Landeshauptstadt: Harry Potter und das Zauberkraut
Das Kräuter nicht nur zum Würzen von Salaten und Suppen da sind, erfuhren Kinder bei einer Führung durch die Ausstellung „Schön und nützlich“ im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte
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Das Kräuter nicht nur zum Würzen von Salaten und Suppen da sind, erfuhren Kinder bei einer Führung durch die Ausstellung „Schön und nützlich“ im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte Ein Ferienmorgen, fast wie jeder andere. Um halb 8 Uhr aufstehen, frühstücken, dann zum Hort. Nur dass es am Dienstag vom Kirchsteigfeld zum Kutschstall in die City geht. Zur Kinder-Führung durch die Ausstellung „Schön und nützlich“. Pflanzen – kein Thema, das Melanie, Jonas und die anderen Kids gewöhnlich vom Hocker reißen würde. Wenn da nicht Harry Potter und die Geschichte mit den grünen Alraunen in „Die Kammer des Schreckens“ in Band 2 wäre. „Jedes Kind interessiert sich für die Geschichte von Joanne K. Rowling“, erzählt Erzieherin Bärbel Busse. Erwartungsvoll lehnen die 20 Mädchen und Jungs etwas später um die quadratischen Glaskästen mit den alten Büchern und getrockneten Kräutern und lassen sich durch die historischen Pflanzenwelten führen. Unter ihren Armen klemmen kleine Kissen, Polster für die angekündigte Lesung auf der Treppe. Sie balancieren sie auf dem Kopf zum nächsten Schauplatz. Die Göttin der Blumen „Flora“ guckt von einem großen Wandbild herunter, die linke Hand galant zum Blumenstreuen in die Höhe gehoben. Ein Junge hebt den Finger, er kennt Flora, sagt er, aus einem Dinosaurierfilm. Die Schaukästen sind quadratisch, wie Beete in Klostergärten, erklären Uwe Fröhlich und Kerstin Spiekermann, die Kinder-Führer. Die Kinder nicken brav, zählen Pflanzen auf, die auf Beeten wachsen, Schnittlauch, Petersilie, Lavendel, Basilikum. Aus ihrem Mund klingen die Namen wie Fremdwörter. Kaum eines der Kinder hat einen eigenen Garten, erzählen sie. Über den Borretsch, die Pflanze mit den blauen Blüten im Kasten kurz hinter dem Eingang, hätte sie auch mit eigenem Garten nicht mehr gewusst. Der Grünling wird heute nur selten angebaut. Früher aber hatte er seinen festen Platz in der Pflanzenwelt. Er galt als Genussmittel, wurde in Rotwein eingelegt, getrocknet, erwärmt, inhaliert und soll muffelige Menschen froh gemacht haben, erzählt die Führerin. Den Salbei nebenan kennen die Kinder von Bonbons gegen Halsschmerzen. Ein Mädchen hebt den Deckel eines Schnupperkastens an der Wand hoch. Pfefferminz, rät sie, als ihr der starke Geruch von Gewürznelken in die Nase steigt. Das Bild auf dem Deckel verrät ihr nicht, dass sie falsch getippt hat. Sie geht zum nächsten Kasten, riecht Orange, Kümmel. Und dann endlich kommt sie, die Alraune, zuerst auf einer alten Zeichnung, eine lang gestreckte verzweigte Wurzel, die aussieht, als habe sie Beine, Füße, Arme. Darüber eine Blattrosette. Wie ein Menschen mit Hut, sieht sie aus. „Unscheinbar“ wird der Vorleser Uwe Fröhlich dazu später Hermine sagen lassen, die Freundin von Harry, als die Zauberlehrlingen beauftragt werden, die Stecklinge der gespenstisch, mystischen Pflanze umzutopfen. Nicht erst seit Harry Potter ist das sagenumwobene Grün bekannt, erzählt Kerstin Spiekermann. Schon die alten Ägypter schrieben ihr Zauberkraft zu, verwendeten sie als Liebestrank, Schlaf- und Schmerzmittel. Im Mittelalter war man der Meinung, das die Alraune nur in Mondnächten zur Sonnenwende ausgegraben werden sollte, überspringt die Erzählerin ein paar Jahrtausende. „Sie schreit, wenn sie aus der Erde gerissen wird“ wissen die Harry-Potter-Fans, und das man davon stirbt. Deshalb wurden damals hungrige Hunde eingesetzt, um sie aus dem Boden zu ziehen. Man band sie an den Stengel und köderte sie, erfahren die Kinder. „Tierquäler“ rufen sie entsetzt. Neu ist für die Kids, dass das Nachtschattengewächs eine seltene Kostbarkeit war, die gewöhnlich im Süden wuchs. Genauso wenig wissen sie, dass man ihr wegen ihrer besonderen Wurzelform Zauberkräfte zuschrieb, Glück, Liebe und Reichtum sollten über denjenigen kommen, der einen Alraune-Talismann trug. Neugierig sehen sich die Kinder vom Kirchsteigfeld die geheimnisvoll hinter Glas gezeigten Glücksbringer an, die man allwöchentlich in Rotwein badete und in Seide kleidete, um ihre magische Kraft zu konservieren. „Das mit den Alraunen wusste ich nicht. Muss ich wohl überlesen haben“, sagt der achtjährige Jonas. Er kennt alle Geschichten von Harry Potter. „Schön“ fand er die Führung, Melanie geht es genauso. Sie ziehen sich die Regenjacken über. Bei der nächsten Kinder-Führung sind sie wieder dabei. Marion Hartig Die nächste Ferienaktion findet am 22. Juli von 10 bis 15 Uhr zum Thema „Archäologie in Brandenburg“ statt. Anmeldung unter Tel. 0331/2005 63 55.
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