Sport: Führungsspielerin
Beim FFC Turbine Potsdam ist Viola Odebrecht das schon, in der Nationalmannschaft will sie es unbedingt werden
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Beim FFC Turbine Potsdam ist Viola Odebrecht das schon, in der Nationalmannschaft will sie es unbedingt werden Von Michael Meyer Manchmal streichelt sie das Leder regelrecht mit dem Fuß, scheint der Ball an ihrer Sohle zu kleben, wenn sie durchs Mittelfeld bis in des Gegners Strafraum marschiert, dort eine Mitspielerin bedient oder die Kugel selbst versenkt. Viola Odebrecht ist – obwohl erst 21 – bereits eine Führungspersönlichkeit beim Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam. Eine, die einst Frankreichs Ausnahme-Kicker Zinedine Zidane ihr Vorbild nannte. Zidane wurde 1998 Weltmeister; Odebrecht wechselte in jenem Sommer aus Neubrandenburg in den Potsdamer Luftschiffhafen, wo sie eine imposante Entwicklung nahm, die mit dem Weltmeister-Titel 2003 in den USA ihre bisherige Krönung erfuhr. Ihre bisherige, denn Viola Odebrecht sieht durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten: Wenn ab 11. August die besten Frauenteams der Welt in Griechenland um olympische Medaillen kicken, will sie das Weltchampionat noch toppen: „Dann hoffe ich auf mehr Einsätze als bei der WM“, gesteht die Potsdamerin, die 2003 im Viertelfinale gegen Russland (7:1) die letzten acht Minuten mitwirkte. „Das in den USA war natürlich ein tolles Erlebnis und ich habe schon meinen Teil zum Gelingen beigetragen, vom Mannschaftlichen und auch moralischen her. Aber mein Traum ist es, einmal Führungsspielerin der Nationalmannschaft zu sein; eventuell schon bei der nächsten Weltmeisterschaft.“ Die Olympischen Spiele kämen dafür vielleicht noch etwas zu früh, aber Chancen auf einen Stammplatz im Team für Athen „habe ich auf alle Fälle“, zeigt sich Odebrecht selbstbewusst. Deutschland habe durchaus das Potenzial, in diesem Sommer ähnlich erfolgreich zu spielen wie im vergangenen Jahr. Auf 14 Einsätze in der A-Nationalelf blickt Viola Odebrecht seit dem 26. Januar 2003 (2:2 gegen Norwegen) bislang zurück; Spiel Nummer 15 wird noch nicht am kommenden Mittwoch folgen, wenn Deutschland in Oldenburg gegen die Ukraine um EM-Qualifikationspunkte kickt. Eine starke Bänderdehnung im linken Knöchel, erlitten im Bundesligaspiel am vergangenen Sonntag gegen Wolfsburg, setzt Turbines bislang neunfache Torschützin der laufenden Bundesliga-Saison derzeit außer Gefecht. „Ich versuche gegenwärtig durch Reizstrom, Ultraschall, Lymphdrainage und Stabilisationsübungen, die Verletzung auszukurieren“, erzählt sie. „Wenn alles bestens klappen sollte, könnte ich aber vielleicht am 2. Mai in Schottland schon wieder mit dabei sein.“ Das FIFA-Jubiläumsspiel Weltmeister Deutschland gegen eine Weltauswahl am 20. Mai in Paris wolle sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Seit Viola Odebrecht 2002 EM-Gold und WM-Bronze mit der deutschen U19 gewann, bei der WM zudem als beste Spielerin ausgezeichnet wurde, „ging es bei ihr aufwärts mit der gesamten Persönlichkeitsentwicklung“, hat Heimtrainer Bernd Schröder beobachtet, der seinen Schützling bei Turbine „in der spielgestaltenden Mittelfeldzone eine unserer wichtigsten Spielerinnen“ nennt. Davon überzeugten sich auch schon Mutter Astrid und Vater Andreas, Schwester Franziska (23) und Bruder Mario (15), wenn sie im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion Meisterschaftsspiele ihrer WM-Heldin verfolgten. Heim zur Familie nach Neubrandenburg kommt Odebrecht immer seltener. „Mein Terminkalender wird immer voller“, begründet dies die Sport-Studentin der Potsdamer Uni, die später gern einmal im Sport-Management arbeiten würde, während sie eine Trainertätigkeit – zumindest derzeit – vehement ausschließt. Die Bundesliga-Saison endet am 13. Juni, ab 28. 6. folgen fünf Olympia-Wochenlehrgänge des DFB, bei denen die Potsdamerin ihre Stärken – nach eigener Aussage gute Spielübersicht, gutes Passspiel und gute Kondition – unter Beweis stellen will. Auch wenn Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer sie „derzeit Turbines Beste“ nennt, muss auch sie sich immer wieder durch gute Leistungen empfehlen. Natürlich gäbe es auch Spiele, „in denen gar nichts funktioniert, obwohl du hundertzehn Prozent gibst“, gestand sie. „Das muss man einstecken können und versuchen, sich da wieder rauszukämpfen.“ Jetzt kämpft Viola Odebrecht erst einmal gegen die Verletzung an. Ebenso wie Renate Lingor (FFC Frankfurt/Sprunggelenkverletzung), die neben Zidane mal ihr Vorbild war. „Inzwischen“, meint die Potsdamerin, „brauche ich keins mehr, weil ich jetzt wer bin.“ Inzwischen ist die Potsdamer Weltmeisterin selbst ein Vorbild für andere.
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