Landeshauptstadt: Gute Laune und fit im Kopf
Förderprogramm „Klasse. Musik für Brandenburg“ auch in zwei Potsdamer Grundschulen
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Draußen locken in der Pause Sonnenschein und leckerer Kuchen, doch die Viertklässler haben zu tun. Geschäftig bauen sie die Bühne um, die nun ihnen gehört, schleppen Hocker und Fußbänkchen, stellen Mikrophonständer auf. Holen die Gitarren ran, die Trommeln, das Xylophon. Es ist aufregend. Gleich geben sie ihr erstes großes Konzert. Die Gitarrenklasse der Rosa-Luxemburg-Grundschule kann zeigen, was ein Jahr zusätzlicher Musikunterricht gebracht hat – falls man das in einem dreißigminütigen Konzert überhaupt zeigen kann.
Die Auswirkungen eines solchen Projekt sind mannigfaltig. „Das ist heute der Test, ob es gut geht – und ich weiß, es wird gut. Wir wünschen uns, dass es weiter geht und viele Schüler in den Genuss dieses Programms kommen“, sagt Musiklehrerin Cornelia Deutrich. Unter anderem ihrem Engagement sei es zu verdanken, dass sich die Schule um die Teilhabe an dem Brandenburger Pilotprojekt bewarb. Die Inselschule Töplitz, die Kleinmachnower Eigenherd-Grundschule sowie Grundschule Auf dem Seeberg und zwei Potsdamer Grundschulen kamen in den Genuss der Kooperation mit der Städtischen Musikschule, in dessen Folge ausgewählte Klassen jeweils eine Stunde Musikunterricht pro Woche zusätzlich bekommen. Diese erteilte ein Lehrer-Team bestehend aus einem Lehrer der Schule und einer Kollegin der Musikschule.
An der Luxemburg-Grundschule durften sich so eine Flex-Klasse und eine vierte Klasse ein Jahr lang intensiv mit Musik beschäftigen. Die Kleinen bekamen, wie auch beide zweite Klassen in der Max-Dortu-Schule, Elementarmusikbildung an Orff’schen Instrumenten. „Natürlich haben wir auch viel gesungen“, sagt Musiklehrerin Deutrich, das sei ohnehin das Erste und Wichtigste, was man im Musikunterricht lernen müsse. „Leider trauen sich viele Kinder das nicht mehr, weil ihnen irgendwann mal jemand gesagt hat, sie könnten nicht singen. Dabei kann das wirklich jeder.“
Dennoch: Eine Stunde Musik zusätzlich sei noch immer zu wenig. Mit ihren „Kleinen“ hat Deutrich das Theaterstück „Die Kleine Hexe“ auf die Bühne gestellt, zu flotter Musik werden hier von Mädchen in zauberhaften Kostümen Hexenbesen geschwungen und Lieder gesungen, während die Jungs das Rhythmusinstrumentarium bedienen. Als die Lehrerin das Schwarzlicht anknipst, wird es richtig gruselig: Schlossgespenster wuseln zu sinfonischen Klängen über die Bühne.
Es geht nicht nur um Musik bei diesem Schulprogramm, auch wenn sich die Musikschulen in einigen Jahren über den Zuwachs in ihren Klassen freuen werden, wenn die Kinder aus dem Programm „Klasse. Musik“ aussteigen. Es geht auch um das Erlernen von sozialen Kompetenzen. Die Beschäftigung mit Musik fördere die Vernetzung beider Gehirnhälften, das Lernen falle leichter, ist Deutrich überzeugt. Im Laufe des Jahres habe sich das Sozialverhalten in den Klassen verändert, die Kinder beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit Musik, verabreden sich zum Üben, ermutigen sich, wenn die Finger vom Gitarrespielen schmerzen.
Für die vierte Klasse der Luxemburg-Schule sowie zwei Vierte der Dortu-Grundschule fand der Musikunterricht als Gitarrenkurs statt: den Satz Akustikgitarren bekamen die Kinder, wie auch die Orff’schen Instrumente, vom Landesmusikschulverband. So lernt man nicht nur das Instrument zu beherrschen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Die Kosten für die zusätzlichen Musikstunden und die Leihinstrumente sowie die Fortbildung der Lehrer von 500 000 Euro pro Jahr trägt das Land.
In Brandenburg gibt es insgesamt 72 Musikklassen. Das Kultusministerium hat den Potsdamer Schulen bereits zugesagt, das Programm im kommenden Schuljahr fortzuführen, bestätigte Sandra Rechlin vom der Geschäftsleitung des Landesverbandes der Musikschulen Brandenburg. Für die Zukunft geht sie davon aus, dass dieses Angebot Bestandteil des Musikschulgesetzes wird.
Die Luxemburg-Grundschüler zeigen, dass man in einem Jahr schon eine ganze Menge lernen kann: „Mit Musik, die uns gefällt, gehen wir freundlich durch die Welt, die Gitarre in der Hand“ singen die Zehn- und Elfjährigen und lassen die Saiten klingen. Das Spielen im Ensemble ermutigte auch die, für die Gitarre vielleicht nicht das Wunschinstrument war. „Wir merken, ja, wem was liegt“, sagen die Lehrer. Wer partout nicht will, für den findet sich notfalls etwas anderes.
So klingt das Zusammenspiel schon recht ordentlich, die jungen Sänger zeigen Selbstvertrauen und wissen, dass sie sich auf die Hintermänner an den Klampfen verlassen können. Vor allem haben sie gelernt, auf ihre Dirigentin zu schauen und gemeinsam punktgenau den Schlussakkord zu setzen – das schafft nicht einmal jede mittelprächtige Coverband nach einem Jahr.
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