zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Für Männer mit Format

Für seine Arbeit hat Maßschneider Volkmar Arnulf Goldmedaillen gewonnen. Wer zu ihm kommt, wird eingeführt in die Welt der Couture und Accessoires, von Smoking bis Einstecktuch

Stand:

Diese Serie wird Ihnen

präsentiert von

dem Partner

des Mittelstandes

Ein Besuch beim Maßschneider Volkmar Arnulf ist eine Zeitreise. Das beginnt an der Tür, wo es eine Klingel gibt. Dann öffnet der Chef höchstpersönlich, bittet formvollendet in sein Reich. So macht er es seit vielen Jahren, 1962 eröffnete er als junger Mann am Kurfürstendamm sein erstes Geschäft. Berlin habe er geliebt, sagt Arnulf, doch nach der letzten Mieterhöhung der Raubritter, wie er es ausdrückt, begann er mit Potsdam zu liebäugeln.

Jetzt fühlt er sich in der entschleunigten Gutenbergstraße sehr wohl. Für seine Kunden machen die 30 Kilometer keinen Unterschied. Einige kommen aus Potsdam, aus den Randbezirken Berlins – erstaunlich viele aus ganz Deutschland und sogar dem Ausland. Wer genau sich bei Volkmar Arnulf, einem der besten seiner Zunft und Obermeister der Berliner Maßschneider-Innung, einen Anzug auf den Leib schneidern lässt, darüber hüllt er sich diskret in Schweigen. Helmut Kohl allerdings, der outete sich einmal als Arnulfscher Kunde: „Da war er noch Ministerpräsident, als er mich auf dem Ku’damm fand. Und er blieb mir treu“, sagt der Schneidermeister.

Was ist das Geheimnis eines handgefertigten Anzugs, dass man dafür 3500 Euro bezahlt (mindestens), nach einem ersten Gespräch dreimal zur Anprobe kommt (mindestens), und vier Wochen wartet, bis das gute Stück fertig ist?

„Es lohnt sich für jeden, der regelmäßig Anzüge trägt“, sagt Arnulf. Auch er trägt ausschließlich Selbstgenähtes, das sei für ihn Pflicht. Der Mensch bekomme dadurch optisch ein ganz anderes Format, was sich auf die Ausstrahlung und das Selbstbewusstsein auswirke. „Was wir machen, ist zeitlos, ein zehn Jahre alter Anzug ist noch jung“, sagt Arnulf. So was zu tragen, das sei nicht teurer als Zigaretten rauchen.

Doch die Entscheidung, einige Tausend Euro in eine individuelle Garderobe zu investieren, könne dauern – manche Kunden kommen jahrelang immer wieder vorbei, bevor daraus eine Bestellung resultiert. Arnulf spürt, ob das Interesse ernsthaft ist. Dann lässt er ihnen gern Zeit. Eilig hatte es kürzlich George Clooney. Der Star brauchte für seinen Film „Monuments Men“, den er gerade in Babelsberg dreht, einen Anzug im Stil der 40er-Jahre. Arnulf fuhr ins Hotel, nahm Maß und lieferte.

Normalerweise kommt der Kunde ins Atelier, was einen Besuch wert ist, allein wegen der Atmosphäre. Volkmar Arnulf hat eine Ladeneinheit in einem Haus der zweiten Stadterweiterung erworben. Das großzügige Erdgeschoss ist klassisch eingerichtet, dunkle Regalwände mit Stoffballen und Hutstapeln wirken gediegen-dekorativ. Hinter Glas eine Sammlung von altem Handwerkszeug, Scheren und Bügeleisen. Eine halbfertige Arbeit hängt auf einer Schneiderpuppe, in einem Schränkchen glänzen die schönsten Manschettenknöpfe. Auf gesteppten Ledersofas umgeben von Spiegelwänden darf der Kunde Platz nehmen und sich beraten lassen. Dann öffnet Volkmar Arnulf die kleinen Bündel mit Tausenden Stoffproben, die Namen tragen wie Royal Classic und Autumn Leaves, Silver Cloud und Snowy River. „Die besten Stoffe kommen aus England, Schottland und Irland, eventuell noch Italien“, sagt Arnulf. „Die stellen Stoffe mit Liebe her, das spürt man.“ So ein laufender Meter feinster Seide, Wolle oder Baumwolle, ein Hauch, kaum zwischen zwei Fingern zu spüren, der kostet.

Deshalb ist das Essen, „auch das Naschen!“, am Arbeitsplatz der vier Angestellten in der Werkstatt keinesfalls gestattet. „Die Fleckgefahr ist viel zu groß“, sagt der Chef. Ist kein Kunde im Laden, geht auch er in die Werkstatt, überwacht das Zuschneiden, das Vorrichten. „Die Mitarbeiter sind meine verlängerten Arme“, sagt er. Auch das sei Qualitätsmanagement.

Volkmar Arnulf, geboren 1936, nennt sich ein Kriegskind, in Bernau geboren, erlebt er Berlin im Bombenhagel. Nach Kriegsende wird ihm zufällig eine Schneiderlehre angeboten, und er denkt bald: Wenn schon, dann richtig. Berlin wird damals zum Zentrum der Schneider- und Modebranche, und Arnulf lernt bei einem Exil-Franzosen das Modellieren, das Entwerfen mit Stoff an einer Büste oder am lebenden Model. „Das war hier noch unbekannt, in Deutschland arbeitete man mit Schnittmustern.“ Mit 26 Jahren macht er sich selbstständig, engagiert sich seitdem für seine Handwerksinnung, seine Branche. Selbstverständlich schneidert er nicht nur Herrenanzüge. Im Atelier hängt ein Damenmantel, reiner Kaschmir und federleicht. Gerade arbeitet er an einem Cocktailkleid. Das Schöne an Damensachen sei, dass man mit ihnen die Schönheit der Frauen wunderbar herausarbeiten kann. Wie er das macht, sagt Volkmar Arnulf bedächtig und schließt die Augen, das verrate er nie.

Maßatelier Arnulf, Gutenbergstraße 77. Tel. (0331) 740 396 66. www.arnulf-massatelier.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })