zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Grünes Schlafzimmer mit rosa Decke

Brandenburgs Denkmalpflegepreis geht nach Groß Glienicke – für die Sanierung des Hauses Abraham

Stand:

Groß Glienicke/Babelsberg - Der 20. Brandenburgische Denkmalpflegepreis geht nach Potsdam, konkret nach Groß Glienicke. Im Tonstudio des Filmorchesters Babelsberg zeichnete gestern Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD) die Erbengemeinschaft Wintermantel – allen voran der Groß Glienicker Moritz Gröning – und den Architekten Andreas Potthoff für die Sanierung des Landhauses Abraham aus. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Das Haus in der Seepromenade ist markant durch die blaue Eingangstür, auf der drei übereinander angebrachte „A“ aus Messing zu sehen sind. Sie stehen für Anna und Adolf Abraham, die früheren jüdischen Eigentümer.

Der heutige Bewohner Gröning betonte, dass sein Urgroßvater mit dem Ehepaar Abraham befreundet war und das Haus 1940 zum Marktwert kaufte. Es sei kein Arisierungsvorgang gewesen, wenn auch der Verkauf seine Ursache in der judenfeindlichen NS-Politik hatte. Die Berliner Firma der Abrahams – „Dr. Abrahams Laboratorium für zahnärztliche Füllmaterialien“ – war tatsächlich weit unter Wert verkauft worden, schreibt Gröning in einer jüngst vom Groß Glienicker Kreis erarbeiteten Broschüre „Jüdische Familien in Groß Glienicke. Eine Spurensuche“ (PNN berichteten).

Das Ehepaar Abraham wollte das Haus zunächst als Wochenendhaus nutzen und später ihren Lebensabend darin verbringen. Die nationalsozialistische Judenverfolgung zerstörte diese Lebenspläne. Während Adolf Abraham 1939 an einer Herzkrankheit starb, wurde seine Frau Anna ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort 1944 ermordet.

Gröning würdigte in seiner Rede gestern die Besitzer des Hauses zu DDR-Zeiten, der Defa-Regisseur Egon Günther („Heimatmuseum“) und die Schriftstellerin Helga Schütz („Jette in Dresden“). „Hätte das Haus in Westdeutschland gestanden, wäre es so nicht erhalten worden.“ Die eingeschränkten Möglichkeiten verhinderten eine Veränderung des Originals. Lediglich millimeterdicke Farbe und Spachtelmasse habe verborgen, welche „Schätze“ sich in dem Haus verbargen, erklärte Architekt Potthoff. „Wir kamen uns vor, als würden wir versteckte Ostereier finden.“ 1929 nach Entwürfen der Architekten Otto Block und Richard Oppenheim errichtet, zeichnete das Innere des Hauses eine „expressive Farbigkeit“ aus, wie Stichproben zeigten. „Nichts war weiß“, sagte Potthoff. So erwies sich der Schlafsaal als „grün mit einer rosa Decke. Das war schon sportlich“. Doch am Ende war „schon alles richtig und hatte seinen Sinn“, erklärte der Architekt. So wurde die Farbigkeit wieder hergestellt und auch die Holztäfelung in der Wohnhalle restauriert.

An der Außenwand, erklärte Potthoff weiter, konnte der Originalputz nicht gehalten werden. Er wurde ersetzt in der Art und Weise der Entstehungszeit: „Bewurf mit der Kelle – die Handwerker waren ganz aufgeregt“, erinnert sich Potthoff. Eine weitere Besonderheit stellt der Garten dar, der durch die Potsdamer Gartenkünstler Karl Foerster und Hermann Mattern gestaltet wurde. Haussanierer Gröning recherchierte und fand im Architekturmuseum Berlin Fotos, die einen Garten zeigten, nur wusste im Museum niemand, wo sich dieser Garten befand. Gröning konnte helfen, es war schließlich der Garten hinter seinem Haus, den er ebenfalls wieder originalgetreu wiederherstellen lassen will.

Gröning würdigte in seiner Rede die Mitarbeiter des Potsdamer Denkmalschutzes, die nicht „Machen Sie mal“, sondern „Stellen Sie sich einmal vor“ gesagt hätten. „Da wurde man mit ins Boot genommen“, erklärte der Geehrte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })