecher deswegen auch den Sozialdemokraten vor. So ist seiner Meinung nach etwaige soziale Auslese nicht den freien Schulen anzukreiden, sondern für ihn ist die Politik verantwortlich, wenn sozialschwache Kinder nicht auf freie Schulen gehen können.
Grit Weirauch
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