Landeshauptstadt: Frostige Zeiten
Erste Eisschollen auf der Oder – und die Temperaturen sinken weiter
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Frankfurt (Oder) - Der strenge Frost lässt Brandenburgs Flüsse, Kanäle und Seen gefrieren.Die Schifffahrt muss sich bereits auf erhebliche Behinderungen einstellen. Auf der Oder treiben schon Eisschollen. Der Winter hat Berlin und Brandenburg fest im Griff. In der Nacht zu Samstag seien die bislang niedrigsten Temperaturen in diesem Winter gemessen worden, sagt der Meteorologe Jörg Riemann vom privaten Wetterdienst MeteoGroup Deutschland. Am kältesten war es in Holzdorf an der Grenze zu Sachsen-Anhalt mit minus 16 Grad Celsius. Am Berliner Stadtrand sank das Thermometer in Köpenick auf minus 13 Grad. Am Alexanderplatz wurden sechs Grad minus gemessen.
Die Nacht zum heutigen Dienstag sollte erstmal die bisher kälteste dieses Winters sein. Im Raum Berlin und Potsdam sollten die Temperaturen bis auf minus 16 Grad absinken. Vor allem im Süden Brandenburgs können die Temperaturen vereinzelt bis auf knapp minus 20 Grad sinken. Heute gerät die aus Norden eingeflossene arktische Luft unter den Einfluss des Hochs „Angelika“, das seinen Einfluss in der Mitte und im Süden Deutschlands bis über die Wochenmitte hinaus geltend macht. Inzwischen liegt eine Schneedecke von bis zu 18 Zentimetern in der gesamten Region. Daher warnen sowohl die Wasserschutzpolizei als auch Meteorologen davor, das Eis vor allem größerer Gewässer zu betreten, da es trotz der eisigen Temperaturen meistens noch nicht tragfähig sei.
„Die Eisschollen auf der Oder bedecken derzeit zwar nur 20 Prozent der Wasserfläche, können aber erhebliche Schäden bei Schiffen hervorrufen und das Manövrieren auf dem Fluss erschweren“, hieß es gestern beim Wasser- und Schifffahrtsamt. „Deshalb wurde die Oder für die Binnenschiffe vorsorglich gesperrt.“ Vielerorts versuchen nun Eisbrecher, ein Zufrieren der Wasserstraßen zu verhindern. Sie sind unter anderem auf dem Oder-Spree-Kanal, auf der Havel, auf dem Elbe-Havel-Kanal sowie auf der Unteren Havel-Wasserstraße im Einsatz. Dieser dient aber nicht nur der Aufrechterhaltung der Schifffahrt, sondern ebenso dem Schutz von Brücken und Schleusen vor der zerstörerischen Kraft von Eisbarrieren. Dafür halten sie Abflussrinnen für die Eisschollen frei. Keine Probleme gibt es derzeit noch auf der Elbe.
Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre geht von einer zugefrorenen Oder die größte Gefahr für die Brandenburger aus. Zuletzt gerieten die Bewohner im 70 Kilometer nordöstlich gelegenen Oderbruch im Winter 2003 kurzzeitig in Aufregung, als sich starke Eisschollen vor Brücken und in engen Flussbiegungen zusammengeschoben hatten. So ein Stau hätte ein großes Hochwasser auslösen und obendrein die Deiche aufschlitzen können. Eisbrecher aus Deutschland und Polen minderten damals die Gefahr, und zum Glück setzte nach der Frostperiode rasch Tauwetter ein. Letztmalig hatte ein Winterhochwasser das 20 000 Einwohner zählende Oderbruch im Jahre 1947 überschwemmt, viele Menschen in den Tod gerissen und große Schäden angerichtet. Ein sowjetischer Jagdbomber hatte damals beim Versuch, mit Bomben die Eisdecke auf der Oder aufzubrechen, versehentlich den Deich getroffen. Fachleute wiesen später jedoch nach, dass das Wasser aber auch ohne diesen Treffer den Deich überschwemmt hätte.
An der Elbe gab es 1982 das letzte große Winterhochwasser. Im Winter 2003 hatte die Feuerwehr von Booten aus mit Kettensägen eine Abflussrinne im Eis geschaffen. Als letztes Mittel waren hier Sprengungen durch die Bundeswehr ins Kalkül gezogen worden. Doch auch hier war der Frost nicht stark und anhaltend genug – das kalte Wetter dauerte nur kurze Zeit.
Claus-Dieter Steyer (mit ddp)
Claus-Dieter Steyer (mit ddp)
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