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„Gemeinsames Gedenken in Bewegung“: Initiator Harald Rettich über Potsdams Stolpersteinlauf
Beim zweiten Stolpersteinlauf am 17. Mai geht es 34 Kilometer durch die Stadt. Initiator Harald Rettich spricht über die Idee und was die Teilnehmenden erwartet.
Stand:
Herr Rettich, wie kam es zu der Idee für den Stolpersteinlauf?
Die Idee entstand tatsächlich beim Laufen selbst. Schon länger hatte ich mit dem Gedanken gespielt, einmal alle Stolpersteine in Potsdam laufend zu besuchen. Der eigentliche Impuls kam dann im vergangenen Jahr, als dieses unsägliche Treffen im Landhaus Adlon bekannt wurde und im Anschluss Millionen Menschen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus auf die Straße gingen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich diese Idee nicht allein umsetzen muss. Ich habe mein Laufteam von PotsRun angesprochen – gemeinsam wurde aus dem persönlichen Vorhaben eine Initiative, die wachsen konnte und offen für alle ist. So wurde aus einem individuellen Gedanken ein öffentliches Zeichen gegen das Vergessen und für ein gemeinsames Erinnern.
Das Gedenken an die Schicksale von Potsdams im Nationalsozialismus getöteten Jüdinnen und Juden und die Freude am Sport – wie bringen Sie beides zusammen?
Für mich ist das eigentlich eine ganz natürliche Verbindung. Sport hat schon immer eine große Rolle dabei gespielt, Menschen zusammenzubringen, unabhängig von Herkunft, Alter oder Lebensgeschichte. Der Stolpersteinlauf vereint diese verbindende Kraft des Sports mit dem bewussten Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Während wir gemeinsam laufen, werden die Stolpersteine zu Stationen des Innehaltens und Gedenkens. So entsteht eine besondere Dynamik: Wir bewegen uns durch die Stadt, begegnen den Geschichten hinter den Steinen, und teilen als Gruppe die Verantwortung, diese Schicksale sichtbar zu machen. Das macht das Gedenken lebendig und schafft Gemeinschaft.
Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie?
Im vergangenen Jahr waren wir etwa 30 Teilnehmende. Für dieses Jahr rechne ich mit bis zu 50 Läuferinnen und Läufern – auch weil wir mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt haben und der Lauf inzwischen bekannter ist. Die Veranstaltung ist offen für alle, eine Anmeldung ist nicht notwendig, sodass wir auch spontan mit weiteren Teilnehmenden rechnen können.
Was sollten Interessierte noch zur Vorbereitung wissen?
Der Stolpersteinlauf ist kein Wettkampf, sondern ein gemeinsames Gedenken in Bewegung. Jeder kann mitlaufen, unabhängig von Alter oder Fitnesslevel – es geht nicht um Bestzeiten, sondern um das bewusste Erleben der Route und der Stolpersteine. Die Strecke ist etwa 34 Kilometer lang, aber es ist auch möglich, nur Teilabschnitte mitzulaufen oder einzelne Stolpersteine gezielt anzusteuern. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Wir empfehlen bequeme Laufschuhe, wetterangepasste Kleidung und ausreichend Wasser. Wer möchte, kann sich vorab über die Biografien der Menschen informieren, an die die Stolpersteine erinnern – das macht den Lauf noch persönlicher und eindrücklicher.
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