Städtepartnerschaft Potsdam und Versailles: Haarefärben verboten
Eine Woche lang besucht eine Klasse aus Versailles das Bertha-von-Suttner-Gymnasium Babelsberg. Im Juni fahren die Potsdamer Schüler nach Frankreich.
Stand:
Babelsberg – Vermutlich hat sich schon jeder Schüler einmal darüber aufgeregt, dass die Schule viel zu lange geht. Die Klasse 8a des Potsdamer Bertha-von-Suttner-Gymnasiums dürfte diese Ansicht jedoch mittlerweile revidieren, denn ihre Partner-Klasse aus dem französischen Versailles hat einen viel intensiveren Schulalltag: „Die Austausch-Schülerin, die bei uns wohnt, hat bis 17 Uhr Schule, macht danach noch Hausaufgaben und hat in der Woche noch eine zusätzliche Deutschstunde, Cello-Unterricht und spielt Hockey“, sagt die 13-jährige Sophie Merz leicht befremdet.
Städtepartnerschaft mit Versailles mit Leben füllen
Gerade sind beide Klassen von einer Führung durch Schloss Sanssouci zurückgekehrt und machen Pause am Grünen Gitter, bevor es zum Hamburger-Essen in der Innenstadt geht. Es ist der erste Besuch, den das Babelsberger Gymnasium vom Collège Saint Jean Hulst in Versailles bekommt. „Wir waren 2016 auf der Suche nach einer Partnerschule“, sagt Französischlehrerin Heike Müller-Senst, die den Austausch mitorganisiert. Da Potsdam im selben Jahr eine Städtepartnerschaft mit Versailles geschlossen hatte, fiel die Entscheidung nicht schwer. „Wir wollen diese Städtepartnerschaft mit Leben füllen, persönliche Begegnungen und kulturellen Austausch fördern und natürlich die Französischkenntnisse der Schülerinnen und Schüler verbessern“, sagt Müller-Senst.
Das scheint gut zu funktionieren: Die Austauschschüler sind seit Samstag bei den Familien der deutschen Schüler untergebracht. „Sie sind total begeistert von der Gastfreundschaft“, sagt Deutschlehrerin Véronique Deschard aus Versailles. Deutsche Klischees scheinen sich dabei nicht zu bestätigen: „Besonders gut kommt bei ihnen an, dass sich hier alle so viel Zeit im Alltag lassen“, so die Lehrerin.
Die Klassen haben in dieser Woche ein dicht gepacktes Programm: Neben gemeinsamen Unterrichtsstunden gab es schon eine Stadtrundfahrt und einen Empfang im Rathaus Potsdam. „Wir freuen uns, dass unser Projekt so von der Stadt wertgeschätzt wird“, sagt Müller-Senst. Nach der Schlossführung hatten die Potsdamer eine Stadt-Rallye vorbereitet, bei der die Jugendlichen aus Frankreich markante Sehenswürdigkeiten der Stadt möglichst schnell finden und Fragen dazu beantworten mussten. Auch Berlin kommt natürlich nicht zu kurz: Auf dem Plan steht ein Besuch des Fernsehturms, des Tränenpalastes, des Mauermuseums und des Reichstages.
Schüler tauschten sich über kulturelle Unterschiede aus
Schon nach kurzer Zeit registrierten die Gäste dabei viele kulturelle Unterschiede, zum Beispiel beim Thema Mode und Essen: „Sie waren erstaunt, dass hier so oft und zwischendurch gegessen wird, oder dass es schon so früh Abendessen gibt – in Frankreich wird oft erst zwei Stunden später gegessen“, sagt Deschard. Überrascht habe sie auch, dass es in Potsdamer Schulen erlaubt ist, sich die Haare blau oder rot zu färben. „Das ist an unserer Schule verboten“, sagt Deschard.
Bei allen Unterschieden steht jedoch die Gemeinschaft im Vordergrund: „Einer der französischen Schüler hatte in dieser Woche Geburtstag, da wurde spontan eine kleine Party mit Kuchen für ihn veranstaltet“, sagt Mathe-Lehrerin Sonja Wessner, eine der Organisatorinnen des Austauschs. „Trotz der verschiedenen Sprachen haben wir festgestellt, dass wir viele ähnliche Dinge mögen, bestimmte Musik zum Beispiel, oder dass wir gleiche Meinungen zu bestimmten Themen haben“, sagt die 14-jährige Liv Marie Lauritzen. Mehr Gemeinschaft wird es sicherlich auch beim Gegenbesuch geben. Mitte Juni soll er stattfinden.
- Frankreich
- Friedrich Merz
- Jugend
- Lehrer
- Potsdam: Babelsberg
- Schloss Sanssouci
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: