Wahlfreiheit für Grundschulen in Potsdam: Gegen den Elternwunsch
Weil die Stadt Potsdam Probleme mit der Bewältigung der steigenden Schülerzahlen hat, soll die Wahlfreiheit für Grundschulen eingeschränkt werden. Dann müssten Kinder die Schule in der Nähe ihres Wohnorts besuchen.
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Die Stadt Potsdam erwägt die Wahlfreiheit für Grundschulen auf Empfehlung des Landes Brandenburg einzuschränken. Dann könnten Schüler nur noch in festgelegten Bezirken rund um ihren Wohnsitz zur Schule gehen – weitere Schulen im Stadtgebiet mit einem anderen Profil kämen nicht mehr infrage. Das erklärte die Fachbereichsleiterin für Bildung im Rathaus, Petra Rademacher, am Mittwoch im Hauptausschuss. Hintergrund sind wachsende Schülerzahlen und die Probleme der Stadt, rechtzeitig genug Schulplätze zur Verfügung zu stellen. Rademacher sagte, ohne Wahlfreiheit könnten sich „Schülerströme besser steuern lassen.“
Auf Nachfrage sagte sie, zwar habe Potsdam solche Schulbezirke früher schon einmal besessen. Doch sei es eigentlich ausdrücklicher Elternwunsch, auch jeweils besonders spezialisierte Grundschulen frei auswählen zu können. Feste Bezirke könnten diesen Vorteil nicht mehr bieten und müssten zudem jedes Jahr neu definiert werden. „Eine Verunsicherung bei den Eltern wäre die Folge“, sagte Rademacher. Gleich im Anschluss erklärte allerdings Bildungsdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU), es sei für die Stadt schon jetzt schwer, alle Wünsche zu befriedigen – teilweise sei die Erwartungshaltung „nicht realistisch“. Es würde die Kapazitäten der Stadt übersteigen, „wenn alle meinen, sie dürfen an ihre Wunschschule“, so Magdowski.
Zwei zusätzliche Grundschulen in Babelsberg und Templiner Vorstadt
Wie berichtet muss die Stadt wegen der schneller als gedacht steigenden Bevölkerungszahlen noch einmal zwei zusätzliche Grundschulen in Babelsberg und in der Teltower oder Templiner Vorstadt errichten. Die Standorte sind noch unklar, sollen aber bis Dezember feststehen. Allein in Babelsberg könne der Neubau mit allen nötigen Vorplanungen noch bis 2020 dauern, sagte Rademacher – übergangsweise sind derzeit unter anderem Unterrichtscontainer an der Goethe-Schule und der Grundschule am Humboldtring geplant. Dies könnte vor Ort aber für Probleme bei der Mensaversorgung oder der Sporthallen-Nutzung sorgen, machte Rademacher deutlich. Ebenso werde sogar erwogen, solche Modulcontainer an komplett anderen Standorten aufzubauen und einen Fahrdienst für die Grundschüler einzurichten.
Für die Templiner Vorstadt wird wie berichtet unter anderem geprüft, die Comenius-Förderschule für geistig Behinderte an einem neuen Standort größer aufzubauen und das alte Gebäude dann wiederum für eine Grundschule zu nutzen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, in die Comenius-Schule seien allerdings bereits erhebliche öffentliche Mittel geflossen, um sie behindertengerecht zu gestalten. Das müsse man abwägen, bevor man einen neuen Standort für die Schule in Betracht ziehe.
Jakobs machte deutlich, dass die neuen Schulen auch langfristig den städtischen Haushalt belasten werden – solche Einrichtungen kosteten im Neubau in der Vergangenheit jeweils zehn Millionen Euro und mehr.
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