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Musikalisch. Auf der Freiluft-Bühne des Waschhauses an der Schiffbauergasse inszenierte das Deutsche Filmorcherster Babelsberg die Vertonung des Potsdamer Welterbes.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Glückliche Erben

Die Schiffbauergasse hatte Premiere als Welterbe-Ort: Filmorchester lud zur Europareise

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So lässt sich Welterbe entspannt genießen: Am Vorabend des Unesco-Welterbetages mit Veranstaltungen rund um den Globus und natürlich auch in Potsdam hatte die Stadt am Samstag in die Schiffbauergasse eingeladen, zu einer Konzertreise zu ihren Welterbestätten. Die Besucher waren schon beizeiten gekommen, nutzten den herrlichen Ausblick auf den Babelsberger Park bei frugalem Mahl oder lagerten auf der Wiese und hatten sich ihr Picknick selbst mitgebracht. Bereits am Nachmittag gab es Extras im Fluxus-Museum, auf einer Bühne neben dem Theater wurde musiziert und im Studiohaus schweißtreibend Tarantella und danach afrikanischer Tanz geübt. Am Abend dann der Auftritt des Deutschen Filmorchesters Babelsberg unter seinem Dirigenten Scott Lawton.

Die Freilichtbühne vor dem Waschhaus war extra schwarz gewandet worden, um sie orchestertauglich zu machen und die auf eine Leinwand projizierten Fotos gegen das Sonnenlicht abzuschirmen. „Für uns ist das eine Premiere“, meinte Waschhaus-Chef Wilfried Peinke. „Bisher haben wir die Bühne nur für das Freilicht-Kino genutzt.“ Leider habe man nur die Genehmigung für vier Open-Air-Veranstaltungen pro Jahr bekommen, bedauerte er.

„Die Schiffbauergasse hat zwar eigentlich keinen Unesco-Welterbestatus“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs zur Eröffnung der Abendveranstaltung, doch für einen Überblick über die Welterbestätten sei der Kulturstandort bestens geeignet und der Ausblick auf den Park einmalig. Etwa ein Fünftel der Potsdamer Fläche seien dem Welterbe zuzuordnen, betonte Jakobs, und über 150 Gebäude gehörten dazu. Als die Veranstaltung begann, schien noch die Sonne auf die Stühle vor der Freilichtbühne und so waren erst einmal die schattigen Plätze gefragt, doch dann füllten sich die Reihen und die Gäste ließen sich gern mitnehmen auf die Reise durch Potsdam und zu den Nachbarn, auf deren Kultur Könige und Kaiser zugegriffen haben. Die Reise begann natürlich mit einer Luftaufnahme von Sanssouci, es gab einen Rundblick zur Filmmusik von „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“, bei der Rienzi-Overtüre ging es dann schon zum ersten Mal nach Italien, China wurde zitiert, ebenso Ägypten und weiter ging die Reise nach Holland, Russland, Frankreich, die Schweiz, wieder nach Italien, nach Norwegen und zum Abschluss präsentierte England seinen Einfluss mit dem Babelsberger Schloss und Cecilienhof. Dafür durfte Edward Elgar den schmissigen Abschluss mit Pomp and Circumstances liefern. Scott Lawton führte das Filmorchester Babelsberg mit sicherem Stilgefühl durch Wagnersches Sturmgebraus, Dr. Schiwagos Rührseligkeit und gab auch der Zartheit von Solveigs Lied Raum. Moderator Detlef Olle tat sich da mit seinen vielen Fakten etwas schwerer. Das Publikum hätte eine lockere Plauderei an einem so schönen Abend wahrscheinlich mehr honoriert.

Für die Unesco-Veranstaltung hatte die „fabrik“ extra ihre Tanzvorstellung nach hinten verlegt und das Theater mit My Fair Lady früher begonnen, doch in der herrlich-warmen Sommernacht hätte sich so mancher gern noch eine Verlängerung der Open-Air-Angebote gewünscht. Vielleicht lässt sich das künftig doch noch besser abstimmen und zu einem gemeinsamen Angebot bündeln. Doch bis zum Stadt-für-eine-Nacht-Fest am 9./10. Juli in der Schiffbauergasse ist es ja nicht mehr lange hin. Dann vereinen alle Kulturträger über 24 Stunden wieder ihre Kräfte zu einer abermals kostenlosen Veranstaltung in der Schiffbauergasse.

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