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Homepage: Für die Jugend schon Alltag Medienpädagogen untersuchen neue Medien
Ein I-Phone wünscht sich die Tochter von Jürgen Ertelt, damit sie und ihr Vater immer online sind. „Als Medienpädagoge muss dir das doch auch am Herzen liegen, oder ;-)“, zitiert der Pädagoge seine Tochter.
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Ein I-Phone wünscht sich die Tochter von Jürgen Ertelt, damit sie und ihr Vater immer online sind. „Als Medienpädagoge muss dir das doch auch am Herzen liegen, oder ;-)“, zitiert der Pädagoge seine Tochter. „Kreativ und scheinbar grenzenlos“ seien die „Medienwelten junger Menschen in Zeiten des web 2.0“, so lautete auch der Titel einer zweitägigen Konferenz an der Fachhochschule Potsdam. Pädagogen diskutierten hier über die Veränderungen der medialen Welt und die Auswirkungen auf Erziehung und Bildung.
Moderne Kommunikationsmöglichkeiten sind allgegenwärtig, für jeden. Im Bus, in der S-Bahn und auch im Kino twittern, chatten, mailen alle Generationen. „Für die heute Heranwachsenden sind das keine neuen Medien. Das ist der Alltag, die Gegenwart“, erklärt Frauke Havekost, Mitarbeiterin der Jugendkunstschulen Brandenburg. In den vergangenen 15 Jahren habe sich ein ganz neuer Raum für soziale Netzwerke und den Austausch unter den Jugendlichen geöffnet. Damit müssten die Pädagogen nun umgehen.
Dass allerdings auch die neuen Techniken althergebrachte Problemstrukturen nicht beseitigen, daran erinnerte Ralf Biermann. Er schilderte seinen Dialog mit Jugendlichen anlässlich eines Studienprojektes. Einige fanden chatten und mailen „uncool“. Bei näherem Hinsehen zeigte sich allerdings, dass der Grund keine Skepsis gegenüber den Medien, sondern schlicht die Unfähigkeit zu lesen und zu schreiben war. Unterschiedliche Bildungsniveaus ebne auch das Internet nicht ein. In entsprechenden Foren fände durchaus eine Ausdifferenzierung der Kommunizierenden danach statt, ob sie in der Lage seien, grammatisch korrekte Sätze zu bilden oder nicht. Auch im Internet herrsche anscheinend keine klassenlose Gesellschaft.
Foren wie „Primolo“, eine Site des „bildungsserver.de“ zeigen allerdings, welche Hilfsmöglichkeiten das Netz schon für Grundschulen bereitstellt. Mit dem Programm können Unterrichtsergebnisse, Texte und Bilder online gestellt werden. Eine Eingabemaske generiert daraus eine Website, die für alle zugänglich ist.
Nicht nur in Schule und Universität verändern sich die Medienwelten, sondern auch in der Freizeit. Wurde früher in Gesangsvereinen und bei der Hausmusik gemeinsam musiziert, so proben nicht nur Jugendliche ihre gesanglichen Fähigkeiten heute mit Programmen wie „Sing Star“. Die Karaoke-Software spielt den gewünschten Song und bewertet dann die Angleichung an das Original. Das muss keine einsame Angelegenheit vor dem Heimcomputer sein, sondern kann auch für einen ausgesprochen spaßigen Abend in der Szenekneipe sorgen.
Mit Handy und PC sind die technischen Möglichkeiten der Heranwachsenden noch lange nicht ausgeschöpft. Spielkonsolen, Webcams und DV-Kameras gehören ebenso selbstverständlich dazu. War es früher mit erheblichem Aufwand verbunden, auch nur einen Super-8 Film zu drehen und zu schneiden, so findet sich heute bei jedem Klassenausflug wenigstens ein Schüler, der mit seiner Handkamera oder seinem Handy alle Peinlichkeiten mitfilmt. Sehr früh können so bei der Schul-AG filmische Formate ausgetestet werden.
Die gezeigten Beispiele ausgewählter Schülerfilme fielen allerdings nicht so ganz zur Zufriedenheit aller Pädagogen aus. „Er“ von Zora Rux zeigte ein jugendliches Paar. Ein alkoholisiertes Geplänkel führt anscheinend zu Weiterem, am Schluss duscht die junge Frau. Sie versucht offensichtlich, den Schmutz dessen, was vorher stattgefunden hat, abzuwaschen. Der Konflikt findet im Kopf des Zuschauers statt, der Film deutet ihn nur geschickt an. Einige der diskutierenden Pädagogen fanden das auf schockierenden Weise gewalttätig.
Jede „Tatort“-Folge im Fernsehen zeigt allerdings viel weitergehende Formen von Gewalt. „Man kann den Jugendlichen nicht vorschreiben, welche Filme sie machen“, betont Bernd Mones vom Landesjugendring Brandenburg. Es gehe den Filmemachern darum, Bilder und Formulierungen für die eigenen Probleme zu finden. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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