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Von Jana Haase: Hexen, Rentner, Terroristen

Die Nominierungen für die diesjährige „Lola“ stehen fest: Potsdam geht mit vier Filmen ins Rennen

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Sie gilt als kleine Schwester von „Oscar“ und glänzt genau so golden: Nein, die Rede ist nicht vom „Bambi“, der 2009 erstmals in der Metropolishalle vergeben wird, sondern von der „Lola“, der Preis-Statuette des Deutschen Filmpreises. Wer sie bekommt, bestimmen die Filmschaffenden selbst – genau wie bei Oscar. Aber egal, wie die Entscheidung der gut 1000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie ausfallen wird, eines steht seit gestern fest: Wenn der mit fast drei Millionen Euro höchstdotierte Filmpreis der Republik am 24. April in Berlin verliehen wird, können sich einige Potsdamer in ihre Gala-Garderobe werfen.

Denn die Landeshauptstadt geht in diesem Jahr mit Nominierungen für insgesamt vier Filme ins Rennen. Dreimal nominiert ist Andreas Dresens Rentner-Liebesdrama „Wolke 9“: In den Königskategorien Bester Film und Beste Regie und für die Leistung von Hauptdarstellerin Ursula Werner. Eine Nominierung als Bester Kinderfilm gab es für die Studio-Babelsberg-Koproduktion „Hexe Lilli“, HFF-Vizepräsident Martin Steyer kann sich für die Tonmischung im Kriegsdrama „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ Lola-Hoffnungen machen. Ebenfalls nominiert ist das Terroristendrama „Der Baader Meinhof Komplex“ mit den Potsdamer Schauspielern Nadja Uhl und Hannes Wegener.

Andreas Dresen nahm die Nominierung gestern gelassen auf. „Ich freue mich natürlich über die Ehre“, sagte er den PNN. Mit „Wolke 9“ sei er momentan viel international unterwegs, berichtete der Potsdamer und erzählte von einer Vorführung im Februar in Marokko: „In dem Kino in Casablanca saßen 800 Leute, darunter auch Frauen mit Kopftüchern.“ Bei der ersten Sex-Szene hätten 30 Leute stehenden Fußes den Saal verlassen. Mit den verbliebenen Gästen habe es nach dem Film dann aber eine sehr gute Diskussion gegeben: „Letztlich sind die Probleme doch überall die gleichen“, findet der Regisseur, der nach Fertigstellung seiner Tragikomödie „Whisky mit Wodka“ gerade auf der Suche nach dem nächsten Filmstoff ist. „Whisky mit Wodka“ soll am 3. September in die Kinos kommen, fast genau ein Jahr nach „Wolke 9“. Die Dreharbeiten hat auch Dresens Produktionsleiter, der Babelsberger Peter Hartwig, noch gut in Erinnerung: „Es ist ein Projekt, in dem viel Herzblut steckt“, sagte er gestern den PNN: „Das klingt noch lange nach.“

Zwei Lolas hat Martin Steyer, Vizepräsident der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), schon zu Hause: Nun ist er für den Ton im Kriegs- und Vergewaltigungsdrama „Anonyma“ nominiert. Aus Tonmeistersicht „ein schwieriger Film“, erklärte er. Denn während auf der Leinwand „klassische“ Kriegszenen zu sehen sind, spiegele der Ton die Gedankenwelt der Hauptfigur – gespielt von Nina Hoss: „Da geht es um Übergänge zwischen äußerer Wahrnehmung und innerem Gefühl“, sagt Steyer. Die Umgebungsgeräusche habe er dafür gefiltert und mit der zarten Filmmusik von Zbigniew Preisner („Drei Farben-Trilogie“) kombiniert. Die Nominierung sieht Steyer als Bestätigung für seine Arbeit.

Freude gab es gestern auch bei Studio Babelsberg, wo es mit dem Kinderfilm „Hexe Lilli“ von Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky Chancen auf eine Lola gibt: „Wir freuen uns mit dem gesamten Team über die Nominierung und hoffen und wünschen, dass die gemeinsame Arbeit mit einer Lola belohnt wird“, hieß es von Studio-Chef Christoph Fisser. Die Geschichte um ein Mädchen, das seine Hexenkräfte entdeckt und gegen den bösen Zauberer Hieronymus kämpft, haben schon mehr als 800 000 Zuschauer im Kino gesehen – der Film wurde im Sommer 2007 auch in der Potsdamer Innenstadt gedreht.

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