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Landeshauptstadt: Fröhliche Tulpen, gut gewässert

16. Tulpenfest zählte über 35 000 Besucher/ Sogar Gäste aus Argentinien – und ein beliebter Zander

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Berta und Wilhelmin rubbeln das Geschirrhandtuch auf dem Waschbrett, tunken es in die Wanne mit Waschlauge und lassen es dann von Simeon durch die Wäschemangel drehen. Der Junge guckt etwas verdutzt, findet aber die altmodische Wringmaschine spannend und das Leiern macht ihm tüchtig Spaß. Joost van Kempen ist mit seinem Sohn aus Berlin gekommen, um beim 16. Tulpenfest dabei zu sein. Der Amsterdamer Illustrator möchte mal wieder Heimatluft in Klein-Amsterdam, wie sich das Holländische Viertel in Potsdam inzwischen selbstbewusst nennt, schnuppern und Vater wie Sohn fühlen sich sichtlich wohl.

Nicht nur die Holländer haben das Tulpenfest auch als Gäste für sich entdeckt. Es wird international immer bekannter. Sogar eine Touristengruppe aus Argentinien hörte davon und blieb länger als geplant. Aus dem deutschen Umkreis zieht das Fest die Besucher nun schon seit Jahren an. Bei sonnigen Wetter und ausgesprochen sonniger Stimmung kamen laut Veranstalter wie im Vorjahr über 35 000 Gäste am Samstag und Sonntag.

Als Knüller erwies sich diesmal der Besuch von Frank Zander, der in der Galerie Baake seine Acrylbilder feilbot. Als er Samstag 15 Uhr in der Galerie eintrifft und verkündet, er werde nur signieren und nicht singen, geht zwar ein enttäuschtes Raunen durch die Reihen. Doch als seine Lieder vom Band eingespielt werden, singen die Gäste dafür um so lauter mit. Albert Baake ist so erfreut über den Erfolg seines Events, dass er schon an neue Vorhaben ähnlicher Art denkt, zum Beispiel an eine Einladung Udo Lindenbergs.

Doch nicht nur in der Galerie herrscht Andrang. Die Holländer kommen immer wieder gern zum größten holländischen Fest außerhalb ihres Landes und sorgen für eine Stimmung, die die Besucher sofort mitreißt. Bei den „Tulpen aus Amsterdam“ wird mitgeschunkelt und bei anderen Titeln mitgewippt. Wenn zum Beispiel die Wiksbössels aus Heerenberg aufspielen ist die Kreuzung an der Mittel- und Benkertstraße sofort verstopft, weil sich die Zuhörer sammeln und keinen Schritt weichen wollen. Die Blasmusiker-Truppe hat sogar ihren Fanklub mitgebracht. „Wir sind die Musiker-Frauen“, sagt eine aus der Runde und: „Wir sind auch musikalisch.“ Was sofort mit einem Lied unter Beweis gestellt wird.

Freundlich erklärt auch Arie Schinkel immer wieder, wie man beim typisch holländischen Sjoelen-Spiel auf Punkte kommt. 30 Steine müssen in Öffnungen am Ende eines kanalartigen Bretts geschossen werden. Wenn Kinder eine angemessene Punktzahl erreichen, dürfen sie sich aus einem Korb mit Sägespänen einen kleinen Preis herauswühlen. Da das Spiel eine immer größere Anhängerschaft auch in Potsdam gewinnt, hat Arie zum ersten Mal komplette Spiele zum Kaufen mitgebracht. Was er einnimmt, wird er dem Museum im Bouman-Haus stiften.

Als Veranstalter hat der Chef des Fördervereins zur Pflege Niederländischer Kultur, Hans Göbel, erneut streng darauf geachtet, dass die Mitwirkenden an den Ständen den Charakter des Tulpenfestes betonen. Es werden alte Kulturtechniken vorgeführt, man kann einem Fachmann beim Sense dengeln zuschauen oder einer Holländerin, die Westen und Kleidchen für Teddys strickt. Es wird zusammen mit Kindern getöpfert und gemalt und natürlich gegessen und getrunken, damit Leib und Seele zu ihrem Recht kommen. An den vielen Käsesorten darf man sich sattsehen, riechen und man darf sie kaufen. Bier, Wein und Säfte fließen in Strömen und so sind zumindest die Käufer der vielen, vielen Tulpen, die nicht nur aus Holland, sondern auch um die Ecke aus Bornim kommen, gut „gewässert“. Die Tulpen halten durch bis sie Zuhause in der Vase stehen.

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