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Universität Potsdam bewirbt sich mit „Earth and Space Systems“ für die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern

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Universität Potsdam bewirbt sich mit „Earth and Space Systems“ für die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern Von Jan Kixmüller Schon lange bevor bei der Bundesregierung von Exzellenz-Unis und Kompetenz-Clustern die Rede war, begannen sich zwischen Potsdam und Berlin erste Fäden zu spinnen. Als Prof. Dr. Manfred Strecker dann vor einem Jahr davon hörte, dass an der Berliner FU ein Schwerpunkt zum System Erde mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung geplant wird, fand man schnell zueinander. Auch in Potsdam dachte man zu dieser Zeit über Ähnliches nach, allerdings stärker naturwissenschaftlich orientiert. Nun zahlt es sich aus, über gute, länderübergreifende Kontakte zu verfügen. Ergebnis ist die Bewerbung der Region für die Exzellenzinitiative mit dem Forschungs-Cluster „Earth and Space Systems“, einem Pool unter dem Dach der Potsdamer Uni und der Freien Universität Berlin (FU) in dem sich neun weitere Forschungseinrichtungen befinden. Ein Netzwerk, das sich sehen lassen kann: In Potsdam sind das Alfred Wegener Institut für Meeresforschung (AWI), das Astrophysikalische Institut (AIP) das GeoForschungsZentrum (GFZ), das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Max-Planck-Institute für Gravitationsforschung (Albert Einstein Institut) vertreten. In Berlin sind neben der FU das Zentrum für Astronomie und Astrophysik der TU, das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), das Institut für Zoo- und Wildtierforschung und das Naturkundemuseum beteiligt. Gebündelte Kompetenz die ein Ziel verfolgt: Das System Erde in seiner komplexen Funktion so weit zu verstehen, dass man Prozesse an der Erdoberfläche zumindest teilweise vorhersagen kann. Wie sehr unvorhergesehene Ereignisse im Erdsystem die menschliche Zivilisation an den Rand ihrer Existenzmöglichkeiten bringen können, hatte zuletzt die Tsunami-Katastrophe gezeigt. Das Cluster will das System Erde als Ganzes erfassen, angefangen von den kosmischen Bedingungen der Entstehung des Planeten über die Dynamik der Prozesse zwischen Erdboden und Atmosphäre bis hin zur Organisation von Lebensformen und dem Bereich, der den wirtschaftenden Menschen betrifft. „Ein sehr weites Feld, aber die Forschungsbereiche bieten vielseitige Überschneidungen“, so Prof. Strecker. Und die Region Berlin-Brandenburg bietet zahlreiche Forschungsschwerpunkt in dem Bereich. Worum es geht? Beispielsweise um die Aktivität der Sonnenflecken, die wiederum Auswirkungen auf das Klima – etwa auf die Schwankungen des Monsuns – haben. Ein Bereich an dem Prof. Strecker selbst in den vergangenen Jahren gearbeitet hat, sind starke Erdbeben in Regionen, in denen man sie eigentliche gar nicht erwartet. Wieso solche Beben weit ab von tektonischen Störungszonen auftreten können, möchten die Forscher verstehen. Nicht zuletzt, um solche zerstörerischen Ereignisse in Zukunft vorhersagbar machen zu können. Dabei wird die Analyse der Strukturen der Erde aus dem All, wie sie das Potsdamer GFZ mit seinen Satelliten betreibt, immer wichtiger. Bund und Ländern werden mit der Exzellenzinitiative bis 2011 nicht nur zehn ausgewählte Spitzenuniversitäten fördern, geplant ist auch die Unterstützung von 30 Forschungsclustern, die jeweils 6,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten sollen. Insgesamt werden bis 2011 rund 1,9 Milliarden Euro für die Exzellenzinitiative zur Verfügung stehen. Der Standort Potsdam-Berlin ist in den Augen Streckers für das geplante Cluster „geradezu ideal“. Die Konkurrenz sei zwar groß, so sind etwa Karlsruhe, Tübingen, München, Bremen und Kiel in ähnlichen Forschungsbereichen sehr stark. „Aber Potsdam bringt hervorragende Bedingungen mit, um bei der Initiative erfolgreich zu sein“, so Strecker. Der Geowissenschaftler nennt starke Arbeitsgruppen an den Hochschulen und Instituten mit internationalem Renommee, eine hohe Drittmitteleinwerbung und gute Publikationstätigkeit als Gründe, die für das hiesige Netzwerk sprechen. Ein Punkt sei auch die hohe Zahl von Graduierten aus dem Ausland – nicht unwichtig, denn die Gutachter werden international sein. „Obwohl wir eine sehr junge Universität sind, stehen wir sehr gut da“, lautet Streckers Fazit. Mit Manfred Strecker vom Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam hat die Uni ein starkes Zugpferd für die Exzellenz-Initiative ausgewählt. Im vergangenen Jahr erhielt er den Leibniz-Preis, den höchst dotierten Deutschen Forschungspreis. Prof. Strecker gehört im Bereich der Geowissenschaften zu den Pionieren, die das Wechselspiel zwischen Tektonik, Klima und Oberflächenprozessen untersuchen. Er forscht und lehrt seit 1995 am Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam. Hier untersucht er mit seinen Mitarbeitern in Kooperation mit weiteren geowissenschaftlichen Instituten langfristige Veränderungsprozesse im Erdmantel und im Klima der Erde. Ein wesentliches Ziel dieser Forschungen ist es, aus den gewonnenen Erkenntnissen Informationen zur Entstehung von Erdbeben zu gewinnen. Ihre Erkenntnisse gewinnen die Forscher in erster Linie über die Messung und computergestützte Auswertung von Signalen, die selbst kleinste Erdbewegungen abgeben. Langfristiges Ziel dieser Forschungen ist es auch, leistungsfähige Frühwarnsysteme zu entwickeln. Ob das „Earth and Space Systems-Cluster ein Erfolg wird, zeigt sich im kommenden Jahr. Am 1. August hat Prof. Strecker eine Absichtserklärung beim Bundesforschungsministerium eingereicht, im September wird ein 30-seitiger Vorantrag folgen. Im Januar 2006 wird man dann wissen, ob Potsdam-Berlin in die engere Wahl gezogen wird.

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