Landeshauptstadt: Gluthitze, aber kein Rekord
Bei Temperaturen bis zu 34,2 Grad ließen es viele Potsdamer am Wochenende ruhiger angehen. Im Klinikum meldeten sich etliche Hitzeopfer, für die Feuerwehr blieb es ruhig. Nun wird es kühler
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Zwar war es das bislang heißeste Wochenende des Jahres, aber die ganz große Rekordhitze blieb dann doch aus: Bis auf 34 Grad Celsius heizte sich Potsdam am gestrigen Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr auf, der Samstag war nach den Messungen des Deutschen Wetterdienstes bereits mit einer Höchsttemperatur von 34,2 Grad zu Buche geschlagen. Der zunächst prognostizierte Hitzerekord von bis zu 38 Grad blieb aber aus. Schuld daran war nach Angaben der Potsdamer Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst, Eva Wille, die verbreitete Bewölkung. Am Sonntagmorgen gab es in Potsdam sogar kurze Regenschauer.
Trotzdem war die Rettungsstelle des Bergmann-Klinikums am Wochenende gut besucht – vor allem von Hitzeopfern. „Der ganz große Ansturm ist zum Glück ausgeblieben“, sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann den PNN am Sonntagabend. Von Freitag bis Sonntag 17 Uhr haben demnach 350 Potsdamer die Rettungsstelle aufgesucht. Diese Zahl sei zwar normal, außergewöhnlich hoch war laut Hunsmann jedoch der Anteil an hitzebedingten Beschwerden wie Kreislaufprobleme, Unwohlsein und Dehydrierung: 110 Fälle, also fast jeder dritte Patient, kam mit solchen Symptomen. „Das ist mehr als an anderen warmen Tagen“, so die Klinikumssprecherin. Betroffen waren nicht nur ältere Potsdamer, sondern auch jüngere Männer und Frauen, „die vielleicht zu lange im Strandbad gelegen haben“. Die Patienten hätten das Klinikum aber nach der ambulanten Versorgung – Herz-Kreislauf-Kontrolle und wenn nötig eine Infusion – wieder verlassen können.
Für die Potsdamer Feuerwehr blieb es ein ruhiges Wochenende: „Es gab einige kleinere Brände, aber nichts Schweres“, sagte Schichtleiter Peter Riedel den PNN am Sonntag. Die Feuerwehrleute, die im Sommer übrigens die gleiche Schutzkleidung tragen wie im Winter, bereiteten sich aber auf eine anstrengende Nacht vor. Der Deutsche Wetterdienst hatte für die Nacht auf Montag eine Unwetterwarnung herausgegeben, Starkregen, Hagel und Gewitter waren für Potsdam angekündigt. Die bereits am Wochenende befürchteten Unwetter blieben dagegen aus. Es habe nur stellenweise etwas geregnet, ohne etwas an der anhaltend hohen Waldbrandgefahr zu ändern, sagte die Meteoroligin Wille. Nach wie vor gilt für die Region die höchste Warnstufe IV.
Potsdams Straßen waren besonders in den Mittagsstunden wie leer gefegt. Auch in den Parks traf man nur einige mutige Touristen an, die der Hitze trotzen und sich teilweise mit Schirmen gegen die Sonne schützten. Ein Dortmunder Ehepaar, das den Weg entlang des Heiligen Sees erkundete, erklärte den PNN zum Beispiel: „Wir werden uns in den schattigen Garten unserer Gastgeber zurückziehen.“ Zu Hause im Garten wollten auch Magdalena und Norbert bleiben. Am Samstag hatte das Potsdamer Paar mit dem drei Monate alten Baby noch ein Ausflug zum Heiligen See gewagt. Franzi, Laura und Katja nutzten ebenfalls den Samstag, um sich auf der großen Seewiese in der Sonne schmoren zu lassen. Der Sonntag, egal wie heißt es wird, versicherten sie, werde aber genutzt, um eine alte Wohnung auszuräumen und um Fußball zu gucken – auf der eigenen Terrasse, mit kühlen Getränken.
Apropos Fußball: Die Frauen-Europameisterschaft konkurrierte schließlich doch noch erfolgreich mit der Sommerhitze. Zum Finale hatten sich auf dem Luisenplatz beim Public Viewing die Stuhlreihen und Bordsteinkanten gefüllt. Wer ein Plätzchen am Springbrunnen ergattert hatte, stippte erleichtert die Füße ins kühle Nass. Die Innenstadt, ermattet nach einer langen Erlebnisnacht, war am Sonntag wie ausgestorben. Erst gegen Abend füllten sich die Straßen und Gaststätten. „Wie gut, dass es noch die Touristen gibt“, seufzte eine Verkäuferin am Obststand in der Brandenburger Straße. Die Kauflust der Potsdamer sei deutlich hinter anderen Tagen zurückgeblieben. Sogar für frische Erdbeeren und Kirschen war es viel zu heiß.
Wer sich auf Reisen befand wie die Gruppe Japaner, der absolvierte sein Programm, denn die zweite Chance zur Besichtung des Friedrichschlosses gibt es so schnell nicht. Eine junge Kölner Familie, die in Berlin Ferien macht, nahm sich wenigstens die Freiheit, ein kleines Sonderprogramm einzuschieben. Erst wurde im Heiligen See gebadet, um dann gegen Abend zum Park Sanssouci aufzubrechen. „Wir haben uns diesen Besuch schon so lange vorgenommen“, meinten die Fliehmanns: „Da wollten wir uns von der Hitze nicht abhalten lassen.“ Fünf Brandenburger bezeichneten sich selbst als „eine ganz verrückte Truppe“. Sie waren mit dem Auto angereist und hatten nicht nur Sanssouci besucht, sondern auch noch das Belvedere auf dem Klausberg und das Neue Palais. „Aber jetzt geht es zum Bier, und zwar schnell“, meinte der Senior der Gruppe.
Im Park Sanssouci waren es fast ausschließlich Touristen, die ihr Programm abspulten, bewaffnet mit Sonnenschirmen und nicht immer kühl gebliebenem Getränk. Doch die Zahl der Besucher blieb insgesamt überschaubar.
Ob Potsdams Strandbäder am Wochenende einen Rekordbesuch verzeichnen konnten, war am Sonntagabend nicht auszumachen. Bei der Hitze wird wohl auch beim Bäderbetrieb etwas langsamer gezählt. Dem Augenschein nach wimmelte es am Strand in Babelsberg jedenfalls vor Menschen.
Ab dem heutigen Montag soll es wieder etwas kühler werden in Potsdam: Bei wechselnder Bewölkung und maximal 26 Grad Wärme wird mit gewittrigen Regenschauern gerechnet. (mit dpa)
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