Landeshauptstadt: Früh erkennen – später sterben
Ärzte des Klinikums Ernst von Bergmann stellten gestern Methoden zur Darmkrebs-Früherkennung vor
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Innenstadt - Hightech gegen Darmkrebs: Die Kapsel ist nur zweieinhalb Zentimeter lang und kann einfach geschluckt werden. Sie enthält einen kleinen Fotoapparat, mit dem sie 60 000 Bilder nach außen sendet, bevor die Batterie erlischt. Ärzte können aus dem Material einen Film erstellen, mit dem sie Einblicke in den Dünndarm eines Patienten erhalten. Präsentiert wurde die Kapsel gestern von Frank Jopke, Arzt für Innere Medizin am städtischen Klinikum Ernst von Bergmann. „Bis Jahresende wird man so wahrscheinlich auch den Dickdarm untersuchen können“, spekulierte er.
Die Ausführungen Jopkes waren an Elona Müller gerichtet. Die Potsdamer Beigeordnete für Gesundheit besuchte gestern das Krankenhaus, um sich die Methoden zur Früherkennung von Darmkrebs erklären zu lassen. Die Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums ist zugleich Schirmherrin der Aufklärungsaktion „Brandenburg gegen Darmkrebs“ und hat selbst einen Verwandten durch die Krankheit verloren. „Das ist leider ein Tabu-Thema, über das kaum jemand reden mag“, sagte Müller. Sie hätte erlebt, wie vor kurzem bei einer Aufklärungsaktion im Stern-Center die Passanten angeekelt reagiert und geschimpft hätten. Dabei ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache. Nach Angaben der Aufklärungskampagne sterben daran in Brandenburg jährlich über 700 Menschen. Dabei sei Darmkrebs vollständig heilbar, wenn er rechtzeitig erkannt und behandelt wird, sagten Ärzte der Klinik gestern. Möglich sei das aber nur, wenn die Patienten an der Vorsorgeuntersuchung teilnehmen. Denn wenn erst einmal Beschwerden auftreten, sei es meistens schon zu spät. „Etwa ab dem 50. Lebensjahr sollte man mit der Vorsorge beginnen“, riet Chefarzt Hubertus Wenisch deshalb. Falls im engen Familienkreis Fälle von Darmkrebs bekannt sind, solle man sogar schon vor dem 30. Lebensjahr zu einer Vorsorgeuntersuchung gehen.
Die klassische Untersuchungsmethode ist die Darmspiegelung. Wie sie funktioniert, erklärten die Ärzte der Beigeordneten Müller anhand der Geräte. Dabei wird ein Schlauch in den Darm eingeführt, an dem eine Kamera installiert ist. So können Polypen, die Vorläufer einer Krebserkrankung, entdeckt und mittels einer Schlinge sogar entfernt werden. Der Leiter der Abteilung für Innere Medizin, Dr. Thomas Weinke, bedauerte allerdings, dass viele Menschen Angst vor der Darmspiegelung hätten. „Dabei kriegt man eine Spritze und verschläft die Untersuchung regelrecht“, sagte er. Die Darmwand vertrage den Schlauch normalerweise sehr gut. Unangenehm sei nur, dass die Patienten am Vortag nichts essen dürfen.
Die Ärzte präsentierten auch eine zweite Methode, die „virtuelle“ Darmspiegelung per Computertomographie. Sie wird angewandt, wenn ein Patient gesundheitlich nicht zu einer klassischen Darmspiegelung in der Lage ist. Wie bei den Foto-Kapseln gibt es aber auch hier einen Nachteil: Man kann zwar in den Darm hineinblicken, aber weder Gewebeproben entnehmen noch Polypen behandeln.
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