Landeshauptstadt: Gesunde Leckerli aus der Box
Bio-Frühstück an Potsdamer Grundschulen verteilt, Produkte für 53 000 Schüler kommen aus der Region
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Die Erstklässler der Potsdamer Zeppelin-Grundschule wussten auf die Fragen des neuen Lehrers zu antworten. Brot wird aus Teig gemacht, der Teig aus Wasser und Mehl, das Mehl wird vom Müller gemahlen und vom Bauern per Mähdrescher geerntet. Die Produktionskette des Laibes aus dem Ofen des Bio-Backhauses kannten die gerade eingeschulten Kinder.
Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) hatte gestern danach gefragt, als er den Inhalt der „Bio-Brotbox“ in der Schule vorstellte und diese zu einem gesunden Frühstück verteilte. Erstmals werden in diesem Jahr alle 473 Brandenburger Grundschulen an dem Projekt beteiligt, das seit vier Jahren in Berlin durchgeführt wird.
Was die Kinder am Dienstagmorgen in der Grundschule mit 204 Schülern in einem unsanierten Plattenbau bekamen, ist am Sonntag von ehrenamtlichen Helfern zusammengepackt worden. In den Hallen eines Biolebensmittelvertriebs in Berlin-Britz waren 400 Helfer unterwegs, trugen Kartons durch die Gegend, schnitten Möhren, puhlten hektisch Schmierkäsehäppchen aus der Verpackung und legten alles zusammen in Brotboxen. 53 000 Boxen in sechs Stunden füllen, so hieß das Ziel der freiwilligen Helfer.
„Bio-Brotbox“ heißt die Aktion, die den Erstklässlern und ihren Eltern zeigen soll, wie wichtig gesunde Ernährung für gute Schulleistungen ist. „Wir beginnen schon ein halbes Jahr vorher mit der Planung“, sagt Burkhardt Sonnenstuhl, der die Aktion vor vier Jahren ins Leben rief. 2002 waren es noch 70 Helfer, die im „organisierten Chaos“ 23 000 Brotboxen packten. Inzwischen gibt es Nachahmer in München, Nürnberg oder Frankfurt am Main. Dieses Jahr werden erstmals flächendeckend brandenburgische Grundschulen beliefert – „ein riesiger logistischer Aufwand“, sagt Sonnenstuhl. Deshalb sind einige Schüler erst am gestrigen Dienstag in den Genuss des Biofrühstücks gekommen.
Dass die Aktion auch in Brandenburg gut ankommen wird, bestätigte Heidrun Franke von der Verbraucherzentrale Potsdam. „Nur ist leider wenig Frisches in der Box, aber das war anders wohl nicht möglich“, sagte sie, während sie die Möhren für die Box schnippelte. Diese kommen aus der Uckermark, ebenso wie die 2,8 Tonnen Biobrot, Bio-Gummibärchen und die 52 000 Liter Biomilch, die in den vergangenen beiden Tagen an die Erstklässler an Berliner und Brandenburger Grundschulen verteilt wurden. Die Verbraucherzentrale Brandenburg wird sich des Thema Schulernährung weiter annehmen. Im September bietet es in 19 Schulen eine Projektwoche zum Thema „Gesunde Ernährung“ an – dabei wird es sogar ein gesponsertes Pausen-Büfett geben. Die Aktion soll nach den Vorstellung von Initiator Sonnenstuhl, der für sein Engagement im August mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, über die Region hinaus etabliert werden. Noch in diesem Jahr soll eine Stiftung gegründet werden, um sich deutschlandweit zu engagieren.
Das Projekt erhält allerdings nur wenig öffentliche Förderung. Deshalb lebt die Aktion von den knapp 40 Sponsoren. Dazu gehören Biogeschäfte und -produzenten, eine Krankenkasse und eine Bank. Johannes Kuhn / Jan Brunzlow
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