Landeshauptstadt: Gutes Tun
Die 7. Aids-Gala im Hans Otto Theater brachte 5500 Euro und viel Aufmerksamkeit für die Aids-Hilfe
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Sektempfang mit Fingerfood, Tombola, perfektes Showprogramm im Großen Saal, Büfett und After-Show-Party. Die Gala zugunsten der Aids-Hilfe-Potsdam hat eine Strahlkraft erreicht, die man vor sieben Jahren, als alles ganz klein mit ein paar Mikrofonständern und einem Streichensemble im UCI-Kino begann, nicht für möglich gehalten hätte. Die 1981 entdeckte Immunschwächekrankheit, die weltweit bereits geschätzten 25 Millionen Menschen den Tod gebracht hat, ist längst im Bewusstsein und im Alltag der Potsdamer angekommen. Ungefähr 100 HIV-Positive zählt allein das Potsdamer Klinikum in seinem Umkreis.
Der Glanz der Gala darf jedoch nicht blenden, ein Grund zum Feiern bietet die Epidemie eigentlich nicht. „Aids ist immer noch eine tödliche Krankheit“, warnte Hortense Lademann von der Aids-Hilfe im Gespräch mit der Moderatorin Tatjana Meissner vom RBB. Die irrige Annahme, mittlerweile hätte die Medizin Heilungsmöglichkeiten gegen das Virus entwickelt, ließe vielfach die Vorsicht vor allem bei den Jüngeren schwinden. Ehrenamtliche Helfer wollte man mit den über die Gala eingenommenen Spenden in Höhe von 5500 Euro ausbilden, die an Schulen und in Diskos Präventivarbeit übernehmen.
Ungefähr 250 Gäste füllten Foyer und Saal des neuen Hans Otto Theaters. Doch die rote Aidshilfe-Schleife hätte noch weit mehr Reverse und Dekolletees schmücken können. Engelchen in Miniröcken, die Lose verkauften und Menschen in Barockkostümen, die ziemlich unmotiviert herumstolzierten, sollten dem Anlass ein besonders buntes Gepräge geben. Tatsächlich kollidierten recht markant feine Abendgarderobe mit Turnschuhträgern. Die allerhöchste Potsdam-Prominenz war so wohl nicht zum Kommen zu bewegen.
Gleich drei Vertreter schickte immerhin die Landesregierung, um die Dringlichkeit der Aufgabe zu unterstreichen, zählte man neben der zuständigen Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler auch Finanzminister Rainer Speer und den SPD-Fraktionsvorsitzenden Günter Baaske dazu, die zur anschließenden Party Platten auflegten. Oberbürgermeister Jann Jakobs war offenbar das ernste Thema so nahe gegangen, dass er sich an die genaue Zahl – sieben – der von ihm übernommenen Gala-Schirmherrschaften gar nicht erinnern konnte. „Wenn Sie es sagen, wird es wohl stimmen“, konterte er gut gelaunt die Frage von Moderatorin Tatjana Meissner, die durch das zweistündige Programm führte. Das verfolgte Jakobs nur durch einen Platz von seinem neuen Schlosskoalitionär Hans-Jürgen Scharfenberg von der Linkspartei.PDS getrennt.
Der Abend nahm einen gesetzten Anfang mit einer getragenen Arie, die von der Potsdamer Sängerin Gabriele Nähter vorgetragen wurde. Nach dem schwul-lesbischen Chor „Canta:re“ aus Berlin gewann er an Fahrt. Das Publikum sandte schon bei der jungen Sopranistin Anne Görner Pfiffe als Zustimmung, die ihr unglaublich klares Hohe-C durch das Theater jubilieren ließ. Das Potsdamer Montagsorchester geriet wegen des auf eine Zugabe zielenden Applauses sogar kurz ins Wanken, ihren mitreißenden ägyptischen Reggae fortzusetzen. Die fünf Jungs des Pitch Pipe Project, in den Vorjahren schon ein beliebter Bestandteil der Gala, lockerten mit ihrem humorvollen A-Cappella-Gesang die Stimmung weiter. Davon profitierte die akrobatische Tanzeinlage der Rocking Skillz, dem diesjährigen ostdeutschen Meister im Breakdance. Künstlerischer und emotionaler Höhepunkt war der Auftritt von Andrej Hermlin und seiner Swing Dance Band. Hermlin erklärte, für ihn sei dieser Auftritt schon deshalb ein Anliegen, weil kürzlich ein Familienmitglied HIV-positiv getestet wurde. Die Aids-Hilfe Potsdam hat mit der Unterstützung von zahlreichen Helfern und Unternehmen eine tolle Show ausgerichtet. Durch sie wurde ihre oft schwierige Arbeit einen Tag in den Mittelpunkt gerückt. Jeder kann sich engagieren, war eine Botschaft des Abends. So war es ein schönes Zeichen des Miteinanders, als türkische Unternehmer auf der Bühne ihre Spendenschecks überreichten. Aber auch ohne Geld ist Hilfe willkommen. So wie von der Zuschauerin Annette Krause, die sich noch während der Gala entschloss, bei der Aids-Hilfe mit zu machen – als Ehrenamtliche.
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