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Landeshauptstadt: Hausschwamm und Nassfäule

Der Zustand vieler denkmalgeschützter Gebäude hat sich kaum gebessert. Oft droht deshalb der Abriss

Stand:

Hausschwamm und Nassfäule setzen ihnen zu, zum Teil sind sie einsturzgefährdet: Die Zahl der denkmalgeschützten Anlagen und Gebäude in Potsdam, bei denen die Gefahr besteht, dass sie unwiederbringlich verfallen, ist in den vergangenen beiden Jahren nur minimal gesunken. Aktuell geht es um 19 Denkmale, vor zwei Jahren waren es noch 20. Und auf etwa die Hälfte davon – zum Beispiel auf das Schloss im Ortsteil Satzkorn – blicken die Denkmalschützer im Bauamt angesichts des fortschreitenden Niedergangs mit besonderer Sorge. Das geht aus der aktuellen, im Fachbereich Denkmalpflege geführten Liste der gefährdeten Denkmale in Potsdam hervor, die den PNN vorliegt.

Demnach haben sich die Aussichten für die im Jahr 1890 gebaute Villa Maurer in der Puschkinallee 6 verschlechtert. Noch vor zwei Jahren war die Verwaltung von einer Sanierung in absehbarer Zeit ausgegangen, weil das Gebäude zum Verkauf stand. Jetzt heißt es, der Eigentümer der seit elf Jahren leer stehenden Villa wehre jede Kontaktaufnahme der Verwaltung ab – obwohl etwa das Dach dringend abgedichtet werden müsste. Neu als gefährdetes Denkmal wird der im 19. Jahrhundert erbaute Gutshof von Schloss Marquardt eingestuft. Dieser sei einsturzgefährdet, so der Denkmalschutzbereich – daher werde nun eine Sicherungsverfügung vorbereitet, um den Verfall zu stoppen.

Doch gibt es auch gute Nachrichten: So stehen das Alte Amtshaus in der Rückertstraße sowie ein Wohnhaus in der Charlottenstraße 4 nicht mehr auf der Liste. Nach Angaben von Stadtsprecherin Regina Thielemann werden die Gebäude inzwischen saniert. Bei dem Amtshof in Bornim hatten die Denkmalschützer vor zwei Jahren noch gewarnt, er sei einsturzgefährdet. Und bei dem anderen Haus hatte sich Schwamm im Mauerwerk ausgebreitet.

Ebenso Hoffnung hat die Verwaltung für die im 18. Jahrhundert errichtete Bockwindmühle in Fahrland, deren Flügel zur Sicherheit schon abmontiert werden mussten und deren Eigentümer sich laut Denkmalamt nicht kooperativ zeige. „Demnächst steht aber eine Zwangsversteigerung des Gebäudes an“, sagte Sprecherin Thielemann. Saniert werden könnte laut den Denkmalschützern auch das einsturzgefährdete Heidehaus am Findling – bei der geplanten, aber noch umstrittenen Gesamtsanierung der Heidesiedlung in Babelsberg. Diese gehört der kommunalen Bauholding Pro Potsdam: Verkaufsabsichten haben Anwohner, wie berichtet, verhindert, nun wird verhandelt. Eine Lösung zeichnet sich für das 1735 gebaute Kolonistenhaus in der Benzstraße 22 ab: Dem Eigentümer seien Städtebaufördermittel für die Sanierung des verfallenen Hauses zugesichert worden, heißt es in der Liste. Allerdings sei ein Vertrag noch nicht unterzeichnet.

Weiter akut bedroht ist das Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Kino Charlott in der Zeppelinstraße, dessen Eigentümer nach einem Beschluss des Stadtparlaments zu Sanierungsmaßnahmen gezwungen werden soll. Ebenso steht die Lokhalle in der Wetzlarer Straße auf der Liste: Ihr Eigentümer will das 1899 errichtete Kuppelgebäude abreißen, weil er keinen Investor findet. Laut den Denkmalschützern seien erst Ende 2012 wieder erhebliche Schäden am Dach festgestellt worden.

Von „rapidem Zerfall“ der Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert sprechen die Denkmalschützer beim Jüdischen Friedhof in der Puschkinallee und beim Alten Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee. Bedroht ist ebenfalls das um 1800 errichtete Müllerwohnhaus in der Böcklinstraße, das einzige seiner Art in Potsdam. Dort bestehe die Gefahr, dass das Gebäude abgerissen werde, weil der Erhalt für den Eigentümer nicht zumutbar sei. Denn die Nutzung als Wohnung sei wegen der geringen Größe problematisch, das Objekt inmitten von Villen „nur schwer an den Mann zu bringen“, heißt es in der Liste.

Der 1912 gebauten Lokhalle auf dem RAW-Gelände an der Friedrich-Engels-Straße droht ein Teilabbruch: Dies erwäge ihr Eigentümer, die Baufirma Semmelhaack. Inzwischen prüfen die Denkmalschützer auch an dieser Stelle eine Sicherungsverfügung. Trostlos ist nach wie vor die Lage des Mitte des 18. Jahrhunderts errichteten Ritterguts im Ortsteil Satzkorn: Vor zwei Jahren noch hatte die Verwaltung gehofft, Interessenten für das marode Gebäude zu finden. Nun heißt es, der Eigentümer sei insolvent und nicht kooperativ - mit Geld aus dem Topf des Ordnungsamts habe schon das Dach abgedichtet werden müssen.

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