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Landeshauptstadt: „Gehn wir schon wie die Monroe?“

Jutta Hoffmanns über ihre Zeit an der Potsdamer Filmhochschule

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Die Filmuniversität Potdam wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Als Hochschule für Film und Fernsehen HFF hat sie Jahrzehnte des Filmschaffens in Babelsberg mitgeprägt. Ehemalige Studierende erinnern sich nun in den PNN an ihre Studienzeit.

Das beste Buch über die Filmhochschule Babelsberg hat Helga Schütz geschrieben: „Sepia“. Junge Leute können etwas erfahren, wir werden erinnert. Ich höre wieder die Geräusche, ahne die Gerüche, sehe mich in Helgas Stubenwagen gucken, in dem Rochus selig schläft. „Taubervilla“ in der Rosa-Luxemburg-Straße. Meine Eltern konnten’s kaum glauben: „In einer Villa wohnt ihr? Milch stell’n sie euch vor die Tür? Die Defa ist nebenan? Da könnt ihr die dollsten Dinger drehn.“

Vor dem Mauerbau gingen wir, trotz unserer hoch und heiligen Versprechen, nicht am Savignyplatz oder am Bahnhof Zoo auszusteigen, am Steinplatz ins Kino oder ins „Gloria“, unsere Frontstadtspielstätte. Dort sahen wir „Niagara“ oder „Hiroshima, mon amour“. Auf dem langen Heimweg vom S-Bahnhof Griebnitzsee zur Taubervilla stöckelten wir vor unseren zukünftigen Regisseuren Hermann Z., Lothar W. und Roland Ö. her und fragten über die Schulter: „Na, gehn wir schon wie Marilyn Monroe?“, „Nö“, kam prompt die schnöde Antwort.

Für mich, ein Mädchen vom Dorf waren die Gespräche, die Begegnungen spannend und wirklich interessant. In Böttchers Stube hing plötzlich ein Bild – Tisch, Mann, Fenster –, am Tisch klebte eine Stulle! Das hat mich umgehauen. Die wenigen Tanz- und Bewegungsstunden bei Hanna Berger – unvergessen!

ln Herrmann Z.’s Film „Karla“ lautete das Aufsatzthema: „Was hat mir die Schule gegeben?“. Tja... Begegnungen mit bildender Kunst, Musik, Malerei, Tanz – und Filme, die nirgendwo gezeigt wurden im Osten. Unvergessen! „Der andalusische Hund“, „Viridiana“, „Das Schweigen“. Nach jeder dieser Vorführungen hatten wir eine ungefähre Vorstellung vom Kino, das wir machen wollten. Manchmal gelang es. Oft kam was dazwischen.

Die Schauspielerin Jutta Hoffmann (73) studierte von 1959 bis 1962 an der Filmhochschule Babelsberg. 1960 erhielt sie ihre erste Rolle im DEFA-Film „Das Rabauken-Kabarett“, spielte bis 1973 am Berliner Maxim-Gorki-Theater. Anfang der 1980er- Jahre verließ sie die DDR und feierte danach Erfolge am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg mit Peter Zadek.

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