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Schloss Babelsberg: Hautkur für das Kaiserschloss

Im Frühjahr 2013 beginnt die Schlösserstiftung mit der Hüllensanierung des Sommersitzes Wilhelms I. im Park Babelsberg

Von Peer Straube

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Babelsberg - Schinkel hat es gebaut. Persius hat es erweitert. Hier hat Wilhelm I., der später Kaiser des Deutschen Reiches werden sollte, Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Schloss Babelsberg gehört zu den eindrucksvollsten Schlössern des Potsdamer Welterbes. Nachdem die lange geplante Sanierung immer wieder verschoben wurde, sollen die Arbeiten nun im Frühjahr 2013 beginnen.

Schloss Babelsberg sei ein „noch nicht wachgeküsstes Juwel in der Potsdamer Schlösserlandschaft“, sagte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, am Dienstag. „Je weiter man weg ist, desto schöner wird es.“ Tatsächlich werden die Schäden erst sichtbar, wenn man vor dem Gebäude steht: bröckelnder Putz, Risse im Mauerwerk, kaputte Marmortreppen, vor sich hin bröselnde, schon lange stillgelegte Brunnen und Wasserspiele.

All dies soll bis spätestens 2016 behoben sein. Fast zehn Millionen Euro investiert die Schlösserstiftung in die Hüllensanierung. Der weitaus größte Teil kommt aus dem 155 Millionen Euro schweren Masterplan, den die drei Stiftungsgeber Bund, Berlin und Brandenburg zur Rettung bedrohter Preußenschlösser aufgelegt haben. 200 000 Euro kommen aus dem Energiesparprogramm der Bundesregierung zur Sanierung öffentlicher Gebäude.

Praktisch mit dem Tode des Kaisers Wilhelm I. im Jahr 1888, für den das Schloss als Sommerresidenz erbaut wurde, begann auch der schleichende Verfall. In den 20er Jahren, sagte Dorgerloh, habe es noch einige Reparaturen gegeben, danach passierte kaum noch etwas. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Zweckentfremdung. Erst schleppte die Rote Armee große Teile der Inneneinrichtung weg oder vernichtete, was den Soldaten nicht gefiel. Später nutzte die SED-Kaderschmiede, die Akademie für Staat und Recht, Teile des Schlosses, danach die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“. Lothar Bisky, langjähriger Rektor der HFF und späterer Bundeschef der Linken, habe als Student im Schloss gewohnt, erzählte Dorgerloh. Zu jener Zeit seien alle historischen Öfen entfernt und durch Nachtspeicheröfen ersetzt worden. Schließlich eröffnete das Schloss 1970 als Museum für Ur- und Frühgeschichte, das Landesamt für Denkmalpflege hatte bis 1993 dort seinen Sitz, bevor es die Schlösserstiftung wiederbekam. 2,5 Millionen Euro wurden seitdem bereits in die Gebäudesicherung investiert. Zu sehen ist davon für den Laien kaum etwas.

Das wird sich jetzt ändern. Das Dach wird umfassend repariert, eine neue Dachhaut soll aufgebracht werden. Risse im Mauerwerk werden geschlossen, zudem sollen die Fassade aus gelben Klinkern gereinigt und die Fugen nachgezogen werden. Eine Kalkschlämme, wie sie zu Schinkels Zeiten aufgebracht wurde, soll die Fassade nicht mehr bekommen. In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt habe man sich dagegen entschieden, sagte Dorgerloh. Die gelben Ziegel seien in einem guten Zustand. Die 150 Jahre auf natürliche Weise gealterte Fassade solle so auch konserviert werden.

Die wohl größte optische Veränderung betrifft die Fenster. Sie sollen wieder die Panoramaverglasung erhalten, die sie bereits 1860 hatten. Seinerzeit ließen Wilhelm und seine Gemahlin Augusta die Fenster mit großformatigen Scheiben ausstatten, um den herrlichen Blick auf den Tiefen See und die Glienicker Brücke besser genießen zu können. „Scheiben dieser Größe waren damals der letzte Schrei“, sagte Projektleiter Max Daiber. Doch nur Könige konnten sich so etwas leisten. In Privatbauten habe es das nicht gegeben, so Daiber. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Fenster nachträglich mit Sprossen ausgestattet, die nun wieder entfernt werden. Fast alle der insgesamt 300 Eichenholzfenster des Schlosses sind laut Stiftung Originale und stammen aus der Zeit um 1860. Die neuen Scheiben sollen allerdings einen UV-Schutz erhalten, damit das Licht die Inneneinrichtung nicht schädigt, die Besucher aber trotzdem den Blick nach außen haben.

Die drei zum Teil seit Jahrzehnten für die Öffentlichkeit gesperrten Terrassen, die Blaue, die Goldene und die Porzellanterrasse, sollen ebenfalls restauriert werden und dann von den Besuchern wieder betreten werden können. Auch mehrere Wasserspiele umfasst das Bauprogramm, darunter den um 1863 erbauten „Städte-Brunnen“. Die Kölner Dombauhütte hatte ihn gespendet, um die Bemühungen Friedrich Wilhelms IV. und Wihelms I. um die Fertigstellung des Doms zu würdigen. Eine verschollene Figur, die den 1271 gestorbenen Dombaumeisters Gerhardt von Ryle darstellt, kann dank einer Privatspende als Kopie auf den Brunnen zurückkehren.

Darüber hinaus investiert die Stiftung weitere Millionen in die Wiederherstellung des Brauchwassernetzes, das die Parkbrunnen speist. Nach der Hüllensanierung des Schlosses sollen dann auch die Wasserspiele des Schlosses wieder sprudeln. Bis in allen Parkteilen wieder Wasser fließt, wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Mit dem jetzt in Angriff genommenen Teil werde man rund zwei Drittel des Netzes ertüchtigt haben, sagte Dorgerloh. Das Schloss bleibt mindestens bis zum Ende der Hüllensanierung 2016 für Besucher geschlossen, es soll aber gelegentliche Sonderführungen geben. Um das Geld für die Innensanierung pokert die Stiftung ab 2015: Dann, so Dorgerloh, beginnen die Verhandlungen mit den drei Stiftungsgebern über eine Fortsetzung des Masterplans. Sind sie erfolgreich, bleibt das Schloss wohl noch länger zu.

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