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Landeshauptstadt: Genusslieferant
Der Potsdamer Ullmann-Verlag stellte sich und sein Programm im Bildungsforum vor
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Als „Kaufmann mit Affinität zur Literatur“ bezeichnet sich Herbert Ullmann selbst. Der Inhaber des Potsdamer Verlags h.f.ullmann-publishing, einem der wenigen am Markt verblieben privaten Verlage, könne und müsse meist ganz pragmatische Entscheidungen fällen, um zu überleben. Am Dienstagabend stellte er seine Philosophie und ausgewählte Ullmann-Bücher bei einer Veranstaltung im Bildungsforum vor.
In der neuen Reihe „Buchlandschaft Brandenburg“ werden in diesem Jahr in der Bibliothek regionale Verlage präsentiert. Nach dem Verlag für Kurzes stand nun das Verlagshaus des ehemaligen Rheinländers, das seit 2010 in Potsdam residiert, im Mittelpunkt. Und ein ganz besonderes Produkt: der im vergangenen Jahr erschienene Bildband „Potsdam“, der aufgrund seiner Größe und vor allem seiner großartigen Bilder für viel Aufmerksamkeit sorgte. Fotograf Achim Bednorz war aus Köln angereist, um vor den etwa 30 Besuchern über den Entstehungsprozess zu sprechen.
Das Potsdam-Buch besticht vor allem mit seinen Bildern. Anhand eines Videos demonstrierte Bednorz, wie sie entstanden sind, wie er beispielsweise mit einem Hubwagen 40 Meter in die Höhe stieg, um das Schloss Sanssouci von oben und komplett zu fotografieren. „Mit zitternden Knien stand ich da – und dann war auch noch sie Sonne weg“, sagte Bednorz.
Für jede Abbildung – im Buch sind es 350 – war ein enormer Arbeitsaufwand nötig gewesen. Aus mehreren Aufnahmen mit jeweils verschiedenen Belichtungszeiten fusionierte Bednorz am Rechner das Bild, das seine finale Wirkung per Bildbearbeitung bekam. Dabei wurden Schatten und Spiegelungen entfernt. Das Ergebnis sind Bilder, die eine saubere, natürliche Tiefenschärfe besitzen und für den Betrachter alles sichtbar werden lassen. „So haben Sie Potsdam noch nie gesehen“, heißt es deshalb auch in der Buchbeschreibung. „Diese Art von Bildbearbeitung ist durchaus legitim“, sagt Ullmann. Er plant weitere Bücher mit Achim Bednorz, beispielsweise einen Band über Kathedralen in England und die Fortsetzung der Reihe Kunstgeschichte mit einem Buch zur Romanik. „Und ein schönes Projekt – das wir aber noch nicht verraten dürfen, das ist geistiges Eigentum“, sagte der Verleger geheimnisvoll.
Für Ullmann ist Bednorz der „beste Sakral-Fotograf, den es zurzeit gibt“. Schon lange arbeitet der Verleger mit dem Fotografen und dem Herausgeber Rolf Toman als Team zusammen, und es sind herausragende Bücher, die dabei entstanden sind. Vor wenigen Jahren erschien das „Ars Sacra“ über die Kunst und Architektur des Abendlandes, ein Prachtstück von zwölf Kilogramm. „Und kostet dennoch nur 199 Euro, ein Schnäppchenpreis“, betonte der Verleger. „Das schaffen wir aber nur, weil wir unsere Bücher stets in mehreren Sprachen anbieten und international vertreiben.“ Die Bände „Gotik“ und „Barock“, ebenfalls mit Fotos von Achim Bednorz, gibt es nun auch in Chinesisch und Thailändisch. Der neu überarbeitete Weinführer mit 950 Seiten ist sogar in 17 Sprachen erhältlich und sei damit ein weltweit gefragtes Nachschlagewerk, so der Verlagschef.
Drei bis fünf Jahre Vorlaufzeit braucht ein qualitativ hochwertiges, umfangreiches Buch – verbunden mit hohen Vorlaufkosten. „Es ist ein schwieriges Geschäft“, sagte der Verleger. Drucken lässt Ullmann fast ausschließlich in China und dort in Shanghai, sagt er auf die Frage eines Besuchers. Es gehe gar nicht anders. Sonst wären die Bücher etwa doppelt so teuer, als sie sind. „Aber ich kenne jede Druckerei persönlich, weiß Bescheid über die Qualität und auch die Arbeitsbedingungen.“
Hier in Deutschland ist es vor allem der Online-Händler Amazon, der nicht nur ihm Konkurrenz macht. Herbert Ullmann sieht das pragmatisch. „Er ist da und wir müssen mit ihm leben, auch wir beliefern Amazon“, sagte er. Deshalb sei es umso wichtiger, sich am Markt zu orientieren. „Wir bieten günstige E-Books an“, sie seien nun mal nachgefragt, und Ullmann hofft, auch in zehn Jahren noch Buchhandlungen zu finden – für das haptische Erlebnis, ein Buch zu berühren, zu riechen, zu erfassen. Ullmann beliefert mit seinem Familien- und Kindersortiment auch Deutschlands bekannteste Lebensmittelkette. „Das ist Qualität zum Discountpreis, in jedem Haushalt in Deutschland steht bestimmt mindestens ein Buch von uns.“ Im März erscheint wieder ein spezielles Buch: das Bio-Food Handbuch mit Information über Lebensmittel und Märkte.
Bis Ende März sind im Foyer des Bildungsforums noch Potsdam-Bilder von Achim Bednorz ausgestellt – prächtige Appetithäppchen mit Details und Ansichten einer einzigartigen Geschichtslandschaft. Steffi Pyanoe
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