Landeshauptstadt: Hertha zu Gast in Potsdams „Fort Knox“
Hauptstadtkicker präsentierten ihr neues Trikot in der Bahn-Führungsakademie im Kaiserbahnhof
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Wildpark - Die vorbeieilenden Passanten am Bahnhof Park Sanssouci recken ihre Köpfe. Die Armada schwarzer Luxuslimousinen am Montagabend erregt einige Aufmerksamkeit, gerade dann, wenn diese direkt vor Potsdams „Fort Knox“ halten. Die Führungsakademie der Deutschen Bahn gilt nicht gerade als Ort, an dem Öffentlichkeit erwünscht ist. Aber für Hertha BSC macht Hausherr und Bahnchef Hartmut Mehdorn eine Ausnahme. Es ist das erste Mal überhaupt seit der Akademie-Eröffnung 2005, dass „Externe“ das Haus bevölkern, wie Mehdorn in einem Video betont. Der Grund liegt in der Zusammenarbeit, die Bahn ist seit 2006 Hauptsponsor der Berliner Kicker. Bereits kurz nach der Ankunft sind sich alle von Manager Dieter Hoeneß an abwärts einig: Einen besseren Ort habe man nicht finden können.
Selten feierte Hertha ein neues Trikot so opulent. Im Sekundentakt halten die Limousinen vor dem Portal, von dem auch der einstige Kaiser Wilhelm II. seinen Bahnhof betrat. Ähnlich wie der Militärliebhaber kommen auch die rund 200 Hertha-Gäste größtenteils uniform: Schwarzer Anzug, Krawatte, schwarze Schuhe. Dem Kleidungsdiktat kann sich auch Herthinho nicht ganz entziehen: das Maskottchen der Berlin-Kicker hat den Trainingsanzug gegen Frack und Fliege getauscht. Lediglich die roten Sportschuhe in Quadratlatschengröße weisen auf den sportlichen Hintergrund hin.
Dann das Drama: Aus der grandiosen Vorfahrt der Mannschaft – die im übrigen auch zum ersten Mal das Trikot bestaunen darf – wird nichts. Das blaue Straßenschlachtschiff der Herthaner, der Teambus, passt nicht durch die filigrane Einfahrt. Ähnlich der offenbaren Taktik im Ligageschäft, derzeit steht der Club auf Platz 13, rollt die Hertha das ganze von hinten auf. Durch die Ausfahrt kriecht der Bus auf das Gelände.
Für Hertha-Stammspieler Patrick Ebert ist der Ausflug nach Potsdam ein Heimspiel: „Ich war oft im Park“, deutet der gebürtige Potsdamer mit dem Kopf in Richtung des nahen Weltkulturerbes Sanssouci. Der Mittelfeldspieler kommt noch immer ein- bis zweimal die Woche in die brandenburgische Landeshauptstadt, um seine Großeltern zu besuchen. Bei seinem nächsten Besuch kann er dann vom „geheimen“ Kaiserbahnhof plaudern, denn die Potsdamer Großeltern dürften die Akademie noch nicht von innen gesehen haben. Die Stadt ist seit der Eröffnung 2005 mit der Bahn im Gespräch, zumindest Gebäudeteile der Öffentlichkeit temporär zu öffnen – bislang ohne Erfolg. Insbesondere die Bahnhofshalle, aber auch der einstige Wartebereich sind imposante Räumlichkeiten, ganz zu schweigen von den Ausbauten unter der Erde.
An diesem Montagabend jedoch gibt es einen anderen Star: ein überlebensgroßes Trikot. Maßgefertigt für die Höhe der Bahnhofshalle wird damit das neue Design präsentiert. Und das ist – traditionell, ja fast klassisch. „Wie früher in den 30ern“, entfährt es einem Gast. Die blauweißen Streifen ziehen sich über die Ärmel rund um den ganzen Körper, ein roter Rand am Kragen ist der Hingucker. „Das deutet auf Aggressivität“, übt sich Nationalelf-Spieler und Hertha-Kapitän Arne Friedrich in Farbinterpretation.
Das Design ist höchst demokratisch bestimmt worden. Der Verein rief seine Fans auf, Vorschläge für die zukünftigen Trikots der Herthaner zu schicken. „Gewonnen hat mein Favorit“, gibt der sympathische Manager unumwunden zu.
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