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Landeshauptstadt: Halbinsel Sacrow ist gerettet

Neu-Sacrower ersteigerte Gelände für 324 000 Euro /Anglerverein kann bleiben

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Neu-Sacrower ersteigerte Gelände für 324 000 Euro /Anglerverein kann bleiben Von Sabine Schicketanz und Volker Eckert Sacrow. Die Halbinsel Sacrow ist versteigert – doch die Ängste der Mitglieder des Vereins „Anglerwiese Sacrow“, aus ihrem „Paradies“ vertrieben zu werden (PNN berichteten), haben sich trotzdem nahezu in Wohlgefallen aufgelöst. Ein Neu-Sacrower aus München, der sogar Mitglied im Anglerverein ist, hat die rund 52 600 Quadratmeter für 324 000 Euro ersteigert. Seinen Namen wollte der Käufer nicht in der Zeitung lesen, nur so viel sagte er, bevor er den Vertrag unterschrieb: „Ich bin dort Nachbar und möchte, dass alles so bleibt, wie es ist.“ Bereits am Samstagnachmittag haben die Pächter der Anglerwiese mit dem neuen Eigentümer bei einem kleinen Herbstfest zusammen gesessen. „Erstmal sieht es so aus, als ob das Paradies gerettet ist“, sagte der langjährige Pächter Herbert Splettstößer. „Wir kommen mit dem neuen Eigentümer sehr gut aus und sind sehr optimistisch.“ Der neue Inselherr habe zwar angekündigt, die Pacht zu erhöhen, aber im verträglichen Rahmen. „Auf mich hat er einen sehr vernünftigen Eindruck gemacht“, so Splettstößer. Die Rettung der Halbinsel, die von der bisherigen Eigentümerin TLG Immobilien GmbH verkauft wurde, kam für den Anglerverein völlig überraschend. Erst kurz bevor sie als Objekt 146 der Versteigerung durch die Deutsche Grundstücksauktionen AG aufgerufen wurde, war der Mann im Saal des Berliner Rathauses Schöneberg erschienen: Ende 40, lockiges, schulterlanges Haar, kariertes Hemd, Turnschuhe. Die Versteigerung selbst ging ganz schnell. Vorgelegen hatte bis dahin ein schriftliches Angebot über 300 000 Euro. Der Chef der Auktionsfirma, Hans-Peter Plettner, nahm zum ersten Mal an diesem Tag selbst den Hammer in die Hand. Schließlich war die Halbinsel mit 295 000 Euro Mindestgebot das am höchsten angesetzte Objekt im Katalog. Doch es gab nur einen weiteren Bieter, der seine Gebote per Telefon übermittelte. In 2000-Euro-Schritten ging es hin und her, nach knapp zwei Minuten war die Halbinsel verkauft. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass dieser Mann den Kugelschreiber hebt“, sagte Herbert Splettstößer, der die Auktion verfolgte. Erkannt habe er ihn zwar, „doch darüber waren wir alle völlig baff“ – und danach „richtig happy“. Die 32 Pächter hatten um ihre Wochenendhäuser gefürchtet, seit die TLG Immobilien das Gelände zum Verkauf anbot. Nach Auffassung der Vereinsmitglieder haben ihre Lauben zwar Bestandsschutz bis 2015 – doch was danach kommt, ist unklar. Den Verein gibt es schon seit 1923; die meisten der 96 Mitglieder haben die Grundstücke von ihren Eltern übernommen. In den vergangenen Wochen hatten sie vergeblich versucht, die 295 000 Euro Mindestgebot für die Versteigerung zusammenzubekommen. Glück für die Datschenbesitzer aber, dass die gesamte Halbinsel unter Naturschutz steht. So war sie unattraktiv für Investoren oder Privatiers, die von einem Ruhesitz mit Blick aufs Wasser träumen. Massiv zu bauen ist hier nicht erlaubt.

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