Sommer in Brandenburg: Heißzeit in Potsdam
Zwei Wochen Wärme: Wie sich die anhaltende Sommerhitze auf das Leben in der Stadt auswirkt.
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Erst war es regnerisch-kühl, nun knackig heiß: Eine Hitzeperiode bestimmt seit zwei Wochen das Wetter in Potsdam. Und sommerlich heiß bleibt es auch am Wochenende, selbst wenn Meteorologen in den Nachmittags- und Abendstunden Gewitter erwarten. In diesem August lagen die Höchsttemperaturen bislang immer über 26 Grad, an neun Tagen wurde sogar die 30-Grad-Marke durchbrochen, wie aus den Daten der Säkularstation auf dem Telegrafenberg hervorgeht. So lange Wärmeperioden sind nicht die Regel für Potsdam: Im vergangenen Jahr dauerte die längste Sommerperiode nur neun Tage, 2013 waren es 14, die Jahre davor jeweils sechs Tage. Aus dem Rahmen fällt der Jahrhundertsommer 2003, als es an 31 aufeinanderfolgenden Tagen Sommertemperaturen von mindestens 25 Grad gab – der bisherige Rekord. Aber wie wirkt sich die anhaltende Hitze auf das Leben in der Stadt aus? Die PNN haben sich umgehört.
Vermehrt Hitze-Patienten
Bei der Notaufnahme des Ernst-von-Bergmann-Klinikums melden sich vor allem an den Wochenenden und in den Abendstunden vermehrt Patienten mit hitzebedingten Problemen, sagt Klinikumssprecherin Damaris Hunsman. Anders als noch an den ersten heißen Tagen im Jahr handele es sich aber fast nur noch um „leichte Verläufe“. Die Patienten klagten über Kreislaufprobleme oder Schwindel, Fälle für die Intensivstation, wie noch an den ersten heißen Tagen, gebe es nicht mehr. Die Potsdamer haben sich offenbar auf die Hitze eingestellt, vermutet die Sprecherin. Auch die Pflege der stationären Patienten habe man angepasst. Der Flüssigkeits- und Infusionsbedarf sei höher. Um die Temperaturen in den zumeist unklimatisierten Zimmern erträglich zu halten, würden tagsüber die Jalousien heruntergelassen, nur Früh- und Abendstunden zum Lüften genutzt. Teilweise seien auch Ventilatoren im Einsatz. Klimatisiert sind nur Rettungsstelle, Intensivstation und die OP-Räume.
Baumärkte und Elektroläden
Um sich abzukühlen greifen die Potsdamer offenbar in großem Stil auf technische Hilfsmittel zurück: Es gibt kaum noch Ventilatoren zu kaufen. Der Saturn-Elektromarkt in den Bahnhofspassagen berichtet von sehr starker Nachfrage. Hunderte Ventilatoren seien verkauft worden. Nun sind keine mehr da, hieß es am Freitag. Sogar die deutlich teureren mobilen Klimageräte seien derzeit ausverkauft. Ähnlich sieht es in den Baumärkten aus: Bei Hellweg in der Fritz-Zubeil-Straße gibt es nur noch einzelne Exemplare, viele Modelle seien vergriffen. Viele Kunden würden sich für das Thema Klimaanlage interessieren, hieß es auf Nachfrage.
Seniorenheime
Die hohen Temperaturen sind besonders für ältere Menschen eine Belastung. In Potsdamer Senioreneinrichtungen kommt man bisher aber gut mit der Sommerhitze zurecht. Die Residenz Heilig Geist Park in der Burgstraße feierte am Donnerstag noch ein Sommerfest mit den insgesamt 115 Bewohnern. „Wir haben einige Sonnenschirme aufgestellt“, so Geschäftsführer Hendrik Bössenrodt. Von der Havel wehe auch immer etwas Wind herüber, so sei die Hitze erträglich. Im Gebäude habe man Ventilatoren aufgestellt und die Fenster gegen die Sonne abgehangen. Auch im Kursana-Haus Gabriel in der Heinrich-Mann-Allee halten sich die Bewohner bisher gut. Einige Sonnenanbeter lassen sich auch von den hohen Temperaturen nicht abhalten. Im Haus seien Zettel mit der Erinnerung an regelmäßiges Trinken aufgehangen worden. Außerdem gibt es extra viel Obst.
Eine Badewanne Wasser pro Kopf
Die Hitze lässt den Wasserverbrauch in die Höhe schnellen: 38 000 Kubikmeter Trinkwasser wurden allein am Donnerstag bei der städtischen EWP gefördert, wie Sprecher Stefan Klotz sagte. Das entspricht gut 232 Litern Trinkwasser pro Potsdamer – eine Badewanne voll und noch einen Wassereimer dazu. Im Jahresdurchschnitt werden nur 26 100 Kubikmeter pro Tag gefördert – also knapp 160 Liter pro Potsdamer. Den bislang größten Wasserverbrauch in diesem Jahr gab es am 3. Juli – damals flossen sogar 42 500 Kubikmeter Trinkwasser aus den Hähnen, fast 260 Liter pro Potsdamer. Knapp dahinter liegt der Dienstag dieser Woche mit 41 700 Kubikmetern Wasser. Das Wasserwerk Nedlitz sei durch den Bedarf bereits hoch ausgelastet, sagt der Sprecher. Die Grundwasserspeicher seien aber gut gefüllt. Kunden sollten grundsätzlich bewusst mit Trinkwasser umgehen, betont er. Klotz rät auch zu sparsamer und gezielter Gartenbewässerung, möglichst in den frühen Morgenstunden.
Schwimmen und Schwitzen
Bei den Potsdamer Strandbädern freut man sich angesichts der Hitze über hohen Zuspruch – denn im Mai und Juni waren die Gäste wegen der kühlen Witterung ausgeblieben. Besonders groß war der Andrang am ersten Juliwochenende, als es bis zu 36 Grad heiß war. Das Waldbad Templin besuchten an jenem Wochenende rund 7500 Gäste, wie Stefan Klotz, Sprecher der Bäderlandschaft Potsdam, sagte. Im Stadtbad Park Babelsberg wurden rund 4400 Gäste gezählt – am 4. Juli wurde mit 2224 Gästen ein neuer Rekord erreicht. Aber auch die Sauna im Kiezbad am Stern sei trotz Hitze gefragt: „Besonders der Saunagarten für nahtlose Bräune scheint die Gäste zu locken.“
Braune Blätter, trockene Wiesen
Während Straßen und Schienen in Potsdam die Hitze bislang nicht zu schaffen macht, leiden Grünflächen und Bäume teils sichtbar, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte: „Wo wir mit dem Wässern nicht hinterherkommen, fällt Laub ab oder es kräuselt sich.“ Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes seien mit einem Wasserfahrzeug, das 1800 Liter fasst, zur Wässerung unterwegs – fünf Einsätze pro Tag schaffen sie. Auch an den Wochenenden sind jeweils zwei Mitarbeiter in Sonderschichten unterwegs. Bei der Stadt hofft man nun auf den vorhergesagten Regen an diesem Wochenende.
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