zum Hauptinhalt

SPITZEL-AFFÄRE: Heilsbringer Sponsoring

Wenn städtische Unternehmen und ihre Partner den Sport in der Landeshauptstadt unterstützen

Stand:

4,5 Millionen Euro kostet die Bahn AG das Trikotsponsoring bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC. Beim FC Bayern sollen es 20 Millionen Euro sein, die von der Telekom überwiesen werden, der Energiekonzern RWE greift für das Logo auf der Brust von René Adler und Stefan Kießling bei Bayer Leverkusen tief in die Tasche (etwa acht Millionen Euro). Und in Potsdam? Ob im Fußball, Handball, Leichtathletik oder Volleyball – wer Hochleistungssport anbietet, wird von kommunalen Unternehmen oder deren Partnern unterstützt. Die Summen sind Verschlusssache, weder die Unternehmen noch die Vereine geben darüber Auskunft.

Vor allem mögliche Nachteile, die eine Offenlegung von Sponsoring nach sich ziehen könnte, wird in den Vordergrund gerückt. Beispielsweise argumentieren die städtischen Unternehmen, dass nicht geförderte Träger möglicherweise „eine Gleichbehandlung einfordern“. Die Bekanntgabe könnte auch Auswirkungen auf andere Sponsoren haben, die ihr Engagement verringern könnten, argumentieren die Gegner der Veröffentlichung.

Bleibt also der Blick in die Sportvereine selbst: Einer der kommunalen Top-Sponsoren im Leistungssportbereich ist die „Energie und Wasser Potsdam GmbH“ mit Geschäftsführer Peter Paffhausen. Das Firmenlogo prangt auf den Trikots des Handball-Zweitligisten VfL Potsdam oder in dieser Saison lange Zeit auf der Brust der Drittligaspieler des SV Babelsberg 03, bei dem Paffhausen zugleich Aufsichtsratsvorsitzender ist. Einige Vereinschefs reagieren daher unruhig auf die Spitzel-Affäre um Paffhausen, viel Sponsorengeld ist im Umlauf. Wird das Sponsoring des städtischen Unternehmens gestoppt oder verringert, sterbe der Leistungssport in Potsdam schnell aus, hieß es.

Wenn nicht die EWP selbst einer der Hauptsponsoren ist, so sind es die Logos von Partnerunternehmen, die auf den Trikots zu sehen sind. Beispielsweise bei den Volleyballerinnen des SC Potsdam, die von „Remondis“ unterstützt werden – das private Partnerunternehmen der Stadtentsorgung Potsdam. Oder das Energieunternehmen Eonedis, Sponsor des Kanuclubs Potsdam sowie der beiden erfolgreichsten Fußballvereine Babelsberg 03 und Turbine. Zudem gibt es Bauunternehmer im Sponsorenpool der genannten Vereine, die auch als Auftragnehmer der EWP bekannt sind.

Eonedis will ebenfalls keine Zahlen zum Sponsoring nennen. Sie sind auch nicht im Geschäftsbericht veröffentlicht, sagte Sprecher Horst Jordan. Das Unternehmen sei nicht Sponsor, um Kunden zu gewinnen, sagte Jordan. Vielmehr gehe es um die „gesellschaftliche Verpflichtung“, sich sportlich, kulturell und sozial in dem Gebiet zu engagieren, in dem das Unternehmen Geld verdient. Dazu gehört auch Potsdam, immerhin gehören dem Energieunternehmen 35 Prozent der mehrheitlich kommunalen „Energie und Wasser Potsdam GmbH“ (EWP). Für die Stadtverordneten gibt es allerdings noch einen Unterschied, ob ein privates Unternehmen sein Vereins-Sponsoring veröffentlicht oder ein kommunales. jab

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })